Die Reiter der Sarmaten
hierherzukommen. Nehmt Eure Männer und macht, daß Ihr wegkommt!«
Ich blieb, wo ich war. »Frau Pervica«, sagte ich, »spricht dieser Mann mit Eurer Ermächtigung?«
»Nein«, antwortete sie, aber sie war blaß geworden und sah besorgt aus. »Nein. Cinhil, bitte …«
Ich stand auf. »Ihr wünscht also, mit mir zu kämpfen?« fragte ich ihn.
Daraufhin wurde er ebenfalls blaß, aber er war entschlossen. »Ja«, erklärte er, »wenn es ein Kampf Mann gegen Mann ist und Ihr diese vergoldeten Fischschuppen abnehmt.«
Ich löste die Schließe des Mantels und legte ihn ab, dann begann ich, die Schnallen des Brustpanzers zu öffnen.
»Bitte!« sagte Pervica. »Bitte, nicht! Ariantes, er ist kein Soldat, Ihr dürft nicht mit ihm kämpfen!«
»Ariantes«, sagte Longus, »hört zu. Ich weiß, er hat Euch heraus gefordert, wir können das alle beschwören – aber wenn Ihr ihn tötet, wird man Euch, zumindest formell, des Mordes anklagen. Ich mag nicht daran denken, was Eure Männer tun würden, wenn wir versuchten, Euch zu verhaften. In aller Götter Namen, laßt es bleiben!«
»Macht Euch keine Sorgen!« sagte ich zu ihnen, »ich werde versuchen, ihn zu schonen.« Ich nahm das Schwertgehänge ab, legte das Schwert auf den Tisch und stellte den Brustpanzer auf den Fußboden. Das wollene Hemd und die wollene Hose, die ich unter der Rüstung trug, waren sehr leicht; es würde ein »kalter« Kampf werden. »Habt Ihr Eure Waffen bei Euch?« fragte ich Quintilius.
Er leckte sich die Lippen. »N-nein.«
»Dann könnt Ihr mein Schwert nehmen.«
Ich öffnete den Gurt der gepanzerten Lederhose und zog sie ebenfalls aus.
Quintilius nahm das Schwert vom Tisch. Es war der römischen spatha sehr ähnlich, dem zweischneidigen Langschwert, der Hiebwaffe der Kavalleristen, die die Römer von den Germanen übernommen hatten. Der Griff war aus Gold, ein mit Rubinen besetzter Drachenkopf bildete an seinem Ende einen ringförmigen Wulst. Quintilius legte vorsichtig die Hand um den Griff und zog das Schwert aus der Scheide. Die Klinge aus feinem Stahl glänzte. Er sah sie mißtrauisch an, als ob sie ihn beißen könnte.
»Ist es zu lang?« fragte ich, als ich die gepanzerte Hose neben den Brustpanzer legte.
»Ich … ich sagte, ich würde mit Euch kämpfen. Ich komme schon zurecht damit.«
»Tut mir leid, aber ich habe kein Kurzschwert, falls Ihr das vorzieht. Wollt Ihr zu Pferde oder zu Fuß kämpfen?«
»Zu Fuß«, flüsterte er.
»Bitte!« sagte Pervica erneut. »Bitte, das ist absurd! Ihr geht beide von hier fort; ich lasse es nicht zu, daß Männer sich auf meinem Grundstück gegenseitig umbringen!«
»Ich werde gegen den Bastard hier und jetzt kämpfen!« brüllte Quintilius, dessen Gesicht plötzlich wieder dunkelrot anlief. Er stampfte durch die Tür, die in die Küche führte, auf den Hof hinter dem Haus zu.
»Wäre es Euch lieber, wenn wir zur Straße hinaufgehen?« fragte ich Pervica.
»Nein! Mir wäre lieber, Ihr würdet überhaupt nicht kämpfen!«
»Der Kampf ist jetzt nicht mehr zu vermeiden. Es gibt einen Kodex in Ehrensachen, und ich jedenfalls könnte nicht zurücktreten, ohne meine Ehre zu beschädigen.«
»Und was ist mit dem Schaden für meine Ehre?«
»Wie kann es Eure Ehre schädigen, wenn Quintilius meine Motive für den Besuch bei Euch anzweifelt und mich beleidigt? Ich muß gehen, bevor er auch noch zu meinen Männern törichte Dinge sagt.«
Ich eilte durch die Küche in den rückwärtigen Hof. Meine Männer hatten sich mit etwas Stroh aus dem Stall gegen den Wind abgeschirmt und in einem sandigen Winkel ein Feuer gemacht. Die leeren Schüsseln und Becher bezeugten, daß sie die Pause genutzt hatten. Aber sie waren jetzt alle auf den Beinen und starrten Quintilius an, der im Türrahmen stand und mein Schwert nervös mit beiden Händen umklammert hielt.
»Wartet eine Minute!« sagte ich zu ihm. »Ich werde meine Männer schwören lassen, daß sie Euch nichts antun, wenn Ihr gewinnen solltet.«
Ich drängte mich an ihm vorbei, ging zu meiner Leibwache hinüber und erklärte ihnen die Situation. Sie waren erfreut – mit seinem groben Auftreten hatte er ihre Empfindlichkeit in Fragen meiner Ehre und Würde getroffen, und jetzt boten sie mir grinsend ihre Schwerter an. Ich ließ sie die Hände über das Feuer ausstrecken und schwören, daß sie meinen Gegner schonen und seinem Vieh, seiner Familie und seinem Haus und Hof keinen Schaden zufügen würden, falls ich den Zweikampf verlöre. Dann
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