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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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gewesen wäre. Ich nahm die Matratze vom Bett und legte sie in die Nähe des Fensters, drapierte einen Vorhang so, daß er einen Teil des höhlenartigen Raums abtrennte, und hoffte, dieser würde nicht zu kraß von der gewohnten Umgebung eines Wagens abstechen, damit ich etwas Schlaf fände. Dann setzte ich mich auf die Matratze und legte den Kopf auf die Knie. Ich stellte mir vor, wie meine Männer auf die Ankündigung, sie sollten dem Kommando eines Römers unterstellt werden, reagieren würden. Sie würden mit Sicherheit meutern. Und was würden die Römer dann mit ihnen machen? Ich betete zu Marha, dem Gott, den wir mehr als alle anderen Gottheiten verehren, er möge die Ohren des römischen Legaten meinen Worten öffnen und ihn seine Pläne ändern lassen. Der Hausverwalter klopfte zur vereinbarten Zeit an der Tür, und ich humpelte besorgt die Treppen hinunter zum Speiseraum.
    Aurelia Bodica lag mit ihrem Gemahl, dem Legaten Priscus, auf einer der drei Klinen, die in Hufeisenform um die Tafel angeordnet waren, das Kerzenlicht warf einen warmen Schimmer auf ihr kunstvoll frisiertes Haar. Priscus war beträchtlich älter als sie, ein untersetzter, stämmiger Mann Ende Vierzig mit dunkelbraunem Haar. (Ich fand später heraus, daß sein voller Name Tiberius Claudius Decianus Murena Aufidius Julius Priscus war. Vornehme Römer sammeln Namen wie wir Sarmaten Skalpe.) Niemand von der Tischgesellschaft stand auf, um mich zu begrüßen. Priscus und die beiden Tribüne, die ich noch nicht getroffen hatte, sahen mich an, wie es der Prokurator Natalis bei unserer ersten Begegnung getan hatte – als wäre ich ein gefährliches Raubtier, und die Frau des älteren Tribuns, die neben ihrem Mann lag, zuckte zusammen, als ich hereinkam; sie schien solche Angst vor mir zu haben, daß sie mich nicht einmal anzusehen wagte. Comittus lächelte mir äußerst verlegen zu und wandte gleich nervös den Blick ab.
    »Ihr seid also Ariantes«, sagte der Legat in barschem Ton, mich von oben bis unten musternd.
    »Seid gegrüßt, edler Julius Priscus«, antwortete ich ruhig, obwohl mir fast übel vor Aufregung war. »Meinen Gruß Euch allen.«
    Priscus brummte etwas Unverständliches und nickte dem Hausverwalter zu, mit dem Einschenken des Weins zu beginnen. Der Legat und Aurelia Bodica lagen an der Kopfseite der Tafel, der verheiratete Tribun und seine Frau an der rechten und die beiden jüngeren Tribüne an der linken Seite. Ich sah nirgendwo einen freien Platz und blieb daher stehen. Als der Hausverwalter mir meinen Becher reichte, trank ich wie die anderen einen Schluck Wein. Beunruhigt fragte ich mich, was wohl der Grund für diese verletzend unhöfliche Behandlung war, aber dann bemerkte ich einen Brief, der vor dem Legaten auf dem Tisch lag. Vermutlich stammte er von Facilis und war vorgelesen worden, bevor ich herunterkam; ich brauchte mich über den feindseligen Empfang nicht zu wundern.
    »Stimmt es«, knurrte Priscus, »daß Ihr Lucius Comittus gesagt habt, er solle sich als Verbindungsoffizier zu Euren Truppen bezeichnen, nicht als Präfekt?«
    »Ja«, bestätigte ich. Ich wiederholte kurz meine Erklärung, warum ich das für notwendig hielt. Comittus lächelte mir wieder nervös zu, dann raffte er seinen ganzen Mut zusammen und rückte weiter zur Mitte hinüber, um mir Platz zu machen. Ich war froh, mich setzen zu können. Mein Bein schmerzte stark.
    »Und Ihr droht, uns Ärger zu machen, wenn wir nicht darauf eingehen?« fragte Priscus, als ich meine Erklärung beendet hatte. »Ihr habt Lucius gesagt, daß Euer Freund Arsacus ihn umbringen würde, wenn er sich als Kommandeur bezeichnet?«
    »Nein, edler Legat«, erwiderte ich, »ich drohte nicht, ich warne lediglich vor unüberlegten Maßnahmen. Ich hätte diese Bemerkung über Arshak nicht machen sollen, ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, was er tun würde oder was nicht – aber ich weiß, daß unsere Männer rebellieren würden. Sie sind ohnehin schon aufgebracht nach den vielen ärgerlichen Vorkommnissen auf dem langen Marsch. Und sie haben Angst. Für sie ist der Ozean das Ende der Welt. Ich bin hier, weil sie nicht glauben, daß irgend etwas jenseits des Ozeans existiert, und weil sie ein Komplott der Römer befürchten, uns im Meer zu ertränken. Einem fremden Kommandeur gehorchen zu müssen, würden sie als schmachvolle Beleidigung ansehen. Ich wünsche ebensowenig wie Ihr, Probleme zu bekommen. Es ist mein eigenes Volk, das darunter am meisten leiden

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