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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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der den Wagen mit dir teilen wird, heißt Banaspados du brauchst also nicht mal Angst vor dem Fluch zu haben. Ist das in Ordnung?«
    »Oh! O ja, ich danke Euch.«
    »Dann gute Nacht. Ich sehe dich morgen unterwegs.«
    Facilis wandte sich zu uns um und sagte mit gedämpfter Stimme zu Banaspados: »Das arme Ding hat genug gelitten. Ich hoffe, ich kann mich darauf verlassen, daß Ihr die Situation nicht ausnutzt.«
    »Beleidigt mich nicht«, fuhr Banaspados auf.
    »Tut mir leid«, sagte Facilis beschwichtigend. »Bloß meine mißtrauische römische Sklavenhalternatur.« Er schickte sich an zu gehen.
    »Marcus Flavius«, sagte ich; er sah mich fragend an.
    »Vielleicht verstehe ich nichts davon, wie Römer es mit dem Lügen halten«, sagte ich zu ihm, »aber eins habe ich soeben begriffen: Ihr seid ein ganz abgefeimter Lügner.«
    »Welchem Umstand verdanke ich diese hohe Anerkennung?« fragte er.
    »Es ist kein einziges lateinisches Wort gefallen, als wir festlegten, daß Banaspados in meinem Wagen schlafen wird. Und Ihr habt uns auf dem ganzen Marsch von Aquincum nach Bononia versichert, daß Ihr kein Sarmatisch sprecht.«
    Er schwieg einen Augenblick verdutzt, dann brach er in sein bellendes Lachen aus. »Das Schlimmste an Euch ist, Fürst«, sagte er auf Sarmatisch, mit dem schauderhaftesten Akzent, den ich je in meinem Leben gehört hatte, »daß Ihr einem armen lügenden Zenturio nicht einen einzigen kleinen Ausrutscher durchgehen laßt, nicht einmal in den späten Nachtstunden.«

 

    14
    Als ich am frühen Morgen in meinen Wagen ging, um meine Rüstung zu holen, fand ich das kleine Sklavenmädchen und sein Baby noch schlafend; Banaspados war bereits draußen.
    Vilbia lag zusammengerollt auf der Seite unter den Decken, eine jämmerlich dünne, fast kindliche Gestalt mit einem erschöpften, bleichen Gesicht. Von dem Baby, das sie in ihren Arm gebettet hatte, konnte ich nur den Scheitel des Kopfes mit ein paar Büscheln von schwarzem, krausem Haar sehen. Der Teppich, den sie über sich gezogen hatte, war herabgerutscht; ich hob ihn auf und legte ihn wieder über sie. Dabei bemerkte ich die Male auf der nackten Schulter des Mädchens. Narben über Narben, und einige sehr häßliche Wunden, die noch frisch waren. Ich erinnerte mich, daß Facilis gesagt hatte, das Kind sei erst vor acht Tagen geboren worden. Sie hätte noch gar nicht auf sein dürfen; eine Mutter so kurz nach der Geburt brutal zu schlagen, nur weil sie vielleicht aus Schwäche etwas langsam bei der Arbeit war, zeugte von einer beispiellosen Roheit. Ich zog den Teppich zurecht und ging hinaus.
    Meine Wut auf Bodica war so groß wie nie zuvor. Daß sie versucht hatte, einen starken Widersacher zu ertränken, weil er ihren Plänen im Wege stand, war vielleicht verständlich. Ein armseliges kleines Mädchen zu mißhandeln, das nur ihr Baby zurückhaben wollte, war unverzeihlich.
    Eukairios traf etwas später ein und fand uns beim Satteln und Anschirren der Pferde. Es war ein Schock für ihn. Zwar hatten wir den größten Teil der Angelegenheiten, die wir in Eburacum zu besprechen und zu verhandeln hatten, erledigt, aber er hatte erwartet, daß wir noch mindestens einen Tag bleiben würden, schon um den Pferden noch etwas Zeit zu geben, sich zu erholen.
    Er hatte gutes Pergament gekauft und ein Freilassungsdokument in dreifacher Ausfertigung vorbereitet, fertig zur Unterzeichnung und Beglaubigung. Aber um die Sache absolut sicher und rechtlich unanfechtbar zu machen, wünschte er sieben Zeugen, vorzugsweise römische Bürger und vorzugsweise solche, die des Lesens und Schreibens kundig waren, da ich selbst es nicht war. Es war ihm klar, daß wir jetzt damit warten mußten, bis wir wieder in Cilurnum waren. Er schluckte seine Enttäuschung aber rasch hinunter, als ich ihm erklärte, was während des Abendessens beim Legaten geschehen war; ich diktierte ihm zwei Briefe; einen an den Legaten, in dem ich mich für meine Insubordination entschuldigte und mich verabschiedete, den anderen an Siyavak, um ihn zu beruhigen und ihm meine Hilfe zu versprechen. Mit dem ersten Brief schickte ich einen der Leibwächter zum Haus des Legaten. Eukairios brachte den zweiten zu seinen christlichen Freunden.
    Gleich danach brachen wir auf. Ich war ziemlich besorgt, als wir zum Tor der Festung ritten, aber wir wurden ohne irgendwelche Schwierigkeiten durchgelassen. Erst als wir Festung und Stadt sicher hinter uns gelassen hatten, ließ ich mit einem Seufzer der Erleichterung

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