Die Reiter der Sarmaten
Wildfeuer in seine Box im Stall und wies die Männer an, sich hinter dem Haus ihr Feuer zu machen. Cluim ging etwas nervös zu ihnen hinüber und grinste erfreut, als sie ihn willkommen hießen. Aber ich bat Banaspados, mit mir ins Haus zu kommen. Ich hatte das sichere Gefühl, daß es hier um etwas ging, worüber meine Leibwache Bescheid wissen mußte.
Pervica führte uns in das Speisezimmer; der Teppich, den ich ihr gegeben hatte, schmückte jetzt den Fußboden. Sie setzte sich bedrückt auf die Kline. Ich setzte mich auf den Boden, seitlich gegen die Kline gelehnt, um Platz für mein Schwert zu haben, und legte meinen Arm auf das Kissen neben ihr.
»Wann ist Arshak gekommen?« fragte ich sie erneut.
»Vor zwei Tagen«, antwortete sie gefaßt.
»War er allein, oder hatte er seine Männer dabei? Hat er dich bedroht?«
»Ich … nein. Er hat mich nicht angerührt, und er hat mir nicht gedroht. Er kam mit ungefähr dreißig Männern – seine Leibwache, nehme ich an. Er sagte, er habe gehört, daß ich seinem fürstlichen Bruder das Leben gerettet hätte und daß du mich heiraten wolltest, und daher sei er gekommen, um mir seine Reverenz zu erweisen. Ich denke … ich denke, er wollte nur wissen, wo ich war.« Ihr Gesicht hatte sich verschlossen.
»Warum hattet ihr dann solche Angst, du und Cluim?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich dachte an das, was du damals über ihn gesagt hast. Ich hatte das nicht ernst genommen. Du hast gesagt, er wäre arrogant und gefährlich, aber ich kannte ihn noch nicht. Er ist wie ein schönes Raubtier, ein goldener Adler oder eine Wildkatze. Die Art, wie er lächelte, machte mir angst.«
Das stimmte genau; aber ihr Gesicht war noch immer verschlossen. Es gab offenbar etwas, das sie mir nicht erzählen wollte – etwas, das er gesagt oder getan hatte.
»Was hat er zu dir gesagt?« fragte ich, meine Hand auf ihr Knie legend. Ich spürte, wie sich die Muskeln unter meiner Berührung spannten und sie leicht zitterte.
»Nichts.« Ihre Augen zuckten unruhig. »Nichts, was sich zu wiederholen lohnt.«
Ich schwieg. »Hat er dich beleidigt?« fragte ich schließlich.
Sie lächelte schwach. »Er war nicht höflich.«
»Was hat er gesagt?«
»Nichts, was wichtig für dich wäre.«
»Es ist wichtig für mich. Ich dulde es nicht, daß er dich beleidigt. Bitte, erzähle mir, was er zu dir gesagt hat.«
»Wozu? Es sind doch nur Worte. Es wäre einfach lächerlich gewesen, wenn mir nicht ein Umstand angst gemacht hätte – daß er den ganzen Weg von Condercum herüberreitet, nur um einer Frau, die er nie getroffen hat, ein paar beleidigende Worte zu sagen.«
»Worte, die ich wissen sollte.«
»Nein! Bitte hör mir zu! Ich will es dir nicht erzählen, weil ich gesehen habe, wie du reagierst, weil ich weiß, du wirst eine Beleidigung mit einem Zweikampf beantworten, und ich möchte nicht, daß du mit ihm kämpfst. Er ist nicht wie Cinhil, das kann sogar ich sehen! In einem Zweikampf mit ihm würde einer sterben – und auch wenn du es nicht wärst, könntest du des Mordes angeklagt werden.«
»Pervica«, sagte ich, »hier geht es um meine Ehre.«
»Oh, und das ist das Allerhöchste? Der Wert, dem sich alle anderen Werte unterzuordnen haben!«
»Ja. Wenn du es mir nicht erzählst, muß ich nach Condercum reiten und ihn fragen, was er gesagt hat. Seine Leibwächter werden sich zweifellos damit brüsten.«
»O nein! Nein!«
»Er erwartet genau das.«
»Und du wirst ihm zu Gefallen sein? So einfach ist das?«
»Ja. Wir sind jetzt Feinde, und das ist unabänderlich. Wir haben verschiedene Wege gewählt; er hat zugesehen, wie ich vergiftet und fortgebracht wurde, um ertränkt zu werden. Ich würde es vorziehen, die Angelegenheit, so wie es bei sarmatischen Adligen Brauch ist, zwischen uns auszutragen, statt ihn an die Römer auszuliefern und ich denke, er würde die Entscheidung durch den Zweikampf ebenfalls vorziehen, statt seinen Verbündeten zu erlauben, mich durch Zauberei oder Hinterlist zu töten. Ich bin ihm auf dem Weg nach Eburacum begegnet, und ich habe ihm da zu verstehen gegeben, daß ich bereit bin, mit ihm zu kämpfen, wann immer er es wünscht. Aber was auch geschehen mag, einer von uns beiden wird tot sein, bevor dies alles vorüber ist.
Du mußt verstehen, warum er hierhergekommen ist. Ich bin sein Feind, und seine Absicht war, in dir über mich zu triumphieren, mich zu entehren. In unserem eigenen Land hätte er deine Wagen verbrannt und deine Herden weggetrieben.
Weitere Kostenlose Bücher