Die Reiter der Sarmaten
feststellte, daß keiner der Männer Banaspados’ Worte zu mißbilligen schien, wuchs mein Erstaunen noch! Ich hatte mich, was nicht nur Facilis aufgefallen war, den römischen Sitten in vielem angepaßt, aber immer mit einem besorgten Blick zurück, immer in dem schmerzlichen Bewußtsein, auf diesem Wege so rasch voranzuschreiten, daß ich mich von meinen Leuten mehr und mehr entfernen mußte. Es hätte mir klar sein sollen, daß meine Männer mir, wie immer, jeden Schritt des Weges gefolgt waren. Daß ihr Kommandeur von einem römischen Legaten als geschätzter Berater zu seinen Planungen hinzugezogen wurde, hätten sie vor sechs Monaten noch als Schmach empfunden, jetzt war das etwas, worauf sie stolz waren, womit sie sich vor den anderen Drachen brüsteten. Und wahrscheinlich würden die Männer der anderen Drachen das sogar als berechtigt ansehen und sie darum beneiden. Sie hatten alle klar gesehen, wo bei den Römern Ehre und Ruhm zu gewinnen waren, und als echte Sarmaten waren sie selbstverständlich diesem Weg gefolgt. Ich schämte mich, sie so sehr unterschätzt zu haben – und kam mir höchst lächerlich vor.
»Meine lieben Freunde und Brüder«, sagte ich, »in der ganzen Zeit, die ihr mir gefolgt seid, habt ihr mich nicht ein einziges Mal im Stich gelassen. Ihr seid mein Ruhm und mein Stolz, und nie hat mir etwas mehr am Herzen gelegen als Eure Ehre und Sicherheit, im Vergleich zu denen mein Leben von geringer Bedeutung ist. An eurer Treue, eurem Mut und eurer Stärke habe ich nicht den geringsten Zweifel; ich habe euch immer vertraut, und ich habe mich darauf verlassen, daß ihr mein Leben schützt, als ich wußte, daß es in Gefahr war.
Was ich jetzt von euch verlange, ist, daß ihr ruhig mit mir abwartet, bis wir die Beweise in der Hand haben, mit denen wir die römischen Behörden von der Schuld meines Feindes überzeugen können. Ich wünsche keine Gewalt, und ich wünsche nicht, daß Gerüchte verbreitet werden. Wenn wir ohne hinreichenden Beweis losschlagen, ist der Kampf verloren. Noch diesen Abend habe ich mich geweigert, selbst dem Legaten auf seine Frage nach dem Namen meines Feindes zu antworten. Gebt ihr nicht preis, was ich geheimgehalten habe. Schwört mir jetzt alle, daß ihr über das schweigen werdet, was ihr heute nacht erfahren habt, bis ich euch die Erlaubnis gebe zu sprechen.«
»Darf ich zu Leimanos sprechen?« fragte Banaspados nach kurzem Zögern.
»Ja, aber zu niemandem sonst.«
Sie schworen, indem sie die Hände über die Glut des Abendfeuers ausstreckten. Kasagos und die Männer seiner Schwadron lächelten so selbstgefällig, daß ich nur hoffen konnte, sie würden wirklich den Mund halten, wenn wir wieder in Cilurnum waren, und sich nicht mit Andeutungen über ein Geheimnis wichtig zu machen versuchen, von dem die anderen Schwadronen ausgeschlossen seien. Zumindest aber war für den Augenblick die Gefahr einer Krise gebannt, und ich konnte mich endlich wieder schlafen legen wenn auch, wie sich herausstellte, nicht in meinem eigenen Bett. »Mein Fürst, du darfst nicht den Wagen mit einer Sklavin deiner Feindin teilen«, erklärte Banaspados bestimmt, sobald er den Eid geschworen hatte. »Selbst wenn sie aufrichtig war, als sie zu Facilis ging und ihn um Hilfe bat, es könnte ihr der Gedanke kommen, ihre Herrin würde ihr alles verzeihen, wenn sie dich ermordet. Ich werde heute nacht in deinem Wagen schlafen, und du nimmst meinen Platz in meinem Wagen ein. Es wird sowieso sicherer für dich sein, dort zu ruhen, wo wir über dich wachen können.«
Ich fand die Vermutung reichlich absurd, daß Bodicas arme, verängstigte kleine Sklavin ihr Baby beiseite legen, zum Messer greifen und mich erstechen könnte, aber ich schuldete der Leibwache, vor allem in der augenblicklichen, etwas gespannten Situation, Respekt, also fügte ich mich ohne Widerspruch.
Als ich mit Banaspados zu meinem Wagen hinüberging, um dem Mädchen die Änderung mitzuteilen, richtete Facilis, der an der Seitenwand meines Wagens lehnte, sich auf; ich hatte seine Anwesenheit ganz vergessen.
»Alles geregelt?« fragte er mich. Ich nickte.
Amüsiert lachte er auf und klopfte an die Seitenwand des Wagens. »Bist du noch wach, Vilbia?« rief er.
»Ja, Marcus Flavius«, kam die schläfrige Antwort.
»Ariantes wird heute nacht nicht im Wagen sein. Seine Männer wollen, daß er in einem anderen Wagen schläft, wo sie ein Auge auf ihn halten und sicher sein können, daß niemand ihm etwas antut. Der Mann,
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