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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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geschwungene Mauern verbanden die Gebäude, und die Dächer waren mit hübschen Schieferplatten gedeckt, über die das Wasser abfließen konnte. Zwischen den größeren Bauten blühten kleine Beobachtungstürmchen auf. Mit Ausnahme dieser Türme aber war kein Bauwerk höher als drei Stockwerke.
    Oberhalb der Stadt teilte sich der Aurang in eine Reihe sanfter Katarakte, an denen nur undeutlich zu erkennende Gestalten mit langen Fischernetzen arbeiteten. Mit Obstbäumen überladene Terrassen türmten sich dem Himmel entgegen. Am entfernten Ende der Formation, die Etienne als ein hängendes Tal identifizierte, donnerte ein breiter Wasserfall ins Flußbett hinunter.
    Aber das Zauberhafteste an allem waren die Geräusche, die eine Vielzahl von Windglocken erzeugten, die es offenbar in jedem Haus und jedem Laden gab und die von Fenstern und Dachgiebeln und vorspringenden Balken hingen. Das Klimpern und Schellen und Dröhnen war selbst über dem Rauschen des Aurang zu vernehmen. Es gab Glocken aus Metall und Keramik, aus Glas und Ton und Holz, Knochenglöckchen und solche aus Stein.
    »Ist das nicht großartig, Etienne?« Hinter Lyra gab Homat ein unflätiges Geräusch von sich, während Etienne sich noch mit seinem Urteil zurückhielt. Fremde Schönheit konnte oft täuschen.
    »Sieht sehr ästhetisch aus«, räumte er brummig ein. Dennoch fiel es ihm schwer, nach dem einförmigen Weiß und Gelb der Mai-Ansiedlungen dieser vielfarbigen Stadt zu widerstehen. Es schien, als wäre jedes einzelne Bauwerk in Turput in einer anderen Farbe gehalten. Die Stadt war ebenso wie die Luft über ihr mit Regenbogen angefüllt.
    Sie setzten sich nach unten in Bewegung. Als sie sich der Stadt näherten, bemerkten sie, daß sie sie von jeder Richtung betreten konnten, ohne daß sich ihnen irgendwo ein Hindernis entgegenstellte. Es gab nur ein einziges kleines Tor aus hölzernen Balken und Planken, ganz so als wäre es jemandem nachträglich eingefallen, daß man so etwas haben sollte. Man konnte jedoch ebensogut um dieses Tor herumgehen, wie es passieren. Und dieses Tor lieferte ihnen ihren ersten Tsla.
    Lyra und Etienne waren mit den Charakteristika der Tsla nicht vertraut und konnten daher nicht sagen, wie alt er war; aber die beiden Wissenschaftler hatten den deutlichen Eindruck von Alter. Er war, was seine Größe anging, zwischen Etienne und Lyra anzuordnen; damit endete aber auch schon die Ähnlichkeit zwischen Tsla und Menschen, und was das betraf, auch zwischen Tsla und Mai.
    Seine aus Toga und Cape bestehende Kleidung konnte die Tatsache nicht verbergen, daß er mit Ausnahme der Unterarme und der Unterschenkel mit kurzem, weichem, braunem Pelz bedeckt war. Der Kopf ruhte auf seinem Hals, der sich etwas nach vorn bog und damit den falschen Eindruck von Alter vermittelte. Seine Ohren waren kurze, runde Stummel oben auf dem Kopf. Die sechs Finger waren kürzer und dicker als die von Mai oder Menschen, während die Augen eine Art reifbedeckten Glanz an sich hatten.
    Aber sein auffälligster Gesichtszug war die einen viertel Meter lange, flexible Schnauze, die an die des terranischen Tapirs erinnerte. Sie hüpfte und wippte, als führte sie ein Eigenleben, und vermittelte ohne Zweifel subtile Ausdrucksunterschiede, die nur ein anderer Tsla deuten konnte. Sie war über und über mit Pelz bedeckt, man konnte aber an der Spitze zwei Nasenlöcher erkennen.
    Etienne hatte sich mühsam etwas Tsla angeeignet und konnte daher den Gruß verstehen, den das Wesen ausbrachte. »Ich bin Sau, Hüter des Tores der Gastfreundschaft.« Zu Etiennes Erleichterung schaltete der Tsla dann auf fließendes Mai um. »Die Nachricht eures Kommens ist euch vorausgeeilt. Ihr seid die Besucher, von denen es heißt, sie kämen von einer anderen Welt.«
    Lyra nickte weise. Ihre sprachlichen Fähigkeiten reichten weit über die Etiennes hinaus, und sie zögerte nicht, sich an dem einheimischen Dialekt zu versuchen. »Die sind wir, Hüter. Dein Tor muß wirklich eines der Gastfreundschaft sein, denn es schützt nichts außer Luft.«
    »Reine Eitelkeit.« Der Tsla spreizte beide Hände, so daß man die bloße Haut bis zum Ellbogen sehen konnte. »Die meisten Besucher scheinen ein Tor zu erwarten, also wurde eines gemacht. Städte, die höher liegen als Turput, brauchen echte Tore; wir nicht.«
    Die Sprache des Tsla war langsam und getragen und stand damit in verblüffendem Kontrast zu dem schnellen Singsang der Mai. Etienne ertappte sich dabei, wie er ungeduldig

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