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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ihre Dankbarkeit bauen, und hat nicht die Absicht, dieses Spiel ihrerseits zu spielen. Mehr werde ich nicht sagen, denn die Dame kommt zu den Festlichkeiten nach Cilurnum; sie wird bei meiner Schwester wohnen, und ich denke, Ihr werdet ihr begegnen. Ich gehe davon aus, daß sie einige Zeit bleiben wird.«
    Grinsend sagte er zu mir: »Habt Ihr eigentlich schon mal daran gedacht, Ariantes, daß sie vielleicht nicht davon begeistert sein könnte, ein gutes Steinhaus zu verlassen und in einem Wagen zu leben?«
    »Darüber können wir uns einigen, wenn es soweit ist«, sagte ich, zufrieden lächelnd. Bei mir dachte ich, selbst in einem Haus würde ich gut schlafen, wenn Pervica neben mir schliefe.

 

    11
    Meine Männer erhielten ihren ersten Sold am Tag von Pervicas Ankunft in Cilurnum, zwei Tage vor dem Fest. Allen anderen am Wall stationierten Truppen war der Sold schon früher ausgezahlt worden. Die Zahlung an uns hatte sich wegen der vielen Verhandlungen verzögert. Der Betrag, der uns schließlich zugestanden wurde, war der Standardsold für Auxiliartruppen – zweihundert Denare im Jahr – zuzüglich Aufwandsentschädigung für den Unterhalt von eindreiviertel Pferden und ein Extrazuschuß für die Instandhaltung unserer Rüstungen. Es war weniger, als ich gewünscht hatte, aber – das muß ich einräumen – beträchtlich mehr, als man uns anfänglich bewilligen wollte, und mehr, als die Asturier bekamen. Ein fester Betrag war uns, wie üblich, als Anteil an den Verpflegungskosten abgezogen worden, ein anderer – variabler – Betrag für Pferdefutter und für den Ersatz unbrauchbar gewordener Kleidung und Ausrüstung. Aber ich war angenehm überrascht daß der Sold rückwirkend von dem Tag an bezahlt würde, als wir Aquincum verließen. Es ergab sich daher ein recht stattlicher Betrag. Die Schwadronsführer erhielten übrigens das Siebzehnfache des Grundsolds. Endlich waren meine Männer in der Lage, eventuell inzwischen eingegangene Schulden zurückzuzahlen oder bei Pfandleihern versetzte Objekte einzulösen. Seit unserer Ankunft in Cilurnum hatten wir alles, was gebraucht wurde, aus unseren Geldreserven und den Wertgegenständen, die wir aus der Heimat mitgenommen hatten, bezahlt, und ich hatte mit Sorge die ersten Anzeichen von Ärger mit Geschäftsleuten und Geldverleihern beobachtet. Jetzt waren alle diese Schwierigkeiten behoben.
    Ich ließ den Drachen antreten und warnte die Männer in einer kurzen Ansprache eindringlich vor Geldverleihern und vor den Gefahren des Schuldenmachens, dann führte ich sie in die Apsisnische der Halle des Hauptquartiers, wo die Geldbeutel unter dem gleichmütigen Blick der von den Standarten eingerahmten Statue des Mannes verteilt wurden, dem wir in Aquincum unseren Eid geschworen hatten. Die Männer verließen die Halle in fröhlicher Stimmung, um die letzten Vorbereitungen für das Sadafest zu treffen.
    Ich fand ihre freudige Erregung deprimierend. Vor sechs Monaten hatten wir kaum gewußt, was Geld war. Jetzt hatte auch der begriffsstutzigste Mann im Drachen sofort verstanden, daß er mehr verdiente als die Asturier. Ich war müde und gereizt, als ich zur Halle zurückkehrte, um die Abrechnung mit Eukairios und dem Rechnungsführer der Asturier zu kontrollieren. Es war inzwischen Spätnachmittag geworden. Während der Prüfung der Belege fiel mir auf, daß unter dem Tisch noch eine Geldkassette stand; ich hob sie auf und schob sie über den Tisch zu Eukairios hin. »Wofür ist die?« fragte ich ihn. Er antwortete mit einem leichten Lächeln: »Der Betrag für den Kommandeur, Herr.«
    »Oh«, sagte ich. Eukairios fuhr fort, die quittierten Einzelbelege in zwei Listen zu übertragen. Ich saß neben ihm, um die einzelnen Blätter mit dem Drachenzeichen, das ich seit Bononia als Unterschrift zu kritzeln pflegte, gegenzuzeichnen. »Wieviel ist es?« fragte ich nach einer Weile.
    Eukairios sah mich verdutzt an, legte die Feder hin und lachte. »Was gibt’s hier zu lachen? Kann ich mich beteiligen?« fragte Longus, der gerade hereinkam.
    »Dekurio, ich habe nach Diktat meines Herrn an die sechzig bis siebzig Briefe wegen des Soldes und der Aufwandsentschädigungen für den Drachen geschrieben. Er hat Beamten in der Verwaltung des Legaten und des Statthalters Geschenke gegeben. Er hat, wie Ihr wißt, komplizierte Programme aufgestellt, um den Unterhalt für die Pferde zu sichern. Wir haben uns Sorgen gemacht über den Preis des Leims für die Instandsetzung der Bogen und

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