Die Reiter der Sarmaten
Heimlichkeit aus dem Verborgenen zugeschlagen, wie die unsichtbaren Krieger unserer Sagen, und ich war hilflos gewesen und hatte nicht zurückschlagen können. Aber jetzt hatte ich etwas Konkretes in der Hand – ich hatte eine Liste von Namen, ich hatte einen Verbündeten, der die Vollmacht besaß, Ermittlungen durchzuführen, und ich war zuversichtlich, bald mehr von Siyavak zu erfahren. Jetzt, wo wir ihnen die Tarnkappe abgerissen hatten, würden sie die Hilflosen sein.
»Ich habe mit dem Druiden gesprochen, den ich kenne«, sagte Pervica, als ich geendet hatte. »Er wußte von dir und von dem Mord im heiligen Hain – und er war viel unzugänglicher, als ich erwartet hatte. Die Leute, die du als extreme Sekte bezeichnest, haben einen sehr großen und weitreichenden Einfluß. Aber du darfst das nicht falsch sehen. Sie sind keine getrennte Gruppe, sie vertreten einfach das eine Ende einer Reihe differenzierter religiös-nationaler Vorstellungen und Verhaltensweisen, über welche die Druiden normalerweise nicht reden, und wenn ein Glied dieser Reihe eine extremere Richtung einschlägt, bewegen sich die anderen ein bißchen mit, um Schritt zu halten und die Kette nicht abreißen zu lassen. Der Druide, den ich kenne, sagte, wenn du dich keines Vergehens gegen die Götter schuldig gemacht hättest, wäre der Fluch wirkungslos, aber er wollte nichts tun, um zu helfen. Ich erklärte ihm, daß der Fluch sich bereits als wirkungslos erwiesen hätte und daß ich annähme, die Götter würden zornig sein, daß die Bösen ihre Hilfe gegen die Guten angerufen hätten. Er wand sich wie ein Aal und sagte schließlich, es sei nicht klar, wer die Bösen seien. Aber er war sich seiner nicht sicher.
Ich fragte ihn, ob er es für richtig halte, daß man Selgoven und Votadiner in unser Land ruft und ihnen unsere Farmen zum Plündern freigibt; er wurde noch unsicherer, und ich sah ihm sein Unbehagen deutlich an. Ich sagte ihm, er solle doch ein Treffen aller Druiden in unserer Region einberufen, bei dem die verschiedenen Meinungen ausgetauscht werden könnten, um Klarheit zu gewinnen. Aber auch darauf wollte er sich nicht festlegen. Er hat Angst vor den Extremisten, Angst, als Römerfreund und als Häretiker diffamiert zu werden. So schlimm ist das inzwischen geworden, sie würden sogar ihre eigenen Druidenbrüder als Helfershelfer der Römer und Abtrünnige umbringen. Aber er hat nicht nein gesagt, und die Leute tuscheln und flüstern seit einiger Zeit über diese Vorgänge.
Es ist nicht viel, aber mehr konnte ich nicht erreichen. – Was willst du wegen Arshak unternehmen? Wenn du eine Zeitlang abwartest, wirst du vielleicht nicht mit ihm kämpfen müssen.«
»Ich werde mit ihm kämpfen«, sagte ich ruhig, »das ist unvermeidlich. Die Alternative wäre, ihn den Römern auszuliefern, und das möchte ich auf keinen Fall tun. Aber wenn du es wünschst, werde ich versuchen, für das Duell einen Termin in zehn oder zwölf Tagen zu vereinbaren. Auch das könnte schon genug Zeit sein, um einen großen Teil dieses Problems zu lösen. Aber du darfst nicht länger hier bleiben, vor allem wenn es einen so langen Aufschub geben sollte. Er ist ein ungeduldiger Mensch, und er wird sich ärgern, daß er sich aus Furcht vor den Behörden zurückzuhalten hat. Es ist gut möglich, daß er zurückkommt, dieses Mal mit der Absicht, dich nicht nur mit Schmähungen zu verletzen. Du solltest nach Cilurnum kommen, mit Elen und Cluim und seiner Schwester. Ich könnte ein Haus für euch mieten.«
»Und was ist mit meinen Schafen? Und der Farm?«
»Gibt es in dieser Jahreszeit so viel zu tun, daß nicht ein Nachbar die Arbeit für euch übernehmen könnte? Du hast doch, wie du sagtest, zwei andere Familien, die in ihren eigenen Häusern auf deinem Land leben und für dich arbeiten. Könnten sie sich nicht für zehn Tage oder so um die Schafe kümmern?«
Sie lehnte sich müde gegen mich. »Also gut. Ja, ich komme mit.«
Es dauerte einige Zeit, bis sie die Angelegenheiten der Farm und die Versorgung der Schafe und Rinder zufriedenstellend geregelt hatte und bis sie und ihre Bediensteten ihre Sachen gepackt und auf den Farmwagen verladen hatten.
Es begann zu dämmern, als wir nach Cilurnum aufbrachen. Pervica ließ den Wagen auf der Kuppe des Hügels halten und blickte auf die Farm zurück, die jetzt dunkel unter den dahintreibenden Wolken in der Mulde lag. Ich wußte, daß sie sich fragte, ob sie ihr Haus und ihr Land jemals wiedersehen würde. Aber
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