Die Reliquie von Buchhorn
ich nicht gesondert.«
»Einverstanden!«, antwortete Eckhard, ohne auf das Entsetzen seiner Begleiter zu achten.
»Na dann!« Leuthard drehte sich um. »Gertrude! Vier Bier, aber verschütt es nicht!« Er wartete, bis die dralle Magd die Krüge herangeschleppt hatte, dann stürzte er sein Bier in ein paar langen Zügen hinunter und stand auf. »Entschuldigt mich, ich habe zu tun.«
Rodericus wartete, bis Leuthard außer Hörweite war, dann brach es aus ihm heraus: »Ich traue diesem Mann nicht!«
»Glaubst du, ich?« Eckhard verdrehte die Augen. »Mit Vertrauen hat das nichts zu tun, sondern mit Geschäft.« Er erhob sich. »Ich muss noch einmal weg, solange es hell ist. Ihr passt hier auf. Falls Leuthard mit jemandem spricht, will ich es wissen.«
Gerald folgte ihm ein paar Schritte. »Ich würde dich lieber begleiten. Bregenz ist kein gutes Pflaster.« Gleichzeitig drehten die beiden Männer sich um und sahen zu Rodericus hinüber, der zusammengesunken auf seiner Bank hockte und sein Bier mit beiden Händen umklammerte. Gerald grinste schief. »Schon verstanden. Aber sag mir trotzdem, was du vorhast.«
Eckhards Mund wurde grimmig. »Ich habe es satt, dass mich jeder anlügt. Und ich werde mit dem Knecht anfangen. Nur weil ein Mönch nach Wein fragt, reagiert man nicht so verlegen. Ich vermute, dass es Warmund auch um die Fleischeslust ging. Gibst du mir da recht? Und dabei kann ich Rodericus nicht gebrauchen.«
»Was hast du eigentlich gegen den Jungen?«
Sekundenlang hielt Eckhard Geralds Blick stand, dann schüttelte er heftig den Kopf. »Es … es ist nicht einfach. Rodericus versteht nichts von der Welt, und ich …«
»Du verstehst zu viel davon«, schloss Gerald. Er legte seinem Freund die Hand auf die Schulter und drückte sie. »Folge deinem Herzen. Jemand wie du kann dabei nicht fehl gehen.«
Eckhard seufzte. Er nickte Gerald zu und schlüpfte aus der Tür. Kalte Luft schlug ihm entgegen. Der Frühling war ihm nie weiter entfernt erschienen. Er zog den Mantel enger um sich und schlug den Weg ein, den sie gekommen waren. Geralds warnende Worte ließen ihn nicht los, und mehr als einmal blickte er über die Schulter, um zu sehen, ob er verfolgt wurde. Doch die Gesichter der Menschen blieben gleichgültig. Trotzdem war er erleichtert, als er die Gasse mit dem Stall und dem verwüsteten Weingeschäft vor sich sah. Er bog um die Ecke, als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm. Er wollte sich umdrehen, aber eine Stimme an seinem Ohr raunte: »Geh einfach weiter, Mönch.« Gleichzeitig spürte er die Spitze einer Klinge im Rücken.
Als sie an dem Weingeschäft vorbeikamen, fühlte Eckhard, wie er am Arm gepackt und in den dunklen Verschlag gezerrt wurde. Knoblauchgeruch wehte ihm entgegen.
»Was willst du?« Eckhard versuchte vergeblich, das Zittern seiner Stimme zu unterdrücken.
»Dir einen Rat geben. Geh in dein Kloster zurück und hör auf, Fragen zu stellen.«
»Das kann ich nicht!«
»Dann töte ich dich.« Das kantige Gesicht des Mannes war nicht mehr als ein verwaschener Fleck.
Eckhard sah die Klinge matt schimmern, aber sie bewegte sich nicht. »Gebt mir einen guten Grund dafür!«
Der Mann seufzte übertrieben. »Ihr verdammten Mönche! Aber gut, wenn du es genau wissen willst, dieser Rodericus verdient es nicht, dass du dir die Finger für ihn schmutzig machst. Hat er dir erzählt, welche Sorgen er sich um den alten Fettwanst macht?« Er lachte bellend. »Sie haben sich gehasst. Frag den Knecht, er wird dir bestätigen, wie die beiden sich gestritten haben. Dann ist der Alte weg, und der Junge ist noch eine ganze Weile in der Gasse auf und ab gegangen. Hat er dir das etwa nicht erzählt?«
Eckhard schwieg, und der Mann wiederholte sein keuchendes Lachen. »Hab ich mir gedacht. Verschwinde, du hast keine Ahnung, worum es hier geht. Und du willst es nicht wissen.«
»Wohin ist Warmund gegangen?« Das Messer näherte sich seiner Kehle, und er verstummte.
»Ich habe dir gesagt, du sollst keine Fragen stellen. Der Fettwanst ist fort, und die Welt ist kein schlechterer Ort.«
Eckhard presste seine zitternden Hände aneinander. »Sag mir deinen Namen, damit ich weiß, für wessen Seele ich beten muss.«
Das Schnauben des Mannes klang beinahe anerkennend. »Du kannst es nicht lassen, was, Mönch? Ich bin Hunfried. Bete um deiner Seele willen, dass unsere Wege sich nicht mehr kreuzen!« Er holte aus. Eckhard sah die Faust nicht kommen, die ihn an der Schläfe traf und gegen die Wand
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