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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Cluim ist der einzige hier, der reiten kann, und das nicht besonders gut. Ich kann einen Wagen lenken, aber das ist auch alles. Mein Mann hätte nie das Pferd kaufen dürfen, aber er war voller Enthusiasmus und hatte jede Menge ehrgeiziger Pläne« – wieder spielte dieses leicht ironische Lächeln um ihren Mund –, »meist verstiegene oder unpraktikable.« Mit der Hand auf das Zimmer um uns zeigend, sagte sie: »Dies war auch so ein Projekt. Ein Eßzimmer im feinsten römischen Stil, was den Anbau eines zusätzlichen Flügels an das Haus bedingte. Und dieses Gemälde, ein weiterer ›günstiger‹ Kauf – scheußlich, nicht wahr, abgesehen davon, daß wir es uns nicht leisten konnten. Aber ich sollte mich nicht beklagen. Er war ein guter Mann, möge die Erde ihm leicht sein. Ich selbst war auch eine seiner irregeleiteten Passionen. Ich bin eine Soldatentochter, deren Vater an den Danuvius versetzt worden war, und das kostete ihn den Verzicht auf eine Mitgift, die ich natürlich nicht besaß. Alle Welt schüttelte den Kopf über seine verrückte Idee, ausgerechnet mich zu heiraten. So, jetzt wißt Ihr alles von mir.«
    Ich schwieg; was konnte ich dazu sagen? Römische Soldaten unterhalb des Ranges eines Zenturios bei der Infanterie beziehungsweise eines Dekurios bei der Kavallerie ist es gesetzlich nicht gestattet zu heiraten. Die meisten von ihnen heiraten zwar trotzdem, aber die Armee erkennt diese Ehen nicht an. Das hat weittragende Folgen für die Defacto-Ehefrauen und -Kinder. Wenn ein Soldat mit seiner Einheit in eine andere, weit entfernte Provinz des Reiches verlegt wurde, blieb seine Familie mittellos zurück, es sei denn, er konnte genügend Geld aufbringen, um sie nachkommen zu lassen. Ich aß stumm den Rest des Haferbreis. »Meine Frau starb im letzten Frühjahr«, sagte ich schließlich, Vertrauen mit Vertrauen beantwortend.
    Der amüsierte Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht. »Sie war es, nach der Ihr gerufen habt.« Ich nickte. »Habt Ihr Kinder?«
    »Nein.« Nach einiger Zeit gab sie lächelnd meiner Neugier nach, die ich nicht verbergen konnte, und fuhr fort: »Meine Mutter war ebenfalls eine Soldatentochter; wir lebten in dem Dorf beim Fort Onnum. Als mein Vater fortging, brachte sie uns mit dem Verkauf von selbstgewebten Stoffen und selbstgezogenem Gemüse durch. Sie starb, als ich fünfzehn war. Meine Schwester starb vor drei Jahren im Wochenbett, und mein Bruder ist ebenfalls bei der Armee und am Danuvius stationiert. Ich bin ganz auf mich selbst gestellt und völlig unabhängig. Und Ihr?«
    »Ich habe zwei Schwestern, die in meinem Heimatland leben und die ich nie mehr wiedersehen kann. Ich hatte einen kleinen Sohn, er ist zusammen mit meiner Frau gestorben.«
    »Das tut mir leid.« Kurz darauf fragte sie: »Woher seid Ihr?«
    »Die Römer nennen das Land, aus dem ich stamme, Sarmatien.«
    »Oh! O Deae Matres! Ihr seid einer der berüchtigten Sarmaten?«
    »Berüchtigt?« fragte ich lächelnd.
    Sie erwiderte mein Lächeln, aber der Ausdruck der Überraschung in ihren Augen blieb, und die Antwort war ernst. »Sehr berüchtigt. Man erzählte sich wilde Geschichten über euch auf dem Marktplatz in Corstopitum, als Ihr hier ankamt. Zum Beispiel, daß Ihr Menschenblut aus den Schädeln getöteter Feinde trinkt und Mäntel aus Menschenhaut tragt. Leute, die früher nach Condercum oder Cilurnum zum Markt gingen, nahmen jetzt lieber den weiteren Weg nach Corstopitum in Kauf. Sie dachten gerade daran, zu ihren früheren Märkten zurückzukehren, als sich die Meuterei und die Schlacht mit den kaledonischen Invasoren ereigneten. Wir waren froh, sehr froh, daß die Selgoven und die Votadiner keine Gelegenheit bekamen, unser Vieh zu stehlen und uns in die Sklaverei zu verschleppen – aber wir waren auch entsetzt darüber, wie gnadenlos sie niedergemacht worden sind. Und als die Sarmaten in Condercum meuterten, haben nur dreißig von ihnen über einhundert Römer getötet …«
    Sie hielt inne. Ich konnte sehen, wie ihr die Möglichkeit durch den Kopf ging, daß ich einer der Meuterer war, der es geschafft hatte zu entkommen und auf der Flucht vor der römischen Justiz war. »Ihr seid nicht von Condercum, nicht wahr?« fragte sie ängstlich.
    »Nein«, antwortete ich, »von Cilurnum.«
    Aber jetzt fiel mir plötzlich wieder ein, daß ich in Condercum gewesen war und mich mit Arshak auf den Rückweg begeben hatte. Und tief in meinem Innern regte sich, bedrohlich wie eine im Staub versteckte

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