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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Nähe des Tors und folgten dabei der Führung zweier junger Tsla. Bei ihrer hastigen Suche entdeckten sie ein paar Fetzen von Lyras Jacke - und etwas wesentlich Bedeutsameres: zerbeult, aber noch funktionsfähig, lag ihre Pistole auf den Pflastersteinen, wo sie sie hatte fallen lassen.
    Er sah verzweifelt Ruu-an an und fragte, ohne eigentlich fragen zu wollen: »Kannst du dir vorstellen, weshalb sie sie lebend gefangennehmen wollten?«
    Der Stadtälteste sah Tyl an, der die fremde Kreatur besser als er kannte; aber der konnte ihm keine Aufklärung geben.
    »Ich sagte Euch doch, weiser Etienne, daß die Na hierherkommen, um Nahrung zu finden, wenn auf dem Guntali schwere Zeiten herrschen. Sie sind nicht wählerisch. Fleisch ist für sie Fleisch, ob es nun in jüngster Zeit auf dem Guntali getötet wurde oder von irgendeinem Händler stammt - oder ob es der Händler selbst ist. Sie nehmen lebende Gefangene, um einen Vorrat an frischer Nahrung zu haben, so wie wir es mit unseren Haustieren tun.«
    Die Ironie in diesen Worten erzeugte in Etienne eine bittere Heiterkeit; aber er konnte nicht lachen, ebensowenig, wie er weinen konnte. Er konnte nur stumm durch die Trümmer des Tors zum Rand des Guntali hinaufstarren, der mehr als tausend Meter höher als Jakaie lag.
    Irgendwo dort droben war Lyra und dachte ohne Zweifel über die einmalige Gelegenheit nach, die ihr geboten wurde, die Kultur der Na aus nächster Nähe zu studieren. Wahrscheinlich wurde sie mit ihren Mitgefangenen in ihrem Sack herumgestoßen und ärgerte sich, daß sie ihren Rekorder nicht dabei hatte. Und genau das gleiche würde sie tun, wenn sie sie auf den Spieß steckten. Ihre letzten Notizen würden in allen Einzelheiten die Eßgewohnheiten der Na schildern. Er war sicher, daß ein Muster an wissenschaftlicher Erklärung dabei herauskommen würde, und die letzten Gedanken seiner Frau würden Bedauern darüber sein, daß niemand anderer diese Notizen würde lesen können.
    »Verdammt sollten sie sein!« murmelte er. »Und sie auch!« Er ließ seinen ganzen Zorn und Haß und Enttäuschung über die Steine und die neugierigen Zuschauer herausfließen. Und als er schließlich seine Tirade beendet hatte, schämte er sich, weil ihm immer noch keine Tränen kommen wollten.
    Als er sich wieder dem geduldigen Tyl zuwandte, stellte er fest, daß er mit außergewöhnlicher Ruhe und Gelassenheit sprechen konnte. Es war die Art von Frieden, die sich mit der Resignation einstellte.
    »Glaubst du, daß sie sie bald essen werden, oder meinst du, sie werden sie sich eine Weile aufheben?« Wie leicht doch diese absurden Worte über seine Lippen kamen!
    Tyl warf Ruu-an einen Blick zu, anstatt eine Antwort zu geben. »Das ist schwer zu sagen. Sicherlich haben sie genug Verstand, um sich über die Unterschiede zu wundern, die sie zwischen ihr und uns feststellen werden. Wenn irgendeiner in diesem Stamm je einen Mai gesehen hat, könnten sie glauben, sie wäre ihnen verwandt. Vielleicht wollen sie diese neue Art von Nahrung gleich probieren; aber ich denke, daß sie sich eher dafür entscheiden, dafür ein besonderes Fest zu veranstalten. Auf diese Weise würden sie sie für eine letzte Mahlzeit aufsparen.«
    »Von der Annahme muß ich ausgehen.«
    Tyl musterte ihn neugierig. »Was könnt Ihr tun, weiser Etienne? Ich empfinde Euretwegen tiefen Schmerz. Ich habe die weise Lyra sehr gern gehabt. Ich habe viel von ihr gelernt und habe Freude daran gehabt, Wissen und Gebräuche mit ihr zu teilen. Sie war für mich gleichzeitig Schülerin und Lehrerin. Aber jetzt gibt es nichts, was man für sie tun kann.«
    »Du mit deinem verdammten Fatalismus! Sie ist meine Frau, verdammt! Und solange auch noch die geringste Aussicht besteht, daß sie am Leben ist, muß ich ihr nach. Es ist zwar ihre eigene Schuld, daß sie so unvorsichtig war und mich in diese Lage gebracht hat; und das weiß sie auch. Wahrscheinlich freut sie sich gerade darüber, weil sie weiß, daß ich hinter ihr her muß oder riskieren, daß alles umsonst ist. Monate der Arbeit, Jahre der Vorbereitung - und das alles steht auf dem Spiel, weil sie sich nicht um ihren eigenen Hintern gekümmert und zugelassen hat, daß irgendein großer, dummer Kretin von einem Eingeborenen sie in seine Einkaufstasche gestopft hat. Und ihre Pistole hat sie auch verloren.« Er steckte sich den Asynapten in den Gürtel.
    »Ich gehe jetzt zum Boot zurück und hole unsere Kaltwetterkleidung. Lyra kann von Glück reden, wenn sie nicht

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