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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Madauk und der Rahaeng. Dahinter lag der viel schmalere, aber immer noch höchst eindrucksvolle Obere Skar und unbekanntes Land.
    Einige hundert Kilometer oberhalb des Topapasirut änderte sich die Geologie des Landes radikal. Die Barshaja-gad-Schlucht weitete sich aus, und der Fluß stieg in mehreren Stufen an, so daß die Tiefe des Canyons geringer wurde. Immer wieder weckte das hartnäckige Piepen des Computers die Redowls aus dem Schlaf. Da sie Stromschnellen nicht mit dem Autopiloten bewältigen konnten, taumelten Etienne oder Lyra dann immer schlaftrunken nach vorn, um entweder die Wildwasserstrecke von Hand zu steuern oder das Boot auf den Repellern darüber hinwegzuheben.
    Das beständige Grollen der Wasserfälle bildete einen scharfen Kontrast zu dem lautlosen Fluß südlich von Aib. In der Nacht verwandelten die vier Monde Tslamainas die Streifen schäumenden Wassers in Tausende blasser, kristalliner Tentakel. Doch nicht alles war schwierig. Es gab auch Strecken relativ ruhigen Wassers von eindrucksvoller Schönheit.
    Zum ersten Mal, seit sie das Skatandah-Delta verlassen hatten, konnten sie sich etwas entspannen. Je niedriger die Temperatur wurde und je höher der Fluß in seinem uralten Bett anstieg, desto weniger Spuren von Siedlungen bekamen sie zu sehen, da das Land nur noch für Sammler und Jäger geeignet war. Hin und wieder sahen sie ein paar baufällige Häuser, die sich um kärglich bewässerte Grundstücke drängten. Komplizierte Terrassen zu bauen, hatte hier niemand versucht.
    Von einem schroffen Land geformt, waren die hiesigen Mai abgehärteter als ihre Vettern im Süden. Sie waren auch offen und viel ehrlicher. Freilich war auch möglich, daß das Erscheinen des Bootes und seiner seltsamen Bewohner sie so verblüffte, daß ihnen der Gedanke an Diebstahl gar nicht erst in den Sinn kam.
    »Ich bin nicht sicher, daß das alles ist«, meinte Lyra eines Tages. »Die alte Weisheit scheint bei nichtmenschlichen Primitiven ebenso zu gelten wie bei ihresgleichen: je ärmer die Menschen sind und je mehr von ihresgleichen isoliert, desto vertrauenswürdiger und hilfreicher verhalten sie sich. Eine harte Umwelt scheint ein Bedürfnis für Gemeinschaft zu erzeugen und damit auch die Bereitschaft, jedem zu helfen, der des Weges kommt.«
    Etienne widersprach ihr nicht, da ihn die Offenheit und Furchtlosigkeit der Eingeborenen viel mehr interessierte. Sie waren zwar erschreckt, aber da war keine Spur der fast paranoiden Furcht oder der eifersüchtigen Ehrfurcht zu entdecken, wie die Redowls sie weiter im Süden angetroffen hatten. Er nahm an, daß das daran lag, weil diesen Pionieren alles neu war. Vielleicht glaubten sie, daß die Redowls gar nicht von einer anderen Welt kamen, sondern aus irgendeinem unbekannten fernen Stadtstaat am Ufer des Groalamasan. Wenn man eine Welt mit zwei anderen intelligenten Rassen teilt, so fällt es nicht schwer, auch die Existenz einer dritten zu akzeptieren.
    Sie rechneten damit, auf ein paar Tsla-Dörfer zu stoßen; aber Ruu-an sagte ihnen, daß sie das nicht zu erwarten brauchten. Und die Information, die die Ältesten von Jakaie ihnen geliefert hatten, erwies sich als richtig. Ob die Tsla nun diese nördlichen Breiten bewußt oder aus irgendwelchen unbekannten Umständen aufgegeben hatten konnte Lyra nicht feststellen. Homat und Tyl unterhielten sich bis tief in die Nacht hinein darüber, wobei der Mai behauptete, seine Gattung sei anpassungsfähiger, während Tyl der Überzeugung Ausdruck gab, daß es sicherlich gute Gründe gab, solch unfruchtbares Land zu meiden.
    Als sie freilich die Stelle erreichten, wo die drei großen Flüsse zusammenströmten, erwartete sie eine große Überraschung. Wo der Madauk und der Rahaeng ihre Wasser mit denen des Skar mischten, waren ein paar kleine Dörfer entstanden: Handelsniederlassungen, nicht viel mehr.
    Aber nicht ihre Existenz oder ihre Lage war es, die die Reisenden schockierte, sondern vielmehr ihre Bevölkerung. Mai und Tsla, Händler und Jäger mischten sich ungezwungen untereinander und arbeiteten Seite an Seite mit einer Selbstverständlichkeit, die einen verblüffte, wenn man an den etwas gequälten Frieden dachte, wie ihn ihre Verwandten im Süden aufrechterhielten. Die Notwendigkeit, zusammenzuarbeiten, um in einem so unwirtlichen Land zu überleben, war stärker gewesen als ihr uralter Argwohn und ihre Hemmungen. Homat und Tyl waren von dieser Realität ebenso verblüfft wie von den Folgerungen, die man daraus ziehen

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