Die Reiter der Sarmaten
setzte den Helm auf. Dann ließ er sich elegant in den Sattel zurückfallen, salutierte und galoppierte zurück. Priscus sah ihm nach und setzte sich.
Ich wendete Farna und ritt ruhig wieder zu meiner Abteilung. Eine Steinmauer verlief vom Fuß der Tribüne am Rand des Paradefeldes entlang, und als ich an ihrem äußersten Ende vorbeiritt, fiel mir ein Wagen auf der Straße dahinter auf, vor den ein Schimmelhengst gespannt war. Ich erkannte das Pferd und aufgrund dessen die Gemahlin des Legaten, die zum Schutz gegen den Regen den Mantel über den Kopf gezogen hatte. Nach der Haltung ihres Kopfes zu urteilen waren ihre Augen auf Arshak gerichtet.
»Was macht Ihr auf dieser Seite des Feldes, Ariantes?« hörte ich hinter mir Facilis’ Stimme. »Es ist doch Ariantes, der in dieser Rüstung steckt?«
Ich drehte mich um und sah den Zenturio am Ende der Mauer stehen, wo sie einen gewissen Schutz vor dem Regen gab. Natürlich dachte ich nicht daran, ihm zu erklären, daß ich herübergekommen war, um, falls erforderlich, den Legaten über Arshaks Absichten zu beruhigen, und ich überlegte mir eine plausible Ausrede. Facilis jedoch fuhr schon fort: »Ihr dachtet, Ihr solltet dem Legaten besser erklären, daß Arshak nicht so gefährlich ist, wie er aussieht; habe ich recht? Zu spät. Jedermann kann sehen, daß er es ist.«
»Arshak wird seinen Eid nicht brechen«, erwiderte ich. »Er wird ebenso tapfer für Rom kämpfen, wie er gegen Rom gekämpft hat.«
»Und wenn es im Norden nichts anderes für ihn zu tun gibt als Patrouillen- und Wachdienst, keine Schlachten und keine Skalpe zu gewinnen? Was wird er dann tun? Er kann nicht leben, ohne zu kämpfen. Und von Zeit zu Zeit muß er ja auch die Accessoires an seinem Mantel auffrischen.«
Es war sinnlos, mit dem Mann zu sprechen. Ich ließ Farna antraben, ohne ein Wort zu sagen.
»Werdet Ihr auch so eindrucksvoll auf dem Sattel stehen und Euer Schwert dem Legaten zu Füßen legen?« höhnte Facilis, als ich an ihm vorbeiritt. »Oder ist Euer Bein zu steif dafür. Und … Ach ja, das wollte ich noch fragen: Habt Ihr es eigentlich geschafft, den wackeren Mann zu töten, der es zerhackt hat?«
Ich hielt Farna an und sah zu Facilis zurück. Einen Augenblick lang konnte ich kaum das Verlangen bezähmen, Arshak den Skalp des Zenturios streitig zu machen. Aber ein Kommandeur sollte nicht mit dem Dolch denken. »Warum wollt Ihr unbedingt einen Zusammenstoß mit uns provozieren?« fragte ich.
»Weil Ihr uns später keine Schwierigkeiten mehr machen könnt, wenn wir die Sache jetzt ausfechten und Euch zerbrechen«, sagte er heftig. »Es steht das Leben von Römern auf dem Spiel. Ich mache mir keine Illusionen.«
»Ich glaube doch«, entgegnete ich ihm. »Warum muß ein Zusammenstoß unvermeidbar sein? Natürlich wird es keinen Frieden geben, solange sich nicht beide Seiten ernsthaft darum bemühen. Dazu braucht es Geduld, gegenseitiges Verständnis und guten Willen. Aber es ist möglich. Wir sind entschlossen, dem Kaiser zu dienen, sofern man uns nicht zwingt, die Sitten und Lebensformen unseres eigenen Volkes zu verraten. Ihr seid dazu keine Hilfe. Wenn einer meiner Männer Euch eben hätte reden hören, würde er Euch auf der Stelle getötet haben. Und dann müßte er selbst dafür sterben, daß er meine Ehre verteidigt hat. Ist das gerecht, Facilis? Wir sind Diener Roms jetzt; wir versuchen jedenfalls, es zu sein.«
»Warum solltet Ihr Frieden wünschen?« fragte Facilis bitter.
»Weil ich vom Krieg genug habe«, antwortete ich. »Weil ich das sinnlose Töten und Sterben nicht mehr ertragen kann.« Ich verstand plötzlich, warum es mich so deprimiert hatte, meine Rüstung wie der in der Hand zu halten.
Er starrte mich ungläubig an. »Ihr? Ein Sarmate?«
»Ich. Ein Sarmate. Und Ihr, ein Römer, liebt den Krieg noch immer?« Auf einen Druck der Fersen flog Farna das Feld hinunter, bevor ich seine Antwort hören konnte.
Ich verfluchte ihn im stillen, als ich meinen Drachen zur Parade vor den Legaten führte und diesem mein Schwert überreichte ohne auf dem Sattel zu stehen. Natürlich hatte der Zenturio im Grunde recht – aber seine Schlußfolgerung war trotzdem falsch. Wir Sarmaten sind kein friedliebendes Volk, und wenn ich meinen Männern gesagt hätte, daß ich vom Krieg genug habe, würden sie mich verständnislos angesehen und mich angefleht haben, nicht wie ein Feigling zu reden. Und doch ist es so, daß für jeden einmal der Augenblick kommen kann, wo es ihm
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