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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Aber hier müßte er den Behörden Rechenschaft über seine Taten geben – also beleidigt er dich statt dessen durch Worte; das ist etwas, wovon die Behörden keine Notiz nehmen werden, was ich aber nicht ignorieren kann. Ohne Ehre bin ich ein Nichts. Meine Männer werden in mir entehrt, und ich habe nicht mehr das Recht, sie zu führen.«
    Sie sah hinunter auf ihre Hände, die sie im Schoß zusammenpreßte. »Vielleicht sollten wir doch nicht heiraten«, flüsterte sie. »Ich weiß , wir sollten doch nicht heiraten«, fügte sie sogleich hinzu.
    Ich na hm die Hand von ihrem Knie. »Das kannst du nicht wirklich meinen. Du weißt, daß ich dich will, und ich dachte, du willst mich.«
    Ihr Gesicht verzerrte sich, sie kämpfte mit den Tränen, aber sie wollte mich noch immer nicht ansehen. »Es geht nicht darum, was ich will. Ich habe schon früher daran gedacht. Ich wollte es nicht sagen, aber es muß sein. Ich sehe das jetzt. Wir sollten nicht heiraten.«
    »Auch wenn du mich jetzt abweist«, sagte ich nach kurzem Schweigen, »müßte ich mit Arshak kämpfen.«
    »O nein!« Sie preßte die Hände gegen das Gesicht.
    »Sag mir, was er gesagt hat, bitte. Ich würde es lieber von dir hören als von ihm.«
    Sie saß ganz still, die Hände vor dem Gesicht. »Als ich ihn kommen sah«, sagte sie langsam, »lief ich hinaus, ihm entgegen. Ich dachte, du wärst es, und als ich schließlich meinen Irrtum bemerkte, hatten seine Männer mich umzingelt. Niemand bedrohte mich, sie saßen nur regungslos wie Bronzestatuen auf ihren Pferden und starrten mich an. Er … grüßte mich. Er war zuerst sehr höflich und sagte, was ich dir schon erzählt habe, daß er gehört habe, du wolltest mich heiraten, und er gekommen sei, um mir seine Aufwartung zu machen. Dann lächelte er und sagte, es sei für den Neffen eines Königs eine sonderbare Sache, einer gewöhnlichen Schäferin seine Reverenz zu erweisen. Er sagte, in eurem eigenen Land hättest du die Tochter eines Zepterträgers geheiratet, eine Dame, die von Fürsten und großen Kriegern abstammt und sich durch ihre Schönheit und ihren hohen Sinn auszeichnet. Hier aber, sagte er, wärst du ein Freund der Römer geworden und hättest ihre Sitten angenommen, und du machtest einem Soldatenbankert den Hof aus Dankbarkeit für die Rettung der elenden Fetzen deines Lebens.«
    Banaspados zog zischend den Atem ein, Pervica ließ die Hände fallen und warf ihm einen raschen Blick zu. »Bitte!« sagte sie zu ihm, »ich will nicht, daß er mit Arshak kämpft. Es gibt keinen Grund dazu. Ich bin die uneheliche Tochter eines Soldaten, und es war Dankbarkeit …«
    »Das war es nicht«, unterbrach ich sie, »und das ist es nicht. Du weißt es.«
    Sie sah mir unglücklich ins Gesicht. Ihre Hände machten eine Bewegung, als wollten sie nach mir greifen, aber sie ließ sie resigniert in den Schoß zurückfallen.
    »Und war das alles?« fragte ich sie.
    »Im wesentlichen ja. Er sprach noch ein wenig von deiner ersten Frau, wie schön sie war, wie sehr du sie geliebt und verehrt hast, und er verhöhnte und beschimpfte mich noch mit ein paar häßlichen Ausdrücken. Ich sagte ihm, er sei nicht willkommen, und forderte ihn auf, mein Land zu verlassen. Er tat das natürlich nicht, also drehte ich mich um und versuchte, zum Haus zurückzugehen. Seine Männer ließen es nicht nicht zu; sie schlossen den Kreis noch enger um mich. Ich dachte mir, also gut, dann werde ich mich unter den Pferden hindurchdrücken – aber als ich es versuchte, beugte sich einer hinunter und packte meinen Arm, und sein Nachbar packte meinen anderen Arm; sie hielten mich zwischen sich in der Luft und sahen ihren Herrn an. Er nahm seine Lanze – seinen Speer – in die Hand, und einen Augenblick dachte ich, er wolle mich töten. Aber dann wurde mir klar, daß das nicht seine Absicht sein konnte. Er wollte, daß ich am Leben blieb, um dir dies zu erzählen. Ich begriff natürlich begriff ich –, daß er mich nur demütigen wollte, um dich zu provozieren.
    Er ritt auf mich zu, dieses schreckliche Lächeln auf den Lippen, und ergriff mit der Spitze seines Speers meine Mantelspange, dann wendete er sein Pferd, seine Männer öffneten den Ring, um ihn durchzulassen, und schlossen sich ihm an; die beiden, die meine Arme hielten, ließen mich fallen und folgten ebenfalls. Er hatte mir den Mantel von den Schultern gezogen, einfach so, ohne daß ich einen Kratzer abbekommen hatte; er schüttelte ihn von seinem Speer ab, als er

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