Die Reise zu den Elfeninseln
darauf bestehen, dass Ihr Eurer Arbeit nachgeht, ohne unsere Elfenfreunde zu beleidigen. Und sorgt dafür, dass sich Makri nicht an Deck zeigt. Gestern ist sie auf eine höchst schamlose Art und Weise in ihrem Kettendress an Deck herumstolziert. Ich glaube kaum, dass die Elfen sonderlich erfreut darüber waren.«
»Es war sicherlich ein ungewohnter Anblick für sie. Allerdings würde ich es nicht stolzieren nennen, wenn sie an die Reling stürmt, weil ihr schlecht wird. Sind Euch ihre goldenen Fußnägel aufgefallen? Es ist wirklich merkwürdig, dass sie diese Mode übernommen hat, denn Makri ist niemals in Simnia gewesen, und soweit ich weiß, sind die einzigen anderen Frauen, die ihre Fußnägel so lackieren, simnianische …«
»Behaltet sie einfach im Auge«, unterbricht mich Zitzerius eisig.
»Ihr wisst doch selbst, wie sie ist, Zitzerius. Man kann nur schlecht mit ihr diskutieren.«
Der Vizekonsul verkneift sich tatsächlich ein Lächeln. Zitzerius würde zwar niemals zugeben, dass Makri eigentlich ein guter Kumpel ist, aber es muss zugeben, dass sie sehr hilfreich war, als ich das letzte Mal für ihn gearbeitet habe. Er hüllt sich enger in den Umhang, als der Wind und der Regen zunehmen, und beschränkt sich darauf, mich zu warnen, keine weiteren Schwierigkeiten zu machen.
»Eure Hartnäckigkeit war in der Vergangenheit bei manchen Gelegenheiten sehr von Nutzen. Doch dies ist keine solche Gelegenheit. Solltet Ihr irgendwelche Geheimnisse auf Avula aufdecken, behaltet sie für Euch. Als Vertreter des Staates Turai verbiete ich Euch, etwas zu sagen oder zu tun, was die Elfen vor den Kopf stoßen könnte, ohne es vorher mit mir abzusprechen. Dieses fünfjährige Fest ist eine bedeutsame Veranstaltung, und die Avulaner dürften überaus erbost sein, wenn etwas Abträgliches passiert, solange die Insel voller Besucher ist.«
Er macht eine Pause. »Habt Ihr getrunken?«, will er dann wissen.
Das kann ich nicht abstreiten. Es vertreibt einem die Zeit.
Zitzerius verschwindet hochmütig. Dabei fällt mir auf, dass er doch eitel ist. Sein Umhang ist gerade kurz genug, dass der goldene Saum der Toga darunter hervorlugt. Nur die oberen Klassen tragen Togen. Ich bin in meine übliche langweilige Tunika gehüllt und habe darüber einen dicken Umhang geworfen, der vor dem Wetter schützt. Während ich weiterschlendere, überlege ich, mit wem ich am besten die Zeit totschlagen kann. Es wäre sinnvoll, wenigstens zu versuchen, noch ein paar Hintergrundinformationen zu sammeln. Elith wird direkt nach dem Fest vor Gericht gestellt, was bedeutet, dass mir nach unserer Ankunft nur etwa eine Woche bleibt, um die Angelegenheit zu untersuchen.
Also mache ich mich auf den Weg, Lahmius Sonnenfänger und Harmonius AlpElf zu suchen. Bisher habe ich sie nur selten an Bord getroffen, und ich frage mich, ob sie vielleicht etwas Interessantes über das Verbrechen aufgeschnappt haben. Doch bevor ich mich auf die Suche machen kann, verbaut mir ein Elf, den ich nicht kenne, den Weg. Ich grüße ihn freundlich, aber er starrt mich feindselig an. Während die meisten Elfen an Bord des Schiffes ihr Haar fest zurückgekämmt tragen, schwingt sein goldblondes Haar frei im Wind. Seine Augen sind etwas dunkler als die der anderen, und er ist sehr kräftig gebaut. Wir stehen uns gegenüber und messen uns schweigend mit Blicken.
»Ich bin Gorith-al-Dent«, erklärt er schließlich.
Ich starre ihn verständnislos an. »Soll mir das etwas sagen?«
»Kallos-al-Dent war mein Bruder. Er hat Euch engagiert, damit Ihr ihm helft. Dann wurde er getötet.«
Kallos-al-Dent. Ich erinnere mich. Er und sein Freund Jares-al-Manach waren die beiden Elfen, die mich letzten Sommer engagiert hatten, um für sie das Rote Elfentuch zu suchen. Sie gaben vor, es für ihren Elfenlord Khurd-al-Dah, unseren Kapitän, wiederbeschaffen zu wollen. Aber in Wirklichkeit haben sie versucht, es zu stehlen. Sie wurden letztlich von Marihana von der Meuchelmördergenossenschaft umgebracht, weil sie ihr in die Quere gekommen waren. Was ziemlich dumm war.
So wie Gorith-al-Dent mich anstarrt, macht er mich vermutlich für ihren Tod verantwortlich. Was nicht zutrifft. Aber ich habe nicht vor, noch einmal die Einzelheiten des Falles wiederzukäuen. Es dürfte nur schmerzhaft für Gorith sein, von den kriminellen Aktivitäten seines Bruders zu erfahren.
»Ich glaube nicht, dass mein Bruder versucht hat, das Tuch zu stehlen. Ich gehe davon aus, dass er zum Sündenbock gemacht
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