Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
es notwendig ist. Er ist Römer, Leimanos, Bürger des größten Reiches der Welt, dessen Kaiser wir den Treueeid geschworen haben.
    ›Fern über Garamanten und Inder wird er des Reiches
    Grenzen dehnen; das Land liegt außerhalb der Gestirne,
    außer der Jahresbahn der Sonne, wo Atlas den Himmel
    trägt und auf den Schultern läßt kreisen das Sternengewölbe.‹
    So jedenfalls sagen die Römer.«
    Nach einem Augenblick überraschten Schweigens fragte Longus: »Bei Kalliope, wo habt Ihr gelernt, Vergil zu zitieren?«
    Ich antwortete nicht. Ich fühlte mich deprimiert, man hatte mich zum Narren gehalten. Meine große heroische Geste hatte in einem Faustkampf geendet, und wieder einmal wurde mir die ganze Tiefe der Kluft bewußt, die unsere Welt, die Welt, in der wir früher gelebt hatten, von der Welt trennte, in der wir jetzt lebten.
    Pervica kam zu mir herüber. Sie brachte einen frischen Lappen und kniete sich neben mich, um ihn gegen den alten auszutauschen. »Ich danke Euch«, sagte sie. »Ihr hättet Cinhil töten können, und Ihr habt schreckliche Risiken auf Euch genommen, um das zu vermeiden.«
    »Es wäre eine Schande für mich gewesen, einen Mann zu töten, der nicht einmal ein Schwert halten kann«, erwiderte ich.
    »Wir haben vor einigen Tagen etwas am Ufer des Flusses gefunden, von dem wir annehmen, daß es Euch gehört«, fuhr Pervica fort. »Das Wasser hat es vermutlich unbrauchbar gemacht, aber ich möchte es Euch trotzdem geben. Ich werde es holen.«
    Sie ging, und Longus nahm ihren Platz ein. »Kann ich mich eben überzeugen, daß die Nase nicht gebrochen ist?« fragte er.
    Ich nahm den Lappen weg, und er untersuchte die Nase. »Kein bleibender Schaden zum Glück«, stellte er fest. »Ihr solltet Euch das Gesicht waschen, der Bart ist voller Blut.«
    Das Bluten schien aufgehört zu haben; ich setzte mich auf, und Leimanos brachte mir eine Schüssel mit Wasser.
    Pervica kam in den Raum zurück, in der Hand hielt sie meine Bogentasche. »Gehört sie Euch?« fragte sie und hielt sie mir hin.
    Ich nahm sie. Als meine Hände sie berührten, kam mir plötzlich wieder in Erinnerung, wie Bodica gesagt hatte: »Ich habe dir den Bogen gegeben, damit sie glauben, du warst auf der Jagd« – und ich hörte wieder ihr Kichern, als sie mich ins Wasser rollte. Ich saß still da und starrte auf das rote, vom Wasser fleckig gewordene Leder.
    »Was ist?« fragte Pervica.
    »Ich erinnere mich jetzt daran, wie ich ins Wasser gekommen bin«, antwortete ich. Ich öffnete die Tasche und nahm den Bogen heraus, um ihn zu überprüfen.
    »Ich fürchte, das Wasser hat ihn ruiniert«, sagte Pervica. »Nein, der Lederbehälter ist mit Öltuch abgedichtet, seht Ihr? Das Innere ist völlig trocken. Er muß flußabwärts getrieben und ans Land geschwemmt worden sein.«
    »Aber der Bogen ist nach hinten gekrümmt.« Ich sah auf und lächelte. Natürlich, in Britannien kannte man den zusammengesetzten Bogen mit seinen verschiedenen Lagen von Horn und Sehnen nicht. Es gab hier am Wall keine anderen Einheiten mit östlichen Bogenschützen, und die Bogen der Briten bestanden nur aus Holz und waren ziemlich weich. »Sie sind immer nach hinten gekrümmt, wenn sie entspannt sind«, erklärte ich ihr. Ich legte eine Sehne in die Kerben am Ende des Bogenstabs ein, preßte den Bogen rückseitig gegen mein Bein und zog ihn kräftig an. Die Sehne ließ einen scharfen, sirrenden Ton hören, als der Bogen sich spannte.
    »Ich dachte, Ihr wärt auf der Jagd gewesen«, sagte Longus verdutzt.
    »Und?«
    »Warum war dann Euer Bogen im Behälter, ungespannt?«
    Ich sah ihn an, dann blickte ich auf den Bogen. Ich entspannte ihn, ohne zu antworten, und steckte ihn in den Behälter zurück.
    »Ich danke Euch«, sagte ich zu Pervica. »Hier kennt man diese Bogen nicht. Meine Männer verstehen sich darauf, sie anzufertigen, aber wahrscheinlich könnte man hier nicht die beste Art von Leim finden.«
    »Ich bin froh, daß er nicht zerbrochen ist«, sagte Pervica lächelnd. Sie setzte sich auf die Fersen zurück und rieb mit ihrem Daumen über das Leder der Tasche.
    »Wegen des Pferdes …«, sagte sie, ihren Daumennagel auf dem Leder betrachtend.
    »Oh. Ich dachte, Ihr würdet es vielleicht unter den gegebenen Umständen behalten wollen. Der Hengst wäre von großem Wert für die Zucht.«
    »Nein.« Sie hob den Kopf und sah mich lächelnd an. »Nein, ich könnte nicht mit ihm fertig werden. Ich möchte ihn Euch geben.«
    »Wenn Ihr ihn behieltet,

Weitere Kostenlose Bücher