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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Schlange, eine dunkle Erinnerung an das Schreckliche, was auf der Straße geschehen war. Ich war ganz still, der helle, leuchtende Morgen verfinsterte sich.
    »Ihr seid also Soldat«, sagte Pervica nach langem Schweigen mit klangloser Stimme. »Auf den Gedanken war ich nicht gekommen. Ihr wart nicht bewaffnet, von dem Dolch abgesehen. Ihr habt gesagt, Ihr arbeitet mit Pferden, aber das tun natürlich auch Kavalleristen.« Wieder schwieg sie lange, dann sagte sie: »Als Cluim gestern in Corstopitum war, hat er mit den zivilen Behörden gesprochen, nicht mit der Lagerpräfektur. Das erklärt, warum sie nicht von Eurem Verschwinden gehört hatten.«
    »Leiht mir ein Pferd, dann reite ich selbst hin«, bat ich sie. Ich versuchte, das Gefühl des Entsetzens abzuschütteln, das aus dem Schatten der Erinnerung aufstieg. »Ich bin mir jetzt sicher, daß ich in Corstopitum war, um Angelegenheiten unseres Forts zu regeln. Meine Freunde werden noch dort sein. Wenn es Euch recht ist, werde ich den Hengst Wildfeuer nehmen. Ich denke, er wird mir gehorchen.«
    Sie sah mich mit ihrem amüsierten Lächeln an, aber ihre Augen hatten einen melancholischen Ausdruck.
    »Euch Wildfeuer leihen? Oh, er ist nie an den Sattel gewöhnt worden, er ist ein Wagenpferd. Und Ihr solltet sicherlich nicht versuchen, eine so weite Strecke zu reiten. Ihr wart vorletzte Nacht fast tot. Als wir Euch ins Haus trugen, wart Ihr grau wie Asche und kalt wie Eis, wir glaubten nicht, daß auch nur ein Funken Leben in Euch war. Ich werde Euch heute nachmittag mit dem Wagen nach Corstopitum bringen.«
    »Ich danke Euch. Meine Männer werden sich Sorgen um mich machen.«
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich wieder, von leichtem Unbehagen zu vorsichtiger Distanziertheit. »Eure Männer? Ihr seid Offizier?«
    Ich nickte.
    Sie senkte die Augen. »Oh, ich Närrin!« sagte sie leise. Sie erklärte nicht, was sie damit meinte, und ich hatte keine Möglichkeit, sie zu fragen, denn sie fuhr gleich fort: »Es erscheint mir so seltsam, daß Ihr Sarmate seid. Mein ganzes Leben habe ich gesehen, wie Truppen Britannien verließen und an den Danuvius verlegt wurden. Mein Vater ging fort, als ich sieben war, und mein älterer Bruder wurde während des Krieges vor sechs Jahren eingezogen und kam ebenfalls dorthin. Und jetzt werdet ihr Sarmaten hierhergeschickt, um uns zu verteidigen!«
    »Wo waren Euer Vater und Euer Bruder stationiert?« fragte ich. »Mein Vater war mit der Zweiten Aelischen Kohorte an einem Platz namens Cibalae in Unterpannonien. Wir bekamen einen Brief von ihm, nachdem er uns verlassen hatte, mit etwas Geld, und dann nichts mehr. Mein Bruder war weiter westlich in Vindobona mit den Zweiten Brittones. Wißt Ihr etwas von diesen Einheiten?«
    Ich kannte die Orte. Vindobona war weit westlich von meinem eigenen Land, und Pervicas Bruder hatte wahrscheinlich gegen Quaden zu kämpfen, nicht gegen Sarmaten. Aber Cibalae war näher bei uns. Das Fort lag am westlichen Rand des Gebietes, in das ich mit meinen Stoßtrupps eingedrungen war, und ich hatte ein unangenehmes Gefühl, daß ich dort einmal jemanden von der Zweiten Aelischen Kohorte skalpiert hatte. Ich suchte in meiner Erinnerung und sah wieder das Bild des Auxiliarsoldaten, der sich anschickte, seinen Wurfspieß auf mich zu schleudern, während ich auf ihn zuritt, ein Mann mit rundem Gesicht, der ein langes Panzerhemd trug. Ja. Der Skalp war braun, der Mann war um die Dreißig gewesen. Das lag drei Jahre zurück – es konnte nicht Pervicas Vater gewesen sein, der Ende der Vierzig sein mußte. Das war eine Erleichterung.
    »Habt Ihr gegen sie gekämpft?« fragte Pervica, die mich beobachtete.
    »Gegen Soldaten von der Zweiten Aelischen, ja, aber nicht gegen jemanden im Alter Eures Vaters.«
    »Es muß ein merkwürdiges Gefühl für euch sein, als Soldaten Roms hierherzukommen, nachdem ihr gegen die Römer gekämpft habt.«
    Diese Charakterisierung unserer absurden Position war so einfach und treffend, daß ich fast gelacht hätte. »Das ist es wohl«, sagte ich. »Sehr merkwürdig. Für unser eigenes Volk sind wir tot.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Als wir unser Land verließen, wußten wir, daß wir niemals zurückkommen konnten; es war wichtig, daß die Frauen der verheirateten Männer frei sein würden, sich wieder zu verheiraten, und daß unsere Erben Anspruch auf unser Eigentum geltend machen konnten. Daher erklärte unser Volk uns für tot und hielt Totenfeiern für uns ab. Manchmal schien es

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