Die Reiter der Sarmaten
dabeizuhaben; ich war früher nie an der Flußau-Farm vorbeigekommen, und als ich damals nach Cilurnum zurückgeritten war, hatte ich nicht auf den Weg geachtet. Wir mußten daher mehrere Male nach der Richtung fragen, und niemand von den Leuten, die wir trafen, sprach Latein. Facilis verließ uns und ritt nach Corstopitum weiter, auf dem Rückweg wollte er nach Möglichkeit wieder zu uns stoßen.
Es war kurz vor Mittag, als wir die Farm fanden. Mein Herz schlug schneller, als ich die Säulengänge an beiden Seiten des Hofes erkannte und das Gehöft vor mir liegen sah, umgeben von den Auen des Flusses, die sich nach dem Schmelzen des Schnees in einem tiefen Grün zeigten. Wir sahen, was mir damals das Laub der Bäume verdeckt hatte, das Wasser des Flusses seitlich in einiger Entfernung aufscheinen, als wir den Zufahrtsweg zum Farmtor entlangritten. Auf den Hügeln zur Linken weideten Schafe, aber ich konnte Cluim, den Schäfer, nicht bei ihnen entdecken.
Wir hörten jemanden rufen, als wir das Tor erreichten, und als wir in den Hof einritten, sahen wir die rothaarige Dienerin Elen, die einem Mann die Haustür geöffnet hatte, den ich damals nicht gesehen hatte; er war groß und kräftig, hatte eisengraues Haar und war, für einen Briten, gut gekleidet; eine goldene Halskette und die feine Schließe des karierten Umhangs wiesen ihn als vermögenden Mann aus. Er stand breitbeinig in der Tür, die Arme gekreuzt, und starrte uns an.
»Seid gegrüßt«, sagte ich, als ich Farna vor dem Eingang anhielt. »Ist die Dame Pervica zu Hause?«
»Seid Ihr der Sarmate, den sie gerettet hat?« fragte er.
»Der bin ich. Seid Ihr einer ihrer Diener?«
Sein Gesicht lief dunkelrot an, und seine Augen funkelten zornig.
»Ich bin Quintilius, Sohn des Celatus, Eigentümer der Zwei-Eichen-Farm und ein Freund und Geschäftspartner von Pervica. Ich war hier, um einige geschäftliche Dinge mit ihr zu besprechen und sie zu beraten.«
Ich sah ihn einen Augenblick prüfend an. Es war natürlich zu erwarten, daß Pervica »Freunde und Geschäftspartner« hatte. Es blieb zu entdecken, wie freundlich und wie eng die Partnerschaft war.
»Seid gegrüßt, Quintilius«, sagte ich höflich. »Darf ich Euch bitten, der Dame mitzuteilen, daß Ariantes, Sohn des Arifarnas, Kommandeur des Sechsten Numerus der Sarmatischen Kavallerie, gekommen ist, um mit ihr wie vereinbart über den Hengst zu sprechen?«
In diesem Augenblick kam Pervica selbst zur Tür. Sie blieb an der Seite ihres »Freundes und Geschäftspartners« stehen und blickte mich an. Im Augenblick als ich sie sah, wußte ich, daß ich mir nichts eingebildet hatte. Ich lächelte ihr zu, und sie lächelte zurück. Ich saß ab und nahm den Helm vom Kopf, hielt ihn vorsichtig so, daß der lange rote Federbusch nicht durch den Dreck schleifte, und verneigte mich vor ihr. »Seid vielmals gegrüßt, Frau Pervica«, sagte ich.
»Seid vielmals gegrüßt, Fürst Ariantes«, erwiderte sie und kam näher. »Habe ich richtig gehört, daß Ihr wegen des Pferdes gekommen seid?«
»Ja, Frau Pervica – und wegen einer anderen Sache, die ebenfalls mit Pferden zu tun hat. Das heißt, wenn Ihr Zeit habt, mit mir zu sprechen.«
»Natürlich. Aber ich bezweifle, ob Ihr alle in meinem Haus Platz findet.«
Ich warf einen Blick auf meine Männer, die grinsend in ihren Rüstungen auf den dampfenden Pferden saßen. »Nein, natürlich nicht«, sagte ich. »Aber wenn Ihr gestattet, daß sie hinter dem Haus ein Feuer anzünden, werden sie es sich dort bequem machen, während wir miteinander sprechen.«
»Pervica, nein!« protestierte Quintilius. »Ich habe dir gesagt, du solltest nichts mehr mit irgendeinem dieser Barbaren zu tun haben!
Die Götter wissen, was diese Wilden sich in den Kopf gesetzt haben mögen – du hast doch gehört, was man von ihnen erzählt! Wie kannst du …«
Longus fing laut an zu lachen. »Oh, Ihr müßt mir diese Geschichten über sie erzählen, bitte!« sagte er, sprang vom Pferd und kam nach vorn. »Ich bin sicher, Ihr wißt nicht die Hälfte davon, aber erzählt sie mir trotzdem.« Mit einer schwungvollen Verbeugung stellte er sich Pervica vor. »Mein Name ist Longus, hochgeschätzte Dame, Gajus Flavinus Longus, Dekurio in der Zweiten Asturischen Kavallerieala und mit der Führung ihrer in Cilurnum stationierten Einheiten beauftragt. Mein Freund Ariantes hätte mich sicher gleich vorgestellt, aber in Anbetracht der Umstände … Ich hoffe, für mich ist im Haus Platz. Anders
Weitere Kostenlose Bücher