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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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uns, als ob das nicht nur eine Fiktion wäre.«
    In diesem Augenblick hörten wir von draußen einen Schrei des Entsetzens, schrill und kreischend. Pervica sprang auf und stürzte aus der Tür. Ich folgte ihr langsamer, da ich noch immer unbeholfen und steif war und das verletzte Bein sehr schmerzte.
    Der Schrei war von der Vorderseite des Hauses gekommen, und als ich auf den Säulengang des Hofs hinaustrat, hörte ich die rothaarige Dienerin wieder schreien, sah Pervica quer über den Schnee laufen und meine eigene Leibwache in ihren schimmernden Rüstungen vor dem Tor herumpreschen. Im nächsten Augenblick erkannte ich Leimanos, der sich vom Sattel herabbeugte und Cluim am Arm gepackt hielt; er schrie den Schäfer an und schlug ihm ins Gesicht; neben ihm war Comittus, der ihn zurückzuhalten versuchte.
    »Leimanos!« rief ich. »Was tust du da?«
    Er wirbelte herum. »Mein Fürst!« schrie er jubelnd.
    »Ariantes!« rief Comittus.
    Und die ganze Schwadron galoppierte herüber. Leimanos schwang Cluim hoch auf den Sattel und sprengte auf mich zu. Dann zog er scharf die Zügel an und sprang unmittelbar vor mir vom Pferd – der Schäfer, den er losgelassen hatte, glitt auf der anderen Seite benommen zu Boden. Pervica, die auf halbem Wege stehengeblieben war, drehte sich um und ging langsam zurück. Die Pferde dampften, und ich bemerkte Farna, die hinter Leimanos’ Pferd angebunden war.
    »Mein Fürst!« sagte Leimanos, kniete im Schnee nieder und küßte meine Hand. »Den Göttern sei Dank, du lebst!«
    »Ich habe den Göttern wirklich zu danken«, antwortete ich, nahm seine beiden Hände und zog ihn hoch. Die anderen Männer der Leibwache drängten sich um mich, jubelten und schlugen mir und sich gegenseitig auf den Rücken. Comittus schob sich, übers ganze Gesicht grinsend, durch das Gedränge hindurch und schüttelte mir die Hand.
    »Aber was ist denn mit diesem Schäfer?« fragte ich, als sie sich endlich beruhigt hatten. »Was hat er angestellt?«
    »Wir trafen ihn außerhalb des Tors und hielten ihn an, um nach dem Weg zu fragen«, sagte Leimanos mit einem finsteren Blick auf Cluim, der an allen Gliedern zitterte und verängstigt umhersah. »Dann bemerkten wir, daß er deinen Dolch hatte. Wir befürchteten das Schlimmste, mein Fürst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Den Dolch habe ich ihm geschenkt. Er fand mich fast ertrunken im Fluß liegen und zog mich heraus. Ihm und dieser Dame, in deren Dienst er steht, verdanke ich mein Leben.«
    Leimanos ging mit einem Ausruf der Bestürzung zu Cluim hinüber. Der Schäfer wich hastig zurück, aber Leimanos beugte das Knie vor ihm. »Vergib mir«, sagte er auf lateinisch, das er inzwischen ziemlich flüssig sprach. »Ich hatte nicht verstanden. Ich dachte, du hättest meinen Fürsten getötet.«
    Cluim sah noch immer verängstigt aus. Comittus übersetzte ihm Leimanos’ Worte, und der Schäfer nickte scheu, schien aber nicht geneigt zu sein, näher zu kommen. Leimanos nahm den Dolch, den er an seinen eigenen Gurt gesteckt hatte, und reichte ihn Cluim hin.
    »Mein Herr gab dir seinen aus Dankbarkeit für sein Leben«, sagte Leimanos. »Und für sein Leben, das ich höher schätze als mein eigenes, laß mich diesen dazugeben.« Er legte seinen eigenen Dolch vor Cluims Füße.
    »Und dieses«, sagte Banaspados, sein Stellvertreter, nahm die goldene Schließe von seinem Mantel und legte sie daneben.
    Und die anderen Männer der Leibwache, alle dreißig, machten es ihnen nach und legten etwas dazu – einen Ring, eine Börse voll Geld, einen goldenen Halsring, erbeutet von einem kaledonischen Häuptling – während der arme Cluim verwundert den Kopf schüttelte. Er rief etwas in britischer Sprache und zeigte dabei auf Pervica, die von der Schwelle des Hauses mit ihrer rothaarigen Dienerin das Schauspiel beobachtete.
    »Er sagt, dies müßte seiner Herrin gehören«, übersetzte Comittus, dann wandte er sich mir zu und sagte: » Deae Matres! Ariantes, ich bin in meinem ganzen Leben nicht so froh gewesen, jemanden wiederzusehen. Euer Verschwinden hat uns erst richtig klargemacht, wie unentbehrlich Ihr für uns seid; wahrhaftig, Ihr seid der letzte Mann in Britannien, den zu verlieren wir uns leisten könnten. Wir waren von Sorge fast außer uns, und Eure Männer in Cilurnum sind nahe daran zu meutern. Wir haben es nicht gewagt, dem Vierten Drachen zu sagen, daß Ihr vermißt werdet; Siyavak hat verlangt, Euch zu sprechen, und wir mußten uns darauf herausreden, daß Ihr

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