Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
wegen der Kosten für die Anschaffung eines Schmiedeherds. Hättet Ihr gedacht, es gäbe irgendein Detail der Truppenversorgung und -besoldung, über das er nicht Bescheid weiß?«
    »Nein«, sagte Longus – auf die Pointe wartend. Eukairios zeigte auf die Kassette. »Die Vergütung für den Kommandeur.«
    »Beträgt die nicht dreißigtausend im Jahr?« Eukairios fing wieder an zu lachen. Ich sah ihn gereizt an. Ich war nicht in der Stimmung für Scherze. »Du solltest nicht über mich lachen«, wies ich ihn zurecht.
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr«, sagte er ernüchtert. »Sie beträgt dreißigtausend im Jahr, wie der Dekurio sagte. Fünfzehntausend sind jetzt fällig. ›Item: fünfzehntausend Denare als Vergütung für den Kommandeur‹ hier.« Er schlug eine Seite in seinem Ordner auf. »Ihr unterschreibt an dieser Stelle.«
    Ich unterschrieb und nahm die Kassette, die fünfzehntausend Denare enthielt. Sie war sehr schwer. Ganz plötzlich überfiel mich ein Gefühl des Abscheus und des Hasses. Ich haßte diesen grabähnlichen Raum mit den Steinmauern, die an den Wänden aufgereihten Standarten, und vor allem die Statue des Kaisers mit dem nachdenklichen Philosophengesicht. Ich war ein Fürst gewesen und hatte Schaf- und Rinderherden besessen; ich hatte meine Gefolgsleute bei Invasionen auf römisches Gebiet und im Krieg geführt; ich hatte Handel mit den Völkern des Ostens getrieben; ich hatte das Zepter getragen und die Streitsachen meiner Untergebenen geschlichtet oder gerichtet. Jetzt war ich ein Söldner. Ich hätte die Kassette am liebsten gegen dieses Sinnbild römischer Überheblichkeit geschleudert – aber das wäre Sakrileg und Hochverrat gewesen. Ich stellte die Kassette wieder auf den Tisch.
    »Lege sie vorläufig in die Kassentruhe zurück«, wies ich Eukairios an.
    »Ja, Herr.« Er legte die Schreibfeder hin und stand auf, um der Anordnung Folge zu leisten; mir fiel auf, daß er noch grauer und müder aussah als gewöhnlich. Natürlich hatte er die meiste Arbeit an diesem Löhnungstag gehabt – Prüfung der Abrechnungen, Eintragung in die Bücher, Ausschreiben der fünfhundert Soldbelege, die jetzt in doppelter Ausführung in die Soldlisten zu übertragen waren.
    »Warte«, sagte ich, öffnete die Kassette, nahm eine Handvoll Münzen heraus und zählte einhundert Stück ab, den gleichen Betrag, den meine Männer als Grundsold für die ersten sechs Monate erhalten hatten. »Ein finanzielles Detail, das auch dir entfallen war«, sagte ich und schob das Geld zu ihm hinüber. »Die Vergütung für den Schreiber des Kommandeurs.«
    Auf seine Reaktion war ich nicht vorbereitet. Er wurde kreideweiß, dann rot, und starrte mich an, als hätte ich ihn beleidigt. Er rührte das Geld nicht an.
    »Das könnt Ihr nicht machen«, sagte er schließlich.
    »Warum nicht?«
    »Man zahlt Sklaven keinen Lohn!«
    Ich wußte nicht, was ich darauf antworten sollte, daher zuckte ich die Achseln. »Aber ich habe beschlossen, es zu tun. Wenn du das Geld nicht behalten willst, verfüge darüber nach deinem Belieben.«
    Er nahm die Münzen mit zitternden Händen auf. »Mein ganzes Leben«, flüsterte er, »mein ganzes Leben …« Er sah auf, zwinkerte, um die Tränen zurückzuhalten, und schien plötzlich die Höhe des Betrages zu registrieren. »Nein, Ihr dürft mir nicht so viel geben, Herr. Es würde die Männer des Drachen beleidigen, wenn ich den gleichen Betrag erhielte wie sie. Hier …«, er schob drei kleine Stapel zu je zehn Münzen zu mir hin, dann legte er sie selbst in die Kassette zurück, die er wieder verschloß und in die Truhe stellte. Er wischte sich die Augen, bevor er die sieben verbleibenden Stapel vom Tisch nahm.
    »Mein ganzes Leben«, fing er erneut an, »bin ich im Vorratsbuch geführt worden, nicht im Lohnbuch. ›Item ein Schreiber, item Rationen für denselben‹.«
    »Ist das ein so großer Unterschied?« fragte Longus, der ungeduldig wurde.
    »Ja«, sagte Eukairios, immer noch überwältigt auf das Geld blickend. »Ja, das ist es. Es ist fast so, wie frei zu sein.«
    Er sah mich an und lächelte verlegen. Langsam fing er an, sich von dem Schock zu erholen. »Ich danke Euch«, sagte er ruhig. »Ich dachte – ich hoffte –, da Ihr großzügig seid, würdet Ihr mir einen Denar für die Saturnalien geben. Dies hier habe ich nicht einmal im Traum erwartet. Ich habe nie zuvor Lohn erhalten.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich. »Ich bin froh, daß du dich darüber freust.«
    »Aha, so ist

Weitere Kostenlose Bücher