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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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verhaltenem Zorn. »Graf, Ihr befindet Euch nicht auf Eurem Territorium. Eine Entschuldigung für das Auftreten dieses abgerissenen Lumpen wäre angebrachter als eine Forderung!«
    In Udalrichs Schläfe pochte eine Ader, aber er biss die heftige Entgegnung zurück. »Ihr beschreibt meinen Stallmeister recht zutreffend. Aber sein Aussehen tut hier nichts zur Sache. In meiner Grafschaft ist ein Mord verübt worden, und es gibt in diesem Kloster einen Mann, der uns schon einmal sehr geholfen hat. Eckhard.«
    Der Abt wurde stocksteif. »Nein.«
    »Als Sekretär des verstorbenen Fürstbischofs …«
    »Nein!«, wiederholte der Abt tonlos. »Eckhard wird meine Erlaubnis nicht erhalten.«
    Udalrich verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Dann …«, begann er langsam und brach wieder ab.
    Der Abt musterte ihn misstrauisch.
    »Dann schlage ich einen anderen Weg vor, da ich mich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben kann. Ihr habt selbst Wiborada erwähnt. Euer Vorgänger, der Fürstbischof, hat ihrem Rat vertraut. Vielleicht sollten wir ihr unseren Fall vortragen.«
    »Und warum sollte ich das tun?« Mit der Sonne im Rücken war der Abt trotz seiner schmächtigen Statur eine imposante Erscheinung, als er die Schriftrolle hochhob. »Hierin finde ich Rat, Graf. Alles, was wir wissen wollen, haben kluge Männer«, er betonte das letzte Wort bedeutungsvoll, »lange vor uns schon durchdacht und niedergeschrieben. Ich habe großen Respekt vor der Klausnerin. Doch sie kann mich nichts lehren, was ich nicht durch Wissen und Gebet erfahren könnte. Und Letzteres ist etwas, was Eckhard dringend lernen muss.«
    Udalrich biss die Zähne zusammen. »Dann erfüllt mir diesen Wunsch um der guten Nachbarschaft willen.«
    »Wozu, Graf? Ich werde Eckhard nicht von seinem Gelübde, diese Mauern nicht mehr zu verlassen, entbinden.« Der Abt schüttelte den Kopf. »Was liegt Euch überhaupt an diesem Kerl, Eurem Stallmeister, dass Ihr Euch so für ihn einsetzt? Wenn Ihr mir die Frage gestattet.«
    Udalrich zog ein säuerliches Gesicht. »Nennt es eine Schuld, die ich begleiche. Er hat mir einmal einen großen Dienst erwiesen.«
    »Dann tut es mir doppelt leid, dass ich Euch enttäuschen muss.«
    Udalrich stemmte die Hände in sein schmerzendes Kreuz und unterdrückte ein Ächzen. »Salomo hätte mir diese Bitte nicht abgeschlagen«, sagte er bitter.
    »Aber jetzt ist er tot, und ich bin der neue Abt. De mortuis nil nisi bene, über die Toten sollen wir nur Gutes reden, und doch, dieser Mann hat einen Mönch seines Ordens dazu verleitet, in Sünde und Schmutz zu schnüffeln. Die Wahrheit aber finden wir nur in Gott, nicht in einer Blutlache! Möge Gott ihm vergeben, mir fällt es schwer.« Salbungsvoll faltete er die Hände.
    Udalrich machte einen Schritt vorwärts. Der Schmerz in seinen Knochen war wie weggeblasen. »Kein Wort weiter! Salomo war mein Freund! Erweist ihm den gebührenden Respekt, sonst …«
    Die buschigen Brauen des Abtes rutschten nach oben. »Sonst?«
    »… werde ich Herzog Burchard nahelegen, einen Abt zu ernennen, dem mehr an der Ordnung in der Grafschaft liegt. Für Euch mag Wendelgard nur eine ehemalige Nonne sein, die ihr Gelübde verraten hat, aber sie ist die Nichte des Königs, und ich werde nicht zögern, den Einfluss zu nutzen, den mir diese Tatsache verleiht!«
    Einen Moment lang stand der Abt wie versteinert. Dann, ganz langsam, verzogen sich seine Lippen zu einem angestrengten Lächeln. »Herzog Burchard hat keinen Einfluss auf die Belange der Kirche. Aber da Euch so viel an dieser Sache liegt, mag es so sein. Fragen wir die weise Wiborada um ihren Rat.«
    Udalrich ließ den Atem entweichen. »Dann schlage ich vor, wir brechen gleich auf!«
    »Wie Ihr wünscht. Mir liegt viel an guter Nachbarschaft.«
    Sie verließen die Bibliothek durch die winterlich kalten Gänge und traten hinaus in den verschneiten Hof, wo der Abt einen Mönch beauftragte, den Prior mit dem Sprechen der Vesper zu betrauen.
     
    Als sie die Kirche von St. Mangen vor sich sahen, hatte der Abt sich so weit gefasst, um den Faden des Gespräches wieder aufzunehmen. »Ich hoffe, Euch ist klar, dass in diesem Kloster strenge Regeln herrschen, an die sich auch die ehrwürdige Wiborada halten muss. Versprecht Euch also nicht zu viel von ihren Worten.«
    Udalrich nickte flüchtig. Seine Aufmerksamkeit galt den hohen Steinmauern, hinter denen sich die Zellen der Klausnerinnen verbargen. Der Gedanke, dass seine schöne, lebensfrohe

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