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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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und helft auch ihm aus seinen Kleidern!«
    »Gleich. Wozu diese Ungeduld? Beantwortet mir noch diese eine Frage: Wie alt wünschtet Ihr zu werden, läge es in Eurer Hand?«
    Der leidige Ton, mit dem Pescara ihr schließlich Antwort gab, verriet, daß er hoffte, sie würde sich danach endlich auf ihre eigentliche Aufgabe besinnen.
    Zugleich war es eine Antwort, die Elisabeth wider Erwarten verblüffte: »Das habe ich schon mit einem anderen ausgemacht. Und ich denke, daß ein volles Jahrhundert dabei kein schlechter Handel war!«
    »Hundert?« Elisabeth begann wie abwesend an ihrem Kleid her- umzunesteln. »Das könnt ihr haben - wie wäre es mit ... jetzt gleich ...?«
    Und während sich Manuels Augen, die auf dem Vater ruhten, kurz darauf weiteten, schien Pescara selbst die ersten Jahre, die ihm gestohlen wurden, gar nicht zu bemerken .
    *
    Manuel starrte auf die Tür, durch die sie verschwunden war. Sie ... Sein Herz schien nicht mehr in der Brust, sondern wie wild geworden im Hals hinter dem Adamsapfel zu trommeln.
    »Komm . her .« Die brüchige Stimme trieb Manuel den Schweiß aus allen Poren. »Hilf . mir .«
    Er preßte sich die Faust an den Mund, um den Schrei zu unterbinden, der aus seiner Kehle herausfahren wollte. Weniger diese Faust als die Worte der Frau, die sich tief in sein Gedächtnis gegraben hatten, hinderten ihn daran.
    »Halte dich ruhig, fang nicht an zu schreien und versuch nicht, mich aufzuhalten. Wenn doch, wird es dir ergehen wie deinem Vater ...« Grauenhaft.
    Es war grauenhaft, was dem stolzen Kaufmann Francesco Pescara widerfahren war!
    Manuel wagte kaum zu dem Stuhl zu blicken, in dem der uralte Greis zurückgesunken kauerte, beide Arme über die Lehnen gehängt, als könnte er nur so verhindern, zu Boden zu rutschen. »Ma-nu-el ...«
    »Ich höre Euch, Vater.« Manuel kam es vor, als sagte ein anderer die Worte, nicht er selbst.
    »Schlag ... Alarm ... Sie darf nicht ... entkommen ...!«
    »Ich - habe Angst, Vater.«
    Ein häßlicher Laut löste sich aus dem runzeligen Körper des Kaufmanns - es klang, als wäre sein Brustkorb perforiert. »Du verdammter .«
    Auch das Geräusch nahender Schritte war nicht in der Lage, den gräßlichen Alpdruck von Manuel weichen zu lassen. Dennoch war er froh, nicht länger allein mit seinem Vater bleiben zu müssen.
    Er sah zur Tür und rechnete damit, seine Mutter oder einen der Bediensteten zu sehen. Diener wie er.
    Aber die Gestalt, die schließlich eintrat, hatte Manuel noch nie im Leben gesehen. Obwohl das, was seinem Vater widerfahren war, an Schrecken kaum mehr zu überbieten war, hatte er das Gefühl, als lege sich beim Anblick des ungebetenen Besuchers eine knochige, kalte Hand um seinen Hals.
    Das Röcheln, das aus dem Mund des Vaters brach, hörte sich an, als wäre es ein gescheiterter Schrei. Nicht hilfesuchend, hilfe bettelnd hob er seine Arme dem Fremden entgegen. Manuel gewann den Eindruck, daß beide einander kannten.
    Daraufhin faßte er allen Mut zusammen und sagte: »Eine Hexe! Eine Hexe hat ihm das angetan ... Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie würde auch mich -«
    Eine nur angedeutete Handbewegung brachte ihn zum Schweigen. Giftrote Augen starrten Manuel aus einem Gesicht an, das so fahl war, daß er im ersten Moment dachte, es sei mit weißem Puder überschminkt. Aber es schien die normale Hautfarbe des Besuchers zu sein. Totenbleiche. Der Fremde war völlig kahl, selbst Anzeichen für einen Bartwuchs fehlten. Die Wülste, unter denen weit zurückversetzt die Augen lagen, waren brauenlos.
    »Du warst keine große Hilfe«, hörte Manuel den Unbekannten we-nig freundlich zu seinem Vater sagen.
    Und der Greis im Stuhl keuchte: »Warum hast du . mich nicht . gewarnt? Wußtest du ... wozu sie ... fähig ist?«
    »Ich wußte es«, bestätigte der Albino, der jetzt vor Francesco Pes-cara stand und Manuels Blick auf seinen Vater fast vollständig verdeckte.
    »Hilf - mir!«
    »Wozu?« Der Fremde neigte sich leicht nach vorn.
    »Ihr hattet versprochen, daß ich . mein Leben auskosten kann -auf Kosten . anderer. Ich habe euer Wort, daß ich . uralt werden darf .«
    Der Fremde lachte höhnisch. »Wir halten immer unser Wort. Du Narr bist uralt - ist es unsere Schuld, daß du dir die Jahre, die dir zustanden, in einem Atemzug genommen hast?«
    »Das ist . Betrug!«
    Es krachte fürchterlich. Der Fremde richtete sich wieder zu voller Größe auf und drehte sich zu Manuel um. Als er einen Schritt auf ihn zu machte, wurde Francesco Pescara

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