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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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brauchen ein neues Luftschiff.«
    »Aber wie wollen wir in den Kessel gelangen?«
    »Kommt Zeit, kommt Rat. Zuerst müssen wir einmal soweit kommen. Ob es die Maschine bis dorthin schafft, ist fraglich. Wir haben einen Treffer abbekommen. Wenn du das Steuer übernimmst, werde ich mal nachsehen, wie groß der Schaden ist und ob er sich reparieren lässt.«
    Doch so weit kam es nicht. Auf dem nächsten Dünenkamm angelangt, tauchte am Horizont der Piratensegler auf.
    »Verdammt, sie haben das Ding wieder instand gesetzt«, fluchte Eliane.
    »Er hält genau auf uns zu«, sagte Martin.
    »Gut so. er soll es nur versuchen.«
    »Wir müssen ausweichen, Eliane!«
    Doch die Hybride ließ sich nicht beirren. Sie hielt an ihrem Kurs fest.
    »Wenn wir nicht ausweichen, wird es zur Kollision kommen. Dann sterben wir alle in einem Trümmerhaufen. Zudem ist ihr Schiff größer als das unsere.«
    »Aber der Schraubendampfer ist schwerer und hat mehr Durchschlagskraft.«, gab sie zurück. »Du musst noch viel lernen, Außenweltler Martin. Was hier zählt, ist Stärke. Wer Schwäche zeigt, hat verloren. Das sind die Regeln dieses Spiels. Der mit den schwächeren Nerven wird zuerst ausweichen.«
    Bei diesen Worten ahnte Martin, dass es nicht Eliane sein würde, die auswich. Seine Gedanken rasten und er überlegte fieberhaft, was er tun konnte. Sollte er sie von der Steuerung wegstoßen und das Schiff auf einen anderen Kurs bringen? Doch er wusste, seine Chancen standen schlecht, um eine solche Aktion gelingen zu lassen. Er konnte nur darauf hoffen, dass die Piraten nachgaben und im letzten Augenblick ausweichen würden.
    Beide Schiffe gelangten gleichzeitig auf den Kamm einer Düne und es trennte sie nur noch eine Senke voneinander. Unten im Dünental würden sie sich treffen. Im Bug des Piratenseglers tauchten zwei Gestalten mit Gewehren auf. Zwei grüne Strahlen schossen auf sie zu. Der eine traf den linken Antriebszylinder und der andere streifte das Steuerhaus und bohrte sich hinter ihnen in die Maschine. Es gab einen dumpfen Knall und der Schraubendampfer ruckte. Im letzten Moment änderte der Segler seinen Kurs. Er drehte hart nach Backbord, sodass sich das Schiff zur Seite neigte. Die Piraten hatten nachgegeben. Doch Eliane blieb stur. Der Schraubendampfer streifte mit seiner rechten Zylinderschraube die Unterseite des Seglers. Zum Heulen des Antriebs gesellte sich ein dumpfes Rumoren, als die Antriebsschraube Planken aus dem Schiff der Piraten riss. Trümmer trommelten gegen das Steuerhaus und gegen die Maschine dahinter. Hätten die beiden nach hinten sehen können, so hätten sie bemerkt, wie ein großes Trümmerstück das Kamin der Maschine traf und es abriss. Eine Stichflamme schoss aus der überlasteten Dampfmaschine. Doch die beiden waren mit sich selbst beschäftigt. Martin hatte sich nicht halten können und wurde quer durch das Steuerhaus geschleudert. Er stieß sich den Kopf an einem Haltegriff und ging zu Boden. Eliane jedoch konnte sich hinter der Steuerung festklammern und jubelte:
    »Fahrt ins ewige Nichts, wir haben gewonnen.«
    Die Streifkollision hatte den Segler umgeworfen. Er lag nun auf der Seite, Segel, Mast und Takelage im Schnee. So schlitterte er noch weiter, bis zur nächsten Düne, wirbelte dabei den Schnee auf und drehte sich um neunzig Grad. Gegenstände fielen von Deck und viele der Piraten purzelten hinterher.
    Elianes Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt, als sie das Schiff wendete. Das lädierte Gefährt rumpelte und schüttelte sich dabei. Die rechte Antriebschraube war durch die Kollision beschädigt worden.
    »Was um Himmels willen soll das werden?«, rief Martin entsetzt. Doch seine Begleiterin antwortete nicht. Die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst, hielt sie direkt auf den havarierten Segler zu. Einige Piraten hatten sich aus dem Schnee hochgerappelt und zogen ihre Pistolen, doch es war zu spät. Der Eissegler schoss mitten durch sie hindurch, quer über Segel und Takelage. Dabei brach der Mast des Seglers mitten entzwei. Der Schnee, den die Antriebszylinder aufwirbelten, färbte sich blutrot. Kaum waren sie durch, eine Spur von Tod und Verderben hinterlassend, wendete Eliane wieder.
    »Nein, das darfst du nicht tun. Du bringst sie alle um. Hör auf, Eliane!«
    Doch sie hörte nicht auf ihn. Noch einmal fuhr sie mitten durch den Wirrwarr von Segel, Tauen, Trümmern und menschlichen Körpern. Diesmal so knapp am umgekippten Segler vorbei, dass der linke Antriebszylinder über das

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