Die Reise Zur Stadt Der Toten
de-Etienne. Die werden das Geisterboot sorgfältig bewachen lassen, damit nicht einer ihrer eigenen Leute versucht, es zu stehlen und flußabwärts zu verkaufen. Keiner, der schlau genug ist, das Geisterboot zu stehlen, wäre so dumm, seinen eigenen Leuten zu vertrauen.«
Etienne griff an die Asynapt-Pistole, die an seiner Hüfte hing. »Dann werden wir einfach hingehen und sie höflich bitten, uns unser Eigentum zurückzugeben.« Er sah zu seiner Frau hinüber; aber diesmal hatte Lyra nichts zu sagen.
Dafür meldete sich jetzt Tyl mit besorgter Miene zu Wort. »Es wäre höchst bedauerlich, wenn Leben genommen würde.«
»Das finde ich auch, Tyl. Aber wir müssen unser Boot zurückbekommen, und ich bin nicht in der Stimmung, besonders höflich darum zu bitten. Es zu verlieren, würde nicht nur das Ende unserer Expedition bedeuten; nein, es sind auch Geräte an Bord, die für die Mai selbst gefährlich sein könnten, wenn es ihnen je gelänge, ihre Funktion zu ergründen.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Temperatur war immer noch weit über fünfundvierzig Grad, und die Luftfeuchtigkeit lag bei neunzig Prozent.
»Da ist noch etwas in Betracht zu ziehen. Lyra und ich könnten uns wahrscheinlich irgendeine Transportgelegenheit zum Skatandah-Delta besorgen, aber wir würden unmöglich monatelang diese Hitze ertragen.«
»Ich habe ja auch keine Einwände dagegen, daß ihr Euer Eigentum zurückholt, Etienne. Nur verabscheue ich es, gewalttätig das Leben anderer zu nehmen.«
»Wir werden so wenig wie möglich schießen.«
»Eine höchst übermütige Feier.« Homat lauschte immer noch wie gebannt auf die verstärkten Laute, die hinter den Palisaden hervordrangen, während das Boot in den Hafen glitt. »Siask!« rief er plötzlich und ließ sich aufs Deck fallen. Etienne und Lyra verzogen sich sofort unter die Sitze.
»Was ist denn? Was ist los?«
»Eine Streife, glaube ich. Was machen wir jetzt?«
»Darf ich?«
Etienne blickte auf Tyl hinunter. »Hast du eine Idee?«
»Ihr müßt verborgen bleiben, denn wenn man Euch entdeckt, wird sicherlich Alarm geschlagen werden. Sonst wird nur euer Freund Homat befragt werden - ganz besonders dann, wenn wir uns zeigen. Wie ihr wißt, ist es ungewöhnlich, daß wir Tsla zum Fluß herunterkommen. Diese Krieger sollten über unsere Anwesenheit verblüfft, aber nicht beunruhigt sein, denn es ist wohlbekannt, daß wir den Frieden lieben und niemandem ein Leid zufügen.«
»Gute Idee, Tyl. Du lenkst sie so lang ab, bis Lyra und ich nahe genug herangekommen sind, um sie zu überwältigen.«
Tyls Gesichtserker zuckte vergnügt. »Das wäre zu riskant, nicht wahr?« Er wies auf seine Begleiter. »Wir werden das Notwendige tun.«
»Einen Augenblick!« Lyra blickte verwirrt. »Du hast doch gerade gesagt, Tyl, du würdest den Frieden lieben und niemandem ein Leid zufügen wollen?«
Etienne brachte sie zum Schweigen. »Du darfst jetzt unsere Gäste nicht verwirren. Laß uns doch sehen, was diese Pazifisten tun können, wenn sie es wollen, nicht wahr? Du mußt darin einfach nur eine interessante Fußnote für deine Forschungsarbeit sehen.«
Sie funkelte ihn an, sagte aber nichts und versteckte sich unter einem Stück Segeltuch, während die Tsla die Boote ans Ufer ruderten. Plötzlich überkam ihn der Drang, sie zu kneifen, aber er unterdrückte ihn.
Zunächst befahl die Streife beiden Booten, anzuhalten. Als sie dann aber die Tsla zu sehen bekamen, erlaubten sie ihnen, anzudocken. Etienne hörte scharf hin. Jeden Augenblick rechnete er damit, jemand würde das Segel wegreißen und er sich einem langen Speer gegenübersehen.
Dann waren ein paar Augenblicke lang die Geräusche eines Handgemenges zu hörerf, und er und Lyra traten mit schußbereiten Pistolen aus ihrem Versteck. Aber ebensogut hätten sie unter den Segeln bleiben können.
Tyl und die Träger hatten keine Schwierigkeiten mit der Streife. Insbesondere Yulour tat sich dabei hervor, wobei er seine Bärenkräfte mit einer Vorsicht einsetzte, die einem fast Angst bereitete. Etienne nahm sich vor, es künftig Yulours Begleitern zu überlassen, mit ihm Spaße zu machen.
Die Streife war zum Schweigen gebracht worden. Etienne war voll neuentdeckten Respekts für ihren Philosophen-Führer, während er ihm und den anderen Tsla dabei behilflich war, die Wachen ins Wasser gleiten zu lassen, konnte aber nicht umhin, sich darüber zu wundern, wie leicht sie sich über ihre Prinzipien hinweggesetzt hatten. Doch
Weitere Kostenlose Bücher