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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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auf.«

XI
    Sie waren dem Lauf der Schussen flussabwärts gefolgt, bis sie auf die Uferstraße trafen. Keiner sprach. Es war, als ob die Erinnerung an Gernots versteinerte Züge sie immer noch nicht losließ. Der Waffenmeister hatte seine Totenwache in den frühen Morgenstunden beendet, dann hatte er im rot-grauen Morgenlicht die Leiche seines Herrn auf einem der Pferde festgebunden und die Heimreise nach Altdorf angetreten.
    Auch die Gesichter der Zurückgebliebenen, die wenig später nach Buchhorn aufbrachen, zeigten die Spuren der vergangenen Nacht. Am schlimmsten hatte es Gerald getroffen, der an Händen und Armen Verbrennungen davongetragen hatte, doch auch Wulfhards rote Haare waren stark angesengt. Hunfried hatte Righild vor sich aufs Pferd gehoben, und das Mädchen war Eckhards missbilligendem Gesichtsausdruck zum Trotz bald an seiner Brust eingenickt.
    »Wirst du sie heiraten, Hunfried?«
    Der Söldner schob bei der schroffen Frage das Kinn vor. Er strich der schlafenden Frau die verschwitzten Haare aus der Stirn und musterte sie. »Warum fragt Ihr, Bruder?«
    »Weil sie eine unverheiratete Frau ist, die dir durch das halbe Land nachgelaufen ist. Die du gerade in den Armen hältst. Das ist Sünde.«
    »Das mag sein.«
    »Und was wirst du tun?«, beharrte Eckhard.
    Hunfried zog Righild ein wenig fester an sich. Als sie leise im Schlaf seufzte, huschte ein Lächeln über sein müdes Gesicht. »Wir werden sehen.«
    Eckhard schloss die Hände fester um die Zügel und lenkte sein Pferd ein wenig abseits. Er wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als Wulfhards Falbe sich an seine Seite drängte. »Was willst du?«
    Der Stallmeister blinzelte in die Sonne, hinter der der Mönch im Gegenlicht verschwand. »Ich habe gehört, was Ihr eben zu Hunfried gesagt habt.«
    »Ja und?«
    »Urteilt Ihr nicht etwas streng?«
    »Nein! Und überhaupt, seit wann sorgst du dich um andere?«, fragte Eckhard mit einer Mischung aus Spott und Gereiztheit.
    Wulfhard zuckte die Achseln. »Ihr habt recht, gar nicht. Nur …« Er fuhr sich durch die Haare und verzog den Mund, als er die verbrannten Strähnen berührte, »ich habe meine Sache doch eigentlich nicht schlecht gemacht, oder?«
    »Doch, ganz gut. Und weiter?«
    »Wärt …, wärt Ihr dann bereit, beim Grafen ein gutes Wort für mich einzulegen?« Wulfhard blickte auf die Landstraße, die vor ihnen lag und an deren Ende in nicht allzu langer Zeit Buchhorn auftauchen würde. Der Schnee war jetzt endgültig geschmolzen, und in den Bäumen über ihnen begrüßten unzählige Vögel die Sonne. »Ich hab gelogen«, gestand er zähneknirschend. »Der Graf hat mich Euch nicht hinterhergeschickt. Ich bin abgehauen.«
    »Ach?«
    Wulfhard musterte den Mönch von der Seite. Plötzlich kniff er die Augen zusammen. »Ihr habt das die ganze Zeit über gewusst, nicht wahr?« Es war weniger eine Frage als eine Feststellung. »Warum habt Ihr mich nicht zurückgeschickt?«
    Endlich gestattete Eckhard sich das Lächeln, das schon die ganze Zeit in seinen Augen lauerte. »Warum hätte ich das tun sollen? Mir war klar, dass du eine große Hilfe sein würdest, und im Zweifelsfall bestraft der Graf dich, nicht mich. Aber keine Sorge«, er lächelte kurz, »ich werde mich für dich verwenden.«
    »Danke.«
    »Ist noch etwas?«
    Der Stallmeister betrachtete Righild und Hunfried. Das Mädchen war aufgewacht und unterhielt sich leise mit dem Söldner. Er hörte schweigend zu. Ab und zu schüttelte er ungeduldig den Kopf, aber insgesamt wirkte er nicht unglücklich. »Wissen die beiden, dass ihre Reliquie wertlos ist?«
    »Nein.«
    Wulfhard lachte überrascht auf. »Nein?«
    »Righild braucht schleunigst einen Mann, und wenn Hunfried anfängt, an Gottes Fügung zu glauben, umso besser. Wulfhard, du heißt ihre Sünde doch nicht etwa gut?«
    Wulfhards Gesicht drohte die Farbe seiner Haare anzunehmen. »Nein. Natürlich nicht.«
    »Dann ist es ja gut.« Eckhard verschränkte die Hände auf dem Hals des Pferdes und sah zum Himmel auf. »Nicht mehr lange und wir sind da. Ich schlage vor, du zeigst deinen guten Willen und kündigst dem Grafen unsere Ankunft an.« Wulfhard wurde blass, und Eckhard lächelte dünn. »Sag ihm, dass ich alles Weitere erklären werde. Vielleicht hört er dir ja zu.«
    »Sehr tröstlich«, knurrte Wulfhard, aber er drückte dem Pferd die Fersen in die Seiten.
    Als er an Gerald vorbeikam, lächelte der Schmied trotz seines verbrannten Gesichts. »Du hast mit Eckhard gesprochen? Er

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