Die Reiter der Sarmaten
als die Sarmaten ziehe ich ein Feuer im Innern des Hauses vor, wenn es kalt ist.«
Die Anwesenheit eines römischen Offiziers brachte Quintilius zum Schweigen, wenn sein Gesicht auch noch immer Zorn und Unzufriedenheit zeigte. Pervica erwiderte lächelnd Longus’ Gruß, dann wandte sie sich Elen zu und gab ihr die Anordnung, Bier und Brot zu besorgen. Ich wies Leimanos an, die Männer hinter das Haus zu führen, wo sie in der Nähe des Stalls ein Feuer machen könnten; zuerst aber solle er das Geschenk für Pervica holen und ins Haus bringen. Longus hielt die Tür für Pervica auf und folgte ihr. Quintilius schob sich finster blickend vor mich. Leimanos folgte mit dem Geschenk, und zum Schluß kam Eukairios mit seinen Schreibtäfelchen.
Pervica führte uns in den Speiseraum, in dem ein Kohlenfeuer brannte; auf dem Rosenholztisch, der mit Papieren bedeckt war, stand eine Geldkassette. Pervica blickte erstaunt, als Leimanos mit dem Geschenk hereinkam. Ich hatte es zur Vorsicht in einen Teppich eingerollt, damit es nicht beschädigt wurde. »Was ist das?« fragte sie.
»Ein Geschenk, Frau Pervica«, antwortete ich. »Ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit.«
»Er ist schön!« rief sie, bewundernd den Teppich betrachtend, den Leimanos auf den Fußboden gelegt hatte.
Es war ein gutes Stück, aus roter Wolle, das Muster zeigte in der Mitte eine goldene Sonne und rundum galoppierende schwarze Pferde. Ich hatte zwar gedacht, daß sie ihn behalten sollte, aber ich kniete mich lächelnd hin, um das eigentliche Geschenk auszuwickeln. »Dies ist die Hülle«, sagte ich, während ich die Knoten der Kordel löste, die den Teppich zusammenhielt. Ich schlug die Oberseite zurück. »Dies ist das Geschenk. Ihr sagtet, das Bild in diesem Zimmer gefalle Euch nicht. Ich dachte, vielleicht würdet Ihr dieses vorziehen.«
Das Bild zeigte eine Kampfszene zwischen Griechen und Amazonen. Es war mir in einer Villa in Pannonien aufgefallen, die wir geplündert hatten, und ich hatte es nach Hause mitgenommen, weil eine der Amazonen Tirgatao ein wenig ähnlich sah. Eben aus diesem Grunde mochte sie es nicht, und daher war es nicht in dem Wagen gewesen, als ihre Mörder ihn ausraubten und in Brand steckten. Ich hatte es mitgenommen, weil ich dachte, es könnte als Bestechungsgeschenk nützlich sein, aber bis jetzt hatte ich mich nicht davon trennen mögen.
»Großer Jupiter!« rief Longus aus, als er das Bild sah, das auf eine ungefähr vier Fuß lange und zwei Fuß hohe Holzplatte gemalt war. Die Mitte des Bildes wurde von einer Amazone auf einem springenden weißen Pferd beherrscht, die sich herablehnt, um mit dem Schwert auf einen am Boden liegenden Griechen einzustechen, der ihren Knöchel gefaßt hat und sie vom Pferd zu ziehen versucht. Im Hintergrund sah man tänzelnde Pferde, schimmernde Rüstungen, wehende bunte Umhänge und schöne Männer und Frauen im Gefecht miteinander. Der Kampf schien nicht so schrecklich ernst zu sein, das Ganze sah eher nach einem ausgelassenen Spiel aus. Ein Strudel leuchtender Farben und die Anmut der Bewegungen gaben dem Bild einen eigenartigen Reiz. Die Amazone, die Tirgatao ähnlich sah, war in der linken oberen Ecke. Sie hatte den Bogen gespannt und zielte auf einen Griechen mit goldenem Helm. Der Ausdruck ihres Gesichts zeigte, daß sie ihn treffen wollte, anschließend aber würde sie ihn wahrscheinlich küssen.
»Das ist wirklich großartig!« Longus nahm das Bild auf, stellte es auf den Tisch und lehnte es gegen die Kassette. »Woher habt Ihr es?«
»Ich hatte es in meinem Wagen«, antwortete ich ausweichend.
»Wie man mir versichert hat, ist es von Timomachos aus Byzantium gemalt und eins seiner geschätztesten Werke.«
Mit einem unterdrückten Ausruf der Überraschung sagte Eukairios: »Es kann nicht echt sein!«
»Natürlich ist es echt«, entgegnete Leimanos gekränkt. »Der Mann, von dem wir es nahmen, weinte und sagte, es sei mehr als vierzigtausend Denare wert.«
So viel für meine vorsichtige Zurückhaltung! »Ihr habt es gestohlen?« fragte Quintilius, als ob dies seine schlimmsten Befürchtungen bestätigte.
»Mein Herr erbeutete es bei einem Stoßtruppunternehmen«, stellte Leimanos stolz fest. »Seine hervorragende Planung und unser Wagemut hatten uns fast bis Singidunum geführt, und wir stießen auf das Haus eines früheren Statthalters der Provinz Asia, ein Palast wie für einen König. Zehn Alae Kavallerie und eine halbe Legion waren auf der Suche nach uns. Wir
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