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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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auf dem Markt in Erinnerung zu rufen. »Er hat mit vielen Menschen gesprochen. Er hat gehandelt, aber mir ist niemand aufgefallen.«
    »Er kennt Dietger nicht. Das bringt nichts«, mischte Gerald sich ein.
    Eckhards Hände öffneten und schlossen sich. »Wirkte er beunruhigt? Irgendwie anders?«
    »Nein … – doch, ja.« Rodericus riss die Augen wieder auf. »Da war eine Gelegenheit, kurz bevor wir aufgebrochen sind. Da kam es mir so vor, als habe er Angst. Ich habe ihn gefragt, was passiert sei, aber er hat mir keine Antwort gegeben. Es war, glaube ich, kurz nachdem er einen Handel abgeschlossen hatte, mit zwei Männern.«
    »Zwei?«
    »Dietger war mit Bertram unterwegs«, erinnerte Gerald.
    »Richtig. Bruder, das ist jetzt ganz wichtig. Was ist genau passiert?«
    Wieder senkte Rodericus die Lider. »Er hat den beiden etwas verkauft. Eine …, eine Reliquie, wie er sagte. Er kam zu mir zurück, kehrte aber noch einmal zu den beiden an den Karren zurück, es war aber nur noch einer der beiden da. Warum, weiß ich nicht.«
    »Da muss er Silvanus gesehen haben.« Eckhard begann, auf dem Hof auf und ab zu laufen. Stroh raschelte und verfing sich im Saum seiner Kutte. »Er hatte Angst um das Dokument, kehrte zu Dietger zurück und gab es ihm. Wahrscheinlich wollte er es später wieder abholen. Er wusste nicht, dass er damit nicht nur sein, sondern auch Dietgers Todesurteil unterschrieben hatte.«
    »Aber wo ist das Dokument?«, rief Rodericus.
    »Und wo ist Silvanus?« Geralds Gesicht wirkte um die Salbenschlieren herum blass. »Haben wir ihn jetzt direkt nach Buchhorn geführt?«
    »Das haben wir wohl. Auf die Pferde! Wir müssen zu Dietgers Hütte.«
     
    Als Eckhards kleiner Trupp aus dem Wald auf Buchhorn zuritt, lag der Ort friedlich vor ihnen. Die Sonne brach durch die dünne Wolkendecke, der graue Dunst, der die Vorberge, hinter denen St. Gallen lag, verhüllte, war eine ferne, böse Ahnung. Fröstelnd wandte Eckhard sich ab. Irgendwo in der Ferne lag das Kloster. Dort gingen die Mönche ihrem geregelten Tagwerk nach. Dort lag auch seine Zukunft.
    »Für dieses Leben habe ich mich entschieden. Es ist mein Weg.«
    »Hast du etwas gesagt, Eckhard?«
    Der Mönch schrak zusammen, als er in Geralds blaue, forschende Augen blickte. Er schüttelte nur den Kopf.
    Wenig überzeugt wandte der Schmied sich ab. Sie hatten die Wiese erreicht, auf der Dietgers Hütte im Sonnenschein lag. Die Bienenkörbe standen nach wie vor unversehrt auf ihren Holzgestellen. Das sanfte Gesumme sorgte für einen trügerischen Frieden. Eckhard musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass auch die Spannung seiner Gefährten sich bis ins Unerträgliche steigerte. Er stieg vom Pferd und warf Wulfhard die Zügel zu, ohne den Stallmeister eines Blickes zu würdigen.
    Der band Eckhards und sein eigenes Pferd an einen Baum. Die anderen folgten seinem Beispiel, während der Mönch sich auf die Mitte der Wiese stellte und umsah. Sein schmales Gesicht drückte höchste Konzentration aus.
    »Warum geht er nicht in die Hütte?«, fragte Hunfried, während er selbst auf die Kate zuging.
    »Weil dort schon alles untersucht worden ist. Ich war schließlich da drin.« Bei der Erinnerung an die Totenwache kroch Gerald ein Schauder über den Rücken. »Da ist alles zerschlagen.«
    »Aber die Mörder sind doch offensichtlich unterbrochen worden«, beharrte Hunfried und schob das Kinn vor. »Ich gehe da jetzt rein.«
    »Bring Tücher mit und Handschuhe, wenn du sie finden kannst«, rief Eckhard ihm nach.
    Hunfried stutzte. Der Mönch hatte sich den Bienenstöcken bis auf wenige Schritte genähert und betrachtete sie eingehend. Als er die Stille in seinem Rücken hörte, drehte er sich mit einem angespannten Lächeln um. »Gerald hat recht, in der Hütte werden wir nichts finden. Aber hier!«
    »Aber … das sind Bienen.«
    »Welches Versteck würde ein erfahrener Imker sonst wählen?«, fragte Eckhard, und in seinem Gesicht leuchtete das Jagdfieber. »Mach schon, Hunfried, hol die Tücher, und dann nimmt sich jeder einen Korb vor.«
    »Aber ich bin kein Imker!«, rief Gerald. Er hob seine verbundenen Hände, aber niemand achtete auf ihn. Wulfhard und Eckhard betrachteten schweigend verschiedene Körbe. Lautlos schlenderte Gerald zu dem Stallmeister hinüber. »Du hast es ihm also gesagt?«, fragte er.
    Wulfhard stieß ein Knurren aus.
    »Und?«
    Ohne aufzusehen, ging Wulfhard in die Hocke. »Ich bin tot«, sagte er trocken.
    »Aber …«
    »Hier!«, rief

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