Die Reiter der Sarmaten
kommen, du wüßtest, wie es ist!«
»Eukairios«, sagte ich, »hast du die Tafeln, die wir gestern bekommen haben?«
Er nickte, plötzlich sehr nervös und unglücklich aussehend. »Ja, Herr. Ich habe sie mir gestern abend angesehen. Sie … sie enthalten zumindest eine sehr unangenehme Überraschung.«
»Hole sie«, sagte ich.
Er ging. Facilis sah mich argwöhnisch an. »Ist das ein Ergebnis des Pläneschmiedens mit Freunden, über das Eure Männer letzte Nacht so aufgebracht waren?«
»Ja. Ihr seid ermächtigt, wie Ihr sagt, Ermittlungen durchzuführen. Ich habe Informationen, die vielleicht hilfreich sein werden. Aber ich kann sie Euch nicht direkt geben. Ich habe auf das Feuer geschworen, diese Tafeln nicht den Behörden zu zeigen, da die meisten der Leute, deren Namen auf ihnen stehen, sich keines Vergehens schuldig gemacht haben, aber trotzdem schwere Strafen zu erwarten hätten, wenn ihre Sympathien bekannt würden.«
»Und was für Namen sind das?«
»Ich habe noch keine Zeit gehabt, mich damit zu befassen. Es ist eine Liste von Leuten, die als Druiden bekannt sind, mit Angabe der Plätze, wo sie sich versteckt halten. Ferner eine Liste von Personen, die ihnen geholfen haben.«
»Großer Jupiter! Wie in aller Welt …« Er starrte mich ungläubig an. »Stammen sie von Siyavak?«
Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich hoffe, bald auch von ihm zu hören.«
»Wie sonst in aller Götter Namen …«
Eukairios kam mit den Tafeln zurück. Er hielt sie unter einem Arm und sah Facilis besorgt an.
»Schon gut, schon gut«, sagte Facilis, sein Erstaunen und seine Neugier unterdrückend. »Ich werde keine Fragen stellen, wie Ihr an die Listen gekommen seid. Ich werde nicht verlangen, sie zu sehen. Ich werde niemanden beschuldigen, bloß weil sein Name auf einer dieser Listen steht. Ich werde diese Personen lediglich aufsuchen mit Euch, wenn Ihr das wünscht – und meine Ermächtigung nur dazu benutzen, nach Beweismaterial zu suchen. Es würde sinnlos sein, daß ich auf das Feuer schwöre, denn ich bin kein Sarmate; aber ich gebe Euch das feierliche Versprechen, Eure Quellen nicht zu mißbrauchen, und mögen die Götter mich auf elendeste Weise zugrunde gehen lassen, wenn ich es tue. Genügt Euch das?«
Ich flickte. Ich war nicht sicher, daß er seinen Eid nicht brechen würde, aber ich vertraute ihm, daß er meinen Eid achten und daß er Grausamkeit vermeiden würde.
»Was ist also die unangenehme Überraschung?« wandte Facilis sich an Eukairios. »Wer steht auf der Liste?«
Der Schreiber schlug den Stoß Tafeln auf und suchte, dann setzte er den Finger an eine Eintragung. Als er sprach, war seine Stimme so leise, daß keiner von unseren Männern, die nur wenige Fuß entfernt ihr Brot aßen und ihre Milch tranken, etwas verstehen konnte.
»Hier ist der Name eines vermutlich aus Lindum stammenden Mannes, der vor ungefähr einem Jahr nach Eburacum kam und seitdem gelegentlich dort mit den Druiden Kontakt aufgenommen und aktiv mit ihnen zusammengearbeitet hat. Der Name wird angegeben als Comittus, Sohn von Tasciovanus. Er wird als junger Mann beschrieben, der vermutlich Armeeoffizier ist.«
»Hercules!« flüsterte Facilis.
»Das einzige, wessen ich mir nicht sicher bin, ist der Name des Vaters«, sagte Eukairios. »›Javolenus‹ ist natürlich ein römischer Familienname und würde zu … religiösen Zwecken nicht benutzt werden. Lindum als Geburtsort ist richtig, glaube ich, und die Zeit stimmt.«
»Es spricht vieles dafür«, flüsterte Facilis. »Er hat immer einen Fuß im britischen Lager gehabt, seine Cousine hat ihm die Stellung beschafft, und er bewundert sie. Er schwört stets bei den Deae Matres , den göttlichen Müttern, und bei Maponus und bei den anderen alten Göttern der Briten. Es paßt verdammt gut.«
»Geben die Tafeln an, ob er der extremen Sekte angehört?« fragte ich.
»Nein«, antwortete Eukairios und schloß sie. »Diese Angabe wird zwar gemacht, wenn sie bekannt ist – aber gewöhnlich werden unsere … Informanten … das nicht wissen.«
Lucius Javolenus Comittus. – »Ihr könnt mich Comittus nennen, Ihr seid ja auch kein Römer.« Ich erinnerte mich, wie er lächelte, als er Bodica in den höchsten Tönen pries, und wie er über die Kaledonier weinte.
Ich erinnerte mich auch daran, wie er mir sein Pferd lieh, wie er für mich in Dubris Platz auf seiner Kline machte und wie er sich bei dem Legaten für mich verbürgte – und wie er außer sich vor Freude
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