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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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nach Cilurnum zurückgekehrt seid. Wenn Ihr so bald nach Gatalas’ Tod ums Leben gekommen wärt, dann hätten uns selbst die Götter nicht helfen können. Priscus wollte Gajus Valerius auf der Stelle feuern, weil er Euch und Arshak ohne Eskorte von Condercum hat wegreiten lassen, und er hat Eure Seele bis in den Hades verflucht, weil Ihr Euch entschlossen habt, auf die Jagd zu gehen. Macht Euch keine Sorgen, es wird Euch alles vergeben, wenn Ihr lebendig zurückkommt. Aber der arme, bedauernswerte Beamte hat mir leid getan.«
    »Welcher Beamte?« fragte ich.
    »Der Mann, der dem Präfekten der Ersten Thrakischen Kohorte gestern abend berichtete, ein Schäfer habe gemeldet, daß er am Tag zuvor einen Mann aus dem Fluß gezogen hatte – und habe der Mann vielleicht etwas mit uns zu tun? Wir hatten den ganzen Tag die Straße zwischen Corstopitum und Condercum und die Umgebung auf der Suche nach Euch durchkämmt. Der Beamte konnte sich an den Inhalt der Meldung nicht erinnern, und Priscus ließ ihn tatsächlich auspeitschen. Zum Glück hatte sein Schreiber eine Notiz über die Meldung gemacht. Wir sind dann beim ersten Licht im vollen Galopp losgeritten. Eure Männer wollten noch in der Nacht aufbrechen, aber wir waren nicht sicher, ob wir in der Dunkelheit die Farm finden würden. Den Göttern sei Dank, daß Ihr wohlauf seid! In der Meldung hieß es, Ihr wäret zu schwach, um zu stehen, und Euer Geist wäre verwirrt.«
    Ich nickte ungeduldig; mir war gerade eingefallen, daß Leimanos in Cilurnum sein müßte. »Wer führt den Befehl im Fort?« fragte ich. »Longus und Facilis«, antwortete Comittus. »Ich hoffe, es hat dort keinen Ärger gegeben!«
    Von bösen Vorahnungen gequält, fragte ich Leimanos auf Sarmatisch: »Wem hast du die Verantwortung für den Drachen übertragen?«
    »Kasagos, mein Fürst.«
    »Kasagos! Du weißt doch genau, daß die Hälfte der Männer ihm nicht gehorchen wird, weil er Roxolane ist! Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Tut mir leid«, sagte Leimanos unglücklich, »ich konnte es nicht ertragen, dort untätig zu warten, während du vielleicht tot oder verletzt im Wald lagst, und auch die anderen Männer deiner Leib wache konnten das nicht. Unsere erste Pflicht ist es, dein Leben zu schützen oder an deiner Seite zu sterben. Wir würden lieber sterben, als mit der Schande zu leben, unseren Herrn im Stich gelassen zu haben.«
    »Wir werden alle Schande auf uns laden, wenn die Männer des Drachen während der Abwesenheit ihrer verantwortlichen Führer Asturier getötet haben. Binde mein Pferd los!«
    Ich ging zu Farna hinüber und begann den Sattelgurt festzuziehen.
    »Was tut Ihr da?« fragte Pervica, die zum erstenmal seit der Ankunft meiner Männer etwas sagte. Sie wandte sich ängstlich an Comittus. »Ihr denkt doch nicht im Ernst daran, ihn heute nach Corstopitum reiten zu lassen?«
    »Warum nicht?« fragte Comittus überrascht. »Weil es die reine Wahrheit ist, daß er noch gestern nachmittag zu schwach war, um auf den Beinen zu stehen, und daß er glaubte, tot in seinem Grab zu liegen. Und er hatte allen Grund dazu, sich für tot zu halten. Als ich ihn das erste Mal sah, glaubte ich dasselbe. Ich habe ihn nicht aus dem Grab zurückgeholt, damit er vom Rücken eines Pferdes dahin zurückkatapultiert wird.«
    Ich ließ Farna stehen und ging zur Tür des Hauses hinüber. »Frau Pervica«, sagte ich, »Ihr braucht keine Sorge zu haben, daß Eure Bemühungen vergeblich waren. Ich kann mich auf meinem Pferd so bequem ausruhen wie in einem Bett. Und ich muß unbedingt sofort nach Cilurnum zurückkehren. Meine Männer brauchen mich.«
    »Nach Cilurnum!« rief sie aus und sah mich stirnrunzelnd an. »Das ist ja noch schlimmer! Es ist weiter!« Sie atmete heftig. »Ihr seid der Präfekt der Truppen in Cilurnum?«
    »Nein, die Sache ist etwas kompliziert. Ich bin Kommandeur des sarmatischen Numerus, der dort stationiert ist. Mein Freund Lucius Javolenus Comittus hier müßte eigentlich der Präfekt sein, aber er nennt sich statt dessen Verbindungsoffizier. Die Titel sind geändert worden wegen unseres … Berüchtigtseins.«
    Sie lächelte nicht. »Und … sie haben Euch Fürst genannt. Sind alle diese Männer Eure Untertanen?«
    »Das war so, als wir in unserem eigenen Land lebten. Hier ist es anders. Aber bitte bedenkt, daß mein fürstlicher Bruder in Condercum erst vor wenigen Tagen im Kampf mit den Römern gefallen ist; meine Männer müssen über die Nachricht, daß ich vermißt werde,

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