Die Reiter der Sarmaten
Problem, um das es hier ging. Auf ihren Lippen lag ein seltsames, verwirrendes Lächeln. »Als Ihr den Zenturio tötetet, meine ich.«
»Ich wünschte, es seinem Wagemut gleichzutun«, antwortete ich nach kurzem Zögern. Der rätselhafte Ausdruck ihrer Augen, die mich prüfend ansahen, irritierte mich. Ich fuhr widerstrebend fort: »Ich hatte mit einhundert gepanzerten Reitern und dreihundert berittenen Bogenschützen den Danuvius überquert, um ein Stoßtruppunternehmen durchzuführen. Es war während der Zeit, als der Kaiser Krieg gegen die Markomannen, unsere Verbündeten im Westen, führte. Wie trieben die Schaf- und Rinderherden von einer Siedlung fort, als ein Zenturio mit einer Zenturie und zehn Meldereitern sich uns entgegenstellte, neunzig Mann alles in allem. Ich weiß nicht, ob er die Größe unseres Stoßtrupps unterschätzt hatte oder ob er mit Verstärkung rechnete – meine schweren Reiter allein hätten mühelos mit der doppelten Zahl an Gegnern fertig werden können. Aber er rief in herrischem Ton zu uns herüber, wir sollten die Herden ihren Eigentümern zurückbringen und unverzüglich römisches Gebiet verlassen. Sein Mut beeindruckte mich. Ich dachte, die einzig ehrenvolle Antwort könne nur sein, mich dieser tapferen Herausforderung persönlich zu stellen. Ich bot ihm einen Kampf Mann gegen Mann an und ließ meine Leute schwören, ihm nichts anzutun, falls er mich tötete, sondern abzuziehen, wie er es verlangt hatte. Dann saß ich ab, legte meine Waffen und meine Rüstung beiseite und trat ihm, nur mit einem Lasso und einem Dolch bewaffnet, gegenüber. Er hatte seine Rüstung, Speer und Schwert. Er rief mir lachend zu, ich sei wahnsinnig, und ich rief lachend zurück, er sei auch wahnsinnig.
Ich verschonte seine Männer, als ich ihn getötet hatte. Ich würde nicht seinen Kopf als Trophäe genommen haben, wenn ich ihn nicht bewundert hätte.«
Und ich dachte daran, wie ich zurückgeritten war, der Kopf des Zenturios hing an meinem Sattel, ich war trunken von Ruhm, und meine Männer lachten und schrien und sangen. Welch großartige Tat! Wert, besungen zu werden, würdig eines Helden! Ich war nie in meinem Leben so stolz auf etwas gewesen. Als ich heimkam und zu meinem Wagen ging, riefen meine Männer die Geschichte meiner Frau Tirgatao zu, den Schädel schwingend – der jetzt skalpiert, ausgehöhlt und sauber ausgekratzt war, um ihn für den Gebrauch als Trinkgefäß vorzubereiten. Tirgatao nahm ihn und starrte ihn erstaunt an, dann legte sie ihn hin und schlug mir so hart ins Gesicht, daß ich fast umgefallen wäre. Sie packte mich bei den Schultern und schüttelte mich. »Willst du mich zur Witwe machen?« sagte sie. »Hast du nicht den Wunsch zu leben, um deinen Sohn zu sehen?« Sie war zu dieser Zeit im siebten Monat schwanger. »Ich möchte, daß mein Sohn stolz auf seinen Vater ist«, antwortete ich ihr und legte die Arme um sie. »Stolz!« rief sie, legte ihre Arme um mich und küßte mich. »Du Wahnsinniger! Oh, mein Drache, mein Adler, mein goldener Held! Tu das ja nie wieder!« Sie weinte vor Stolz und Zorn, und unter beidem war Liebe. – Und jetzt war ich einer von den Toten, und die Geschichte, die mein Ruhm gewesen war, wurde von den Römern erzählt, um mich mit Schande zu bedecken.
Immerhin kamen ihnen die Details weniger schändlich vor, als sie erwartet hatten. Sie hatten offensichtlich Facilis’ Hinweis auf Seil und Dolch für eine Art sarmatische Folter gehalten, und jetzt sahen sie mich eher verwirrt als entrüstet an.
»Und Ihr wollt nicht, daß Eure Leute uns Schwierigkeiten machen«, sagte Bodica. Es war keine Frage. Die blauen Augen sahen mich wieder mit diesem abschätzenden Blick an, den ich mir nicht erklären konnte.
»Ich will nicht, daß meine Leute in Schwierigkeiten geraten«, bestätigte ich. »Ich will, daß sie leben. Es sind in diesem Sommer bereits zu viele umgekommen.«
»Warum habt Ihr ihnen Äpfel gekauft?« Wieder dieses seltsame, verwirrende Lächeln. »Es waren doch Äpfel, die Ihr auf dem Markt gekauft habt, Fürst Ariantes?«
Bevor sie diese Frage stellte, hatte sie sich vergewissert, daß ich keinen Ärger mit den Römern wollte; sie mußte den Grund also ahnen. Aber warum versuchte sie, mir zu helfen? Ich sah Priscus an, er war verwirrt und gereizt. Er hatte keine Ahnung, worauf seine Frau hinauswollte.
»Wenn ich nach Bononia zurückkehre«, sagte ich langsam, »und wenn ich ihnen sage, daß es keine Falle ist, daß die Insel
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