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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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und Flavinus Longus unter der Plane vor meinem Wagen sitzen, auch Banaspados und Leimanos waren bei ihnen; sie alle tranken etwas und redeten miteinander. Ich sah ihnen einen Augenblick zu, und plötzlich schien alles in Ordnung zu sein, alles hatte seine Richtigkeit. Ich war glücklich. Tirgatao war tot, aber sie litt nicht mehr; ich stand hier, lebendig, im hellen Sonnenlicht und beobachtete meine Freunde, die friedlich zusammen frühstückten. Ein Augenblick, normal, alltäglich, ohne Haß. Ich fand mein Leben lebenswert.
    Ich setzte mich, um die Schuhe anzuziehen; der Wagen knarrte, und sie sahen alle zu mir herüber und begrüßten mich. Eine Minute später hatte ich den Mantel auf der Schulter befestigt, hielt einen Becher Milch in den Händen und saß bei ihnen in der Runde. Es war angenehm, zur Abwechslung einmal nicht die Rüstung anlegen zu müssen.
    »Meine Schwester berichtet mir, Ihr hättet wieder die Dame Pervica bei ihr einquartiert – mit drei Dienstboten diesmal«, bemerkte Longus. »Sie hat mir aufgetragen, Euch zu sagen, daß sie Pervica gern bei sich hat, daß aber der Gasthof eigentlich ein Stück weiter die Straße hinunter ist, ganz in der Nähe des Forts. Sie dachte, vielleicht wüßtet Ihr das nicht.«
    »Sagt Eurer Schwester meinen Dank«, erwiderte ich. »Es war sehr spät, als wir gestern abend angekommen sind, und wir hatten keine Zeit, eine andere Unterkunft zu finden. Ich werde versuchen, heute ein Haus zu mieten.«
    »Oh, das tut besser nicht! Flavina würde sehr beleidigt sein, wenn Pervica nicht bei ihr bliebe«, entgegnete Longus. »Die Gasthofgeschichte war ein Scherz. Sie mag Pervica sehr. Wir alle mögen sie sehr. Ich bin froh, daß Ihr sie überredet habt, nach Cilurnum zu kommen. Wir haben uns Sorgen gemacht, daß sie allein dort draußen war, nachdem man in Corstopitum diese Bleirolle gefunden hatte.«
    Facilis brummte etwas, das wie Zustimmung klang. Fast hätte ich ihn gefragt, wo er Vilbia untergebracht hatte – das Mädchen war nicht mehr in meinem Wagen, und Kasagos hatte mir berichtet, daß Facilis und Eukairios sie fortgebracht hätten –, aber dann fiel mir ein, daß Longus nichts von ihr wußte und wahrscheinlich auch nichts erfahren sollte. Also nickte ich nur.
    Ich selbst hatte ja ebenfalls nicht die Absicht, den Römern von Arshak zu erzählen, denn es war mir klar, daß sie versuchen würden, das Duell zu verhindern. Ich hatte Banaspados und die anderen dringend ermahnt, über die Angelegenheit nicht in Gegenwart eines Römers zu sprechen, und ich hatte auch Pervica das Versprechen abgenommen, darüber zu schweigen.
    »Ich habe Gajus erzählt, was in Eburacum geschehen ist«, sagte Facilis. Die friedliche Morgenstimmung war dahin.
    »Götter und Göttinnen!« rief Longus aufgebracht. »Ich hätte mir darüber klar sein müssen, Ariantes – aber Ihr hättet etwas sagen sollen. Warum wollt Ihr dem Legaten verschweigen, wer Euch zu töten versucht, wenn Ihr es wißt?«
    Ich sah verstohlen zu Facilis hinüber; er schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein, er hatte Longus nicht mehr erzählt, als ich Priscus gegenüber zugegeben hatte.
    »Ohne überzeugenden Beweis würde es nur Schwierigkeiten verursachen«, antwortete ich. Dann traf ich eine rasche Entscheidung: »Aber ich kann Euch ein wenig mehr erzählen, als ich ihm gesagt hatte. Banaspados, Leimanos –«
    Sie sahen mich beide an, dann standen sie auf, einen mißtrauischen Ausdruck in den Augen. »Hast du die Absicht, uns wegzuschicken?« fragte Banaspados.
    »Meine lieben Brüder, ich habe einige Dinge zu sagen, die die Ehre eines Kameraden betreffen. Ich glaube nicht, daß er etwas Unehrenhaftes getan hat, aber er muß befragt werden. Ich würde euch nicht einer solchen Befragung vor euren Männern unterziehen, und ihr solltet nicht Zeugen dieser Befragung sein, bei der nur die Anwesenheit der Römer notwendig ist.«
    Ich konnte ihnen ansehen, daß sie sich die Situation durch den Kopf gehen ließen, sie von dieser und von jener Seite betrachteten und schließlich zu der Entscheidung kamen, es müsse sich um Comittus handeln, dessen Verwandtschaft mit Aurelia Bodica ihnen ja bekannt war. Sie sahen noch mißtrauischer aus als vorher. Longus saß mit ausdruckslosem Gesicht da, er verstand nicht, wovon die Rede war, da wir Sarmatisch sprachen.
    »Es betrifft nicht meine Sicherheit – es sei denn, er ist schuldig«, erklärte ich meinen Männern. »Und ich werde euch von dem Ergebnis

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