Die Reiter der Sarmaten
plünderten das Haus, trieben das Vieh weg, aßen und tranken in aller Ruhe und zogen weiter. Wir trafen auf eine Ala , vernichteten sie und kehrten dann sicher nach Hause zurück.«
»Leimanos«, sagte ich auf Sarmatisch, »dies sind römische Bürger. Sie werden es nicht für eine ruhmvolle Heldentat halten, daß wir die Häuser römischer Bürger geplündert haben.«
»Etwas so Wertvolles kann ich nicht annehmen, wirklich nicht«, fiel Pervica rasch ein.
»Es ist weniger kostbar für mich als mein Leben«, sagte ich. »Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr das Bild als ein Zeichen meiner Dankbarkeit behieltet, vorausgesetzt natürlich, es gefällt Euch.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Euch schon gesagt, Ihr schuldet mir nichts. Ich hätte Euch schließlich nicht sterben lassen können. Nein, es ist ein schönes, ein wundervolles Bild, und ich danke Euch – aber ich hätte keine ruhige Minute mehr, wenn in meinem Speisezimmer etwas hinge, das vierzigtausend Denare wert ist.« Sie erwähnte nicht, daß sie keinen gestohlenen Gegenstand im Haus haben wollte, aber natürlich war das der eigentliche Grund.
»Wenn das Euer Wunsch ist, Frau Pervica«, sagte ich seufzend. Ich warf Leimanos einen ärgerlichen Blick zu, und er sah verlegen und beschämt weg. Er hatte sie mit der Prahlerei von unseren »Heldentaten« beeindrucken wollen, aber nicht bedacht, daß Römer darin nichts Rühmenswertes sehen konnten.
»Immerhin«, fuhr Pervica fort – offenbar wollte sie die Ablehnung etwas mildern –, »habt Ihr mir bereits einen großen Dienst erwiesen, Fürst Ariantes. Dank Eurer Großzügigkeit sind alle Schulden meines verstorbenen Mannes beglichen.«
Ich sah sie überrascht an, und sie erklärte lächelnd: »Ich hatte Euch das nicht, oder nicht direkt, erzählt. Mein Mann ließ mich mit Schulden in Höhe von insgesamt etwa achtzehnhundert Denaren zurück – hauptsächlich an Cinhil hier.« (Cinhil war wohl der eigentliche, der britische Name dieses Mannes, die lateinische Version Quintilius benutzte er wahrscheinlich nur, wenn er jemandem imponieren wollte.) »Ich hatte mich damit abgefunden, sie in kleinen Raten über Jahre hin tilgen zu müssen, aber mit allen diesen Dingen, die Eure Männer Cluim gegeben haben, konnten wir den ganzen Restbetrag auf einmal zurückzahlen. Cluim weigerte sich, irgend etwas davon anzurühren, bevor diese Sache nicht aus der Welt geschafft war. Als Ihr ankamt, hatte ich von Cinhil gerade die Quittung über die endgültige Löschung der Schuld erhalten. Und für Cluim sind noch fast neunhundert Denare übriggeblieben!« In ihrer Stimme war eine solche Freude und Erleichterung zu spüren, daß ich erschüttert war und begriff, eine wie schwere seelische Belastung diese Verpflichtung für sie gewesen sein mußte.
»Das freut mich, Frau Pervica«, erwiderte ich, »aber das war die Dankesschuld, die meine Leibwächter beglichen haben. Ich habe Euch nichts gegeben.«
»Außer Dankesworten?« sagte sie mit dem liebenswürdig-ironischen Lächeln, an das ich mich so gut erinnerte.
»Außer denen, ja«, antwortete ich. – »Leimanos«, wandte ich mich auf Sarmatisch an den Führer meiner Leibwache, »bringe das Bild hinaus, und laß es gut in Stroh verpacken, damit es auf dem Rückweg nicht beschädigt wird. Den Teppich kannst du dalassen. Und denke in Zukunft daran, zu wem du sprichst.«
»Es tut mir leid, mein Fürst«, sagte er unglücklich und nahm das Bild vom Tisch, »ich dachte …«
»Ich weiß, ich weiß; du hast dir die lateinische Sprache schneller angeeignet als die Kenntnis der römischen Sitten. Na ja, vielleicht hätte sie es sowieso abgelehnt, und du und die Leibwächter habt ihr immerhin etwas gegeben, was sie sich wirklich wünschte.«
Leimanos ging mit dem Bild unter dem Arm hinaus. Die dunkelhaarige Dienerin, Cluims Schwester, kam mit einem Krug heißem gewürzten Bier und einer Schale Nüsse herein. Während das Mädchen das Bier einschenkte, bat Pervica uns, Platz zu nehmen. Die Kline bot nur drei Personen Platz, und Quintilius ließ sich wie selbstverständlich in der Mitte nieder, Longus nahm rechts neben ihm Platz, während ich es vorzog, mich auf den Teppich zu setzen. Pervica holte sich einen Schemel und setzte sich an das Kopfende des Tisches, und schließlich nahm Eukairios notgedrungen am anderen Ende der Kline Platz.
»Ich möchte«, sagte ich zu Pervica, als das Mädchen mir meinen Becher reichte, »auch über einen anderen Plan für Euer
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