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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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Grafen?«
    »Eberhard, glaube ich«, antwortete Fridrun. Sie bemerkte Hunfried und Righild, die dem Austausch schweigend gefolgt waren. Das Gesicht der Bademagd hatte die aschgraue Farbe der Erschöpfung angenommen. Fridrun nickte ihr mit einem Lächeln zu, das Righild scheu erwiderte. »Kann ich euch noch eine Erfrischung bringen?«, fragte sie.
    »Keine Zeit, Fridrun«, antwortete Eckhard. »Wir sprechen mit Eberhard, und ich muss dringend mit Isentrud reden.« Ungeduldig wartete er, bis Gerald sich mit einen letzten züchtigen Kuss auf die Wange von seiner Frau verabschiedet hatte. Wenig später blieb Fridrun allein vor ihrer Hütte zurück und winkte der Gruppe nach, die, so rasch der Boden es zuließ, durch den Wald ritt.
     
    »Keine Lügen mehr!« Mit verschränkten Armen baute sich Eckhard vor Isentrud auf, die mit gesenktem Kopf auf dem schmalen Bett saß. »Es muss einen Grund geben, warum der Graf dich für schuldig befunden hat.«
    Isentruds graue Augen blitzten auf, aber sie schwieg.
    Eckhard machte eine Geste, als wäre er am liebsten auf und ab gelaufen, um sich Bewegung zu verschaffen, aber die enge Kammer ließ nicht genügend Platz. »Frau«, befahl er streng. »Sieh mich an!«
    Isentrud gehorchte. Sie hatte ihren langen Zopf mit einem Tuch bedeckt, und ihr schmales Gesicht sah im Licht der einfallenden Sonne beinahe hager aus. Etwas sanfter fuhr der Mönch fort: »Hatte dein Mann Umgang mit Mönchen?«
    Ihre Hand fuhr an den Knochensplitter unter ihrem Kleid. »Er hat einem in Aeschach eine Reliquie abgekauft.«
    »Ich weiß, aber …« Eckhard unterbrach sich und legte die Hand vor den Mund. »Wie konnte ich das vergessen. Dietger hat Warmund getroffen, der ihm eine seiner falschen Reliquien verkauft hat. Vielleicht …«
    »Aber es war keine falsche Reliquie. Sie ist echt.« Isentrud hatte die Hände auf den Bauch gelegt und musterte den Mönch mit einer Mischung aus Erschrecken und Trauer. »Sie ist echt«, wiederholte sie. »Ganz sicher.«
    Eckhard wischte ihre Worte mit einer brüsken Geste beiseite. »Ich habe Beweise dafür, dass Bruder Warmund Handel mit falschen Reliquien getrieben hat. Aber das ist jetzt nicht wichtig.«
    »Nicht wichtig?« Isentrud presste die Hände an die Schläfen und schüttelte den Kopf. »Wie könnt Ihr so grausam sein und das sagen? Ich habe diese Reliquie bekommen, damit ich schwanger werde, und ich bin schwanger geworden. Sonst hätte ich doch nie mit … einem anderen …« Ihre Lippen zitterten so stark, dass sie nicht weitersprechen konnte. »Ich bin schwanger«, wimmerte sie und schlug die Hände vor das Gesicht.
    Eckhards dunkle Augen waren unergründlich. Sekundenlang sah er stumm auf die stöhnende Frau hinunter, dann trat er plötzlich mit einem großen Schritt zur Tür und riss sie auf.
    Wulfhard fuhr zurück. Der Mönch packte ihn am Wams, zerrte ihn über die Schwelle und drückte ihn gegen die Wand. Isentrud war halb aufgesprungen, ließ sich aber wieder auf das Bett zurücksinken. Sie war totenblass.
    »Das ist es also«, zischte Eckhard und gab Wulfhard einen Stoß. Der taumelte, wehrte sich aber nicht. Er machte eine Bewegung, als wolle er zu Isentrud gehen, doch als er das Gesicht des Mönchs sah, lehnte er sich nur mit auf dem Rücken verschränkten Händen gegen die Wand. Die zitternden Atemzüge der Frau füllten die Stille.
    »Das ist es also«, wiederholte Eckhard. »Das hast du mir verschwiegen.« Seine Fäuste waren geballt, die Knöchel weiß. »Du bist nach St. Gallen gekommen, damit ich deine Mörderbuhle verteidige. Dafür hast du meinen Seelenfrieden gestört. Verschwinde!«, fauchte er und gab dem Stallmeister einen Stoß. »Verschwinde aus meinen Augen und lass dich nie mehr blicken!«
    »Eckhard, bitte!« Wulfhard streckte die Hand aus, aber der Mönch schlug sie zur Seite.
    »Verschwinde, habe ich gesagt. Und in einen wie dich habe ich mein Vertrauen gesetzt. Ich habe mein Gelübde gebrochen.«
    »Und wie schwer Euch das gefallen ist!«
    Eckhard rang nach Atem. »Was meinst du damit?«
    »Dass es für Euch eine Erlösung war, die Klostermauern hinter Euch zu lassen«, schnaubte Wulfhard. »Und daran ändert meine Lüge gar nichts. Und nennt sie nicht Mörderbuhle!«
    »Sonst?«
    Wulfhard fuhr sich durch die angesengten Haare. Zum ersten Mal bemerkte Isentrud seinen Zustand und sog scharf die Luft ein. Er sandte ein schiefes Lächeln in ihre Richtung. »Sie ist unschuldig«, sagte er, ohne auf die Herausforderung einzugehen.

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