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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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tatsächlich ein Schraubendampfer?«, fragte er.
    »Ja, und er ist voll betriebsfähig. Nicht nur das. Er hatte auch noch einen Vorrat Karbonfluxer an Bord. Ich habe die Heizung der Antriebsschrauben eingeschaltet und jetzt ist er freigetaut.«
    »Was ist mit der Besatzung? Hast du Spuren von ihr entdeckt?«
    »Nur ein Mechanischer. Offenbar hatte er einen Defekt. Wir nehmen ihn mit. Vielleicht können wir ihn reparieren und mehr über seine Herkunft erfahren.«
    Als sie die Stelle mit dem Schraubendampfer erreichten, geriet Martin ins Staunen. In einer Vertiefung am Rande der Eispfeiler plätscherte Wasser und darauf schwamm ein seltsames Vehikel. Aus dem Kamin drang eine dichte Wolke Dampf, der zu Eiskristallen gefror, die vom Wind über die Ebene gewirbelt wurden. Das Fahrzeug schwamm breitbeinig auf zwei mächtigen liegenden Zylinderschrauben, jede sicher mit zwei Metern Durchmesser. Sie sahen aus wie zwei überdimensionale Spanplattenschrauben, wie sie Martin zum Basteln benutzte. Darüber wölbte sich ein schnittiger, bootsähnlicher Körper, der in einen spitzen Bug zulief, aus dem ein langer Stachel ragte. Hinter dem Steuerhaus mit großen Bullaugen vorn und auf der Seite saß die Maschine. Ihr dicker Kessel war senkrecht montiert. Neben dem Kamin, über den Martin in der Nacht gestolpert war, ragten noch drei weitere Stacheln in die Höhe. Sie sahen aus wie Antennen, fand Martin. Überhaupt sah das Gefährt einem Rettungsboot der Küstenwache ähnlich, wenn man die zwei großen Zylinderschrauben unter dem Rumpf wegdachte.
    »Auf diesen Schrauben bewegt sich das Gefährt vorwärts?« Martin war skeptisch. »Wären da nicht Raupenketten die bessere Wahl?«
    »Nicht hier oben in den Dünen der Eisebene. Raupen würden sich eingraben, die Schrauben jedoch kommen überall durch. Du wirst sehen. Komm, steigen wir ein, hier haben wir nichts mehr verloren.«
    Wie zur Bestätigung ihrer Worte tauchten am Horizont zwei schwarze Punkte auf.
    »Wir sind gerettet!«, rief Martin voller Freude. »Sie kommen, um uns zu holen!«
    »Dummkopf.« Eliane fiel in ihr altes Muster zurück. »Das sind Piraten.«
    Sie kletterte hinüber auf den Schraubendampfer. Bevor sie im Steuerstand verschwand, rief sie Martin zu: »Komm endlich! Sie werden gleich hier sein.«
    »Aber das Zelt! Wir müssen noch das Zelt mitnehmen!«
    Eliane antwortete nicht mehr und Martin beeilte sich, auf den Schraubendampfer zu kommen. Fast wäre er dabei ins Wasser gestürzt. Die Hybride verlor keine Zeit. Er hatte gerade die Tür ins Schloss gezogen, da betätigte sie zwei große Hebel, einen links und einen rechts von ihr. Es gab einen Ruck und Martin wäre fast zu Boden gegangen. Ein ohrenbetäubendes, sägendes Geräusch ertönte und der Schraubendampfer bäumte sich auf wie ein wildes Pferd. Aus dem Kamin schoss eine mächtige Dampfwolke und um sie herum wurden Wasser und Eisstücke hochgewirbelt. Einen Moment lang war vor den Fenstern nichts als eine weiße Wand zu sehen. Dann kippte der Dampfer unvermittelt wieder in die Waagerechte und begann zu beschleunigen. Zuerst langsam, fast zögernd, dann immer ungestümer. Martin musste sich an den überall angebrachten Handgriffen entlang zu Eliane vorkämpfen.
    »Halt dich gut fest, es wird eine wilde Fahrt!«, rief Eliane. Martin konnte sie kaum verstehen, es war laut wie in einem Sägewerk. Als er durch das linke Bullauge blickte, sah er die beiden Piratenboote. Sie kamen im spitzen Winkel auf sie zu und waren ganz unterschiedlich gebaut. Das eine hatte Schaufelräder an jeder Seite wie ein Raddampfer und das andere besaß einen Mast und ein Gaffelsegel. Offenbar war es nicht motorisiert.
    »Der eine ist nur ein Segler«, rief Martin. »Ihn können wir ausmanövrieren, wenn wir gegen den Wind fahren.«
    »Er kommt aber direkt aus dem Wind und er ist sehr schnell – schneller als unser Schraubendampfer. Wenn wir den Kurs ändern, nehmen sie uns in die Zange.«
    »Was können wir dann tun? Können wir ihnen überhaupt entwischen?«
    »Wahrscheinlich nicht, wir müssen kämpfen.«
    »Aber wir haben doch gar keine Waffen. Wenn wir wenigstens eine Ætherpistole dabei hätten.«
    Die Lage spitzte sich zu. Der Segler fuhr jetzt genau hinter ihnen, gefolgt vom Raddampfer etwas weiter hinten. Plötzlich zuckte ein giftgrüner Strahl über sie hinweg und stach in die nächste Düne.
    »Sie schießen auf uns«, rief Martin.
    »Komm ans Steuer, ich werde mich darum kümmern. Die beiden großen Hebel links und

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