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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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rechts regeln die Geschwindigkeit der Schrauben. Mit ihnen wird der Schraubendampfer auch gesteuert.«
    »Ich verstehe, ich bin mal Bagger gefahren, das ist fast das gleiche.«
    Wiederum fuhr ein grüner Strahl über ihre Köpfe hinweg und verfehlte nur knapp die Maschine hinter dem Steuerstand. Während der Schraubendampfer durch die nächste Düne brauste, übernahm Martin das Steuer. Es war nicht einfach, sich in dem schlingernden und bockenden Gefährt auf den Beinen zu halten und gleichzeitig die Steuerung zu bedienen. Martin hielt sich mehr oder weniger an den beiden Hebeln fest. Sie waren ohnehin bis zum Anschlag gezogen. Die Maschine machte volle Fahrt. Doch der Segler hielt offenbar mühelos mit und setzte jetzt sogar zum Überholen an, wie er mit einem Blick durch ein Bullauge feststellen musste. Eine weiß vermummte Gestalt stand im Bug und zielte mit einem Gegenstand auf die Steuerkabine, vermutlich war es ein Æthergewehr. Martin stieß instinktiv den linken Hebel ein Stück nach vorne. Der Schraubendampfer machte einen Schwenk nach links und der Segler verschwand für einen Augenblick aus dem Sichtbereich des Fensters. Ein grüner Strahl schoss am Steuerstand vorbei und stach in den Rumpf des Schraubendampfers.
    »Treffer«, murmelte er. Das konnte nicht lange so gut gehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die Maschine oder gar einen von ihnen beiden erwischen würden. Wo Eliane wohl steckte? Sie befand sich nicht mehr im Steuerstand. Martin spielte an den Hebeln, stieß mal den linken, dann wieder den rechten etwas nach vorne. Zwar fuhr der Schraubendampfer damit eine unbeholfene Schlangenlinie, wurde aber auch langsamer. Ob er einfach eine Kurve fahren und versuchen sollte, den Segler zu rammen? Doch vermutlich war das keine gute Idee, überlegte er. Der Raddampfer im Hintergrund wartete sicher auf ein solches Manöver. Er war viel größer als ihr Schraubendampfer und vermutlich auch schwer bewaffnet.
    In diesem Augenblick sah er plötzlich einen grünen Strahl, der sich nur Zentimeter von seinem Oberkörper entfernt in die Front des Steuerstandes bohrte und dort ein rundes Loch hinterließ. Schneekörner wirbelten durch die Öffnung in die Kabine.
    »Zweiter Treffer«, sagte Martin, »zum Henker mit den Piraten.« Was sie wohl mit ihnen anstellen würden, wenn sie erwischt wurden? Waren sie auf den Schraubendampfer aus oder auf neue Sklaven? Vielleicht auf beides, schoss es ihm durch den Kopf. Ob sie sich einfach stellen und ergeben sollten? In der Sklaverei zu enden war womöglich das bessere Schicksal, als in der Eiswüste zu sterben.
    In diesem Moment hörte er einen dumpfen Knall, der das Sägen der Schrauben übertönte. War das der finale Treffer? Doch der Schraubendampfer machte immer noch Fahrt. Da ging die Tür auf. Es war Eliane.
    »Wir haben den Segler abgehängt. Er hatte eine Kollision.« Sie lachte.
    »Eine Kollision? Gibt es hier gar Eisberge oder gefährliche Klippen unter dem Schnee?«
    »Nein, ich habe den Mechanischen über Bord gekippt. Sie waren zu nahe um ausweichen zu können. Der Blechkasten hat uns einen guten Dienst erwiesen. Sie haben ihn voll erwischt.«
    »Was ist mit dem Raddampfer? Ist er immer noch hinter uns her?«
    »Ja, und er hat jetzt mächtig Dampf gemacht. Seine Schaufelräder produzieren riesige Schneefontänen. Ich denke er wird uns einholen. Aber vielleicht kriegen sie auch den Segler wieder flott. Wie groß der Schaden ist, den unser blecherner Freund angerichtet hat, kann ich nicht abschätzen.«
    »Was jetzt? Was soll ich tun?«
    »Wir brauchen mehr Dampf, sonst können wir ihnen nicht entwischen. Ich werde mich darum kümmern. Vielleicht kann ich mehr aus der Maschine herausholen. Ich gehe nochmal nach hinten. Halt du den Kurs.«
    Das war leichter gesagt als getan. Der Schraubendampfer bockte und schlingerte wie wild und Martin musste unablässig korrigieren. Hoffentlich fiel Eliane nicht von Bord, er selbst hatte schon die größte Mühe hinter der Steuerung zu bleiben. Wenn sie über Bord ging, würde er sie nie mehr finden, sie wäre verloren wie in einem großen Ozean bei hohem Wellengang. Er würde sich dann ganz allein mit den Piraten herumschlagen müssen. Aber nicht nur das, er würde Eliane vermissen, wie keinen anderen Menschen zuvor. Ob es nicht besser wäre, sich einfach zu ergeben und auf Flucht und Kampf zu verzichten? Vielleicht wäre ein Leben als Sklave immer noch besser, als das Leben in dieser Eiswüste auszuhauchen? Und wer

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