Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Seite hindurch glaubte Etienne Lyra aus ihrem Versteck zwischen den Artefakten schreien zu hören. Sie versuchte jetzt gar nicht mehr, sich hinter Homat vorbeizuschleichen. Das einzige, wozu sie noch in der Lage war, war voll Staunen den Turm aus pulsierendem Quecksilber anzustarren, der einmal Yulour gewesen war. Von den dreien, die ihn sahen, war vielleicht sie am verblüfftesten; denn nur Lyra Redowl war mit der Folklore und den Mythen von einem halben Hundert Welten vertraut, und so konnte nur sie wissen, daß das, was vor ihnen stand, darin eine Grundlage hatte.
    Man hatte solches schon früher gesehen - aber hatte man das? Niemand war sicher, da nie jemand verläßliche Beweise vorgelegt hatte, um die Existenz einer solchen Kreatur schlüssig zu beweisen. Die Gerüchte verliehen dem, was hier vor ihnen aufragte, verschiedene Namen; und der eine Name, der sich gehalten hatte, war eher hoffnungsvoll beschreibend als beweisbar.
    »Das ist unglaublich!« murmelte sie voll Ehrfurcht. »Ein Gestaltwandler!«
    Etienne hörte es, und das Wort trieb durch sein halb benommenes Gehirn. Ein Wandler. Die Legenden berichteten von ihnen, nicht nur auf den Welten des Commonwealth, sondern auch auf denen des AAnn-Imperiums und den bewohnten Planeten, die sich draußen in der Leere jenseits der Grenzen der führenden politischen Mächte drehten. Jede raumfahrende Zivilisation hatte Legenden von Begegnungen mit echten Metamorphen.
    Ein Gestaltwandler!
    Aber vor ihnen, hier in dieser feuchten Kaverne, lösten sich Legenden und Sagen vor der schimmernden Realität auf, die einmal Yulour gewesen war, der schwachsinnige Tsla. Ob nun Legende, ob Sage, ob Realität gewordene Halluzination - was immer es auch war, hatte Lyras Leben gerettet. Welche Intensionen es darüber hinaus hatte, lag völlig im Bereich der Spekulation.
    Während Etienne da lag und das wogende silberne Gebilde anstarrte, kam ihm in den Sinn, daß er und Lyra wahrscheinlich die ersten menschlichen Wesen waren, die je einen Gestaltwandler in seinem natürlichen Zustand zu Gesicht bekommen hatten.
    Er hatte Lyra beschützt. Das war alles, worauf es wirklich ankam.
    Er fragte sich, ob die dauernde Bewegung des Körpers vielleicht ein Hinweis auf irgendeine permanente Instabilität sein mochte. Und während er noch darüber nachdachte, drehte sich der Turm etwas und zeigte in der Nähe seiner Spitze die Andeutung von etwas, das vielleicht ein Auge sein mochte. Das tiefe, graue Oval schwamm in einem See aus Silber. Vielleicht trieb noch ein zweites neben dem ersten, an einer Stelle, wo er es nicht sehen konnte. Und dann war es natürlich gut möglich, daß es noch irgendwo ein halbes Dutzend Duplikate verborgen hatte. Wie ein Baum auf eingefetteten Ketten bewegte sich der Gestaltwandler auf das Tragflächenboot zu. Die Bewegung vollzog sich in völliger Stille. Jetzt trat aus der Mitte des Turms ein einzelner Pseudopode hervor und formte Tentakeln, die nach dem Asynapten in Homats zitternder Hand griffen. Etienne sah wie gebannt zu und fragte sich, wie das Geschöpf wohl die Wirkung der Entladung abgeschüttelt hatte.
    Er bekam keine Gelegenheit, das Resultat eines zweiten Schusses zu beobachten, denn durch den Mai lief ein mächtiges Zittern, und dann stürzte er seitwärts auf den Kies. Die Waffe entglitt seinen schlaff gewordenen Fingern.
    Darauf zogen sich die Tentakeln zurück. Für Homat war das ohne Bedeutung, denn seine zusammengekrümmte Gestalt lag jetzt reglos neben einem der Tragkörper des Bootes, die Knie dicht an die dünne Brust gepreßt - mit seiner Lebenskraft war auch jede Andeutung von Aggression aus ihm gewichen. Die Ursache seines Todes war klar, und keine Autopsie hätte sie klarer machen können: Homat war vor Angst gestorben, getötet von seiner eigenen Schuld und Tausenden von Jahren rassischer Ängste, die sich in ihm angesammelt hatten.
    Der Gestaltwandler beugte sich über die Leiche des Mai.
    Dann richtete er sich auf, drehte sich langsam herum und entfernte sich. Dort, wo er sich bewegt hatte, waren Sand und Kies niedergedrückt, als wäre dort, wo er sich bewegt hatte, eine große, schwere Kugel über den Boden gerollt.
    Trotz ihrer Größe bewegte sich die Kreatur leicht und mit einer Art fließender Grazie. Lyra ließ sie nicht aus den Augen, während sie Etienne beim Aufstehen behilflich war und ihm seine Krücke reichte. Sie konnte sich an keine Legende erinnern, in der ein Gestaltwandler je irgend etwas verletzt hätte; aber das war

Weitere Kostenlose Bücher