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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Äpfelverkäuferin heftig. »Der fremde Herr hat ihn eingefangen, wir alle haben es gesehen, und als du deine gierige Hand dazwischen gedrängt hast, wäre er fast wieder fortgerannt. – Seid Ihr in Ordnung, Herr?«
    Ich lag auf dem Boden und hielt mein Bein krampfhaft umfaßt. Die Äpfelverkäuferin beugte sich über mich und versuchte, mir hochzuhelfen, aber die Bewegung verdrehte das Bein, und ich stöhnte vor Schmerz. Der vornehm gekleidete junge Mann kniete sich neben mich. Ich bemerkte zum erstenmal den schmalen Purpurstreifen auf seiner Tunika. » Deae Matres! « rief er erneut aus: »Ich hoffe, Ihr seid nicht verletzt. Ihr habt mir praktisch das Leben gerettet, weil Ihr das Tier eingefangen habt. Hat Euch ein Huf getroffen?«
    Ich biß die Zähne zusammen und schaffte es, mich aufzusetzen. »Das nächste Mal könnt Ihr Euer Pferd selbst einfangen«, knurrte ich.
    »Es ist nicht mein Pferd, es gehört der Frau meines Kommandeurs. Wenn es verletzt worden wäre, während es in meiner Obhut war« – er pfiff vielsagend –, »dann hätte ich besser gleich meinen Abschied von der Armee genommen. Priscus würde es mir nie vergeben haben. Bei Maponus! Das Bein blutet ja.«
    Ich sah hin. An meinen Händen war Blut. Eine Narbe mußte wieder aufgerissen sein. Ich stieß den Atem zischend aus.
    Die Äpfelverkäuferin beschimpfte den rotgesichtigen Mann. Der schrie zurück. Ich wollte weg. Ich versuchte, auf die Füße zu kommen, aber als mein Gewicht auf das verletzte Bein drückte, schoß ein so glühender Schmerz hindurch, daß ich mich wieder setzen mußte.
    »Legt Euch zurück, legt Euch zurück«, sagte der junge Mann. »Laßt mich das Bein ansehen …« Er begann das Hosenbein hochzuziehen.
    »Nein«, sagte ich, »das Pferd hat auf eine alte Wunde getreten. Laßt es.«
    Er hörte nicht auf mich. »Ich kenne mich ein bißchen in Feldchirurgie aus«, erklärte er. »Mein Name ist Comittus, Lucius Javolenus Comittus, Tribun in der Sechsten Legion … Hercules!«
    Er hatte das Hosenbein über mein Knie hochgeschoben und die Narben gesehen. Es waren drei, eine über der anderen, und da sie erst aus diesem Sommer stammten, waren sie noch rot. Zu meiner Erleichterung sah ich, daß es die oberste war, die blutete, direkt über dem Knie. Der Schmerz war so heftig gewesen, daß ich ihn gar nicht hätte lokalisieren können. Zum Glück war die oberste Wunde die leichteste von den dreien. Es war der niedrigste Hieb gewesen, der mir das Schienbein gebrochen hatte.
    »Lucius Javolenus!« rief die Stimme einer Frau hinter uns. Comittus schaute sich rasch um, und ich folgte seinem Blick.
    Ich vermutete, daß sie die Frau seines Legionskommandeurs war. Jedenfalls handelte es sich um eine Dame von Rang. Ihr blondes Haar war zu einem kunstvollen Lockengebilde frisiert, was die Dienste einer geschickten Sklavin verlangte; der Mantel, den sie sittsam vorn zusammenhielt, war aus kostbarem Material, in einem kräftigen Blau gefärbt und mit Blumenmustern eingefaßt. Und sie war jung und schön. Die runden Augen zeigten ein klares, tiefes Blau, eine Intensität der Farbe, die ich bei Römern noch nie gesehen hatte, die allerdings bei meinem eigenen Volk nicht ungewöhnlich ist. Arshaks Augen haben einen fast gleichen Farbton. Diese Augen, die mit unpersönlicher Neugier in meine Augen starrten, irritierten mich. Schlimm genug, sich in einer so lächerlichen Situation zu befinden; sich darin auch noch einer schönen Frau präsentieren zu müssen, war noch schlimmer.
    »Aurelia Bodica«, rief Comittus, »dieser Mann hat Euer Pferd eingefangen, aber es hat ihn dabei gegen eine alte Wunde getreten. Glaubt Ihr, wir könnten Diophantes finden? Er braucht einen Arzt.«
    Der Blick der blauen Augen wurde schärfer. Aurelia Bodica ignorierte Comittus’ Frage und starrte auf die Narben. »Sieht aus, als hätte jemand versucht, Euer Bein mit einer Axt abzuhacken«, sagte sie in nüchtern diagnostizierendem Ton.
    »Mit einem dakischen Langschwert«, korrigierte ich.
    Und plötzlich überkam mich die Erinnerung mit entsetzlicher Klarheit: mein Pferd, das im Schlamm stürzt, und der brüllende Daker, der, während ich mich freirolle, auf mich zurennt, sein zweihändiges Schwert hoch über dem Kopf haltend. Ein verzerrtes weißes Gesicht, die eine Seite blutbedeckt, die langen, spitzen Hundezähne entblößt. Ich versuche wegzurobben, und das Schwert kommt herunter. Ich schreie, werfe mich herum, versuche aufzuspringen, und das Schwert kommt

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