Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
Vom Netzwerk:
unerbittlich.
    »Habe ich eine Wahl?«, fragte der Schmied mit einem leisen Seufzer.
    Eckhard legte ihm seine Hand auf die Schulter. »Tu es im Dienste der Wahrheit. Frag sie, aber behutsam, worüber Bruder Warmund mit ihr geredet hat. Alte Männer schwatzen.«
    Geralds Kiefer mahlten. Er packte Eckhards Hand und drückte sie so fest, dass der Mönch aufstöhnte. »Ich mache es. Aber Fridrun darf nichts davon erfahren!«
    »Wovon?«
    Gerald blickte seinen Freund verdutzt an, dann grinste er in plötzlichem Verstehen. »Also dann«, murmelte er und trat zögernd auf die Tür des Badehauses zu. Er hob die Faust und drehte sich noch einmal um.
    Eckhard winkte ihm aufmunternd zu.
    »Ich kann das nicht gutheißen«, zischte Rodericus. »Du verführst einen aufrechten Ehemann zur Sünde.«
    Eckhard lächelte nur. »Glaub mir, Gerald wird vor der Sünde schreiend davonlaufen. Er macht das schon!«
    Nachdenklich betrachtete Rodericus den breiten Rücken des Schmiedes. Als Eckhard schon mit keiner Antwort mehr rechnete, sagte der junge Mann leise: »Ich wollte, ich hätte dein Vertrauen in die Menschen.«
     
    Geralds Herz klopfte bis zum Hals, als er den Vorhang beiseite schob und den Baderaum betrat. Der Stoff roch muffig, und die feuchte Hitze trieb ihm den Schweiß aus den Poren. An den Wänden links lagen Bretter auf Holzböcken, die als Ablage für Kleider oder zur Entspannung dienten. Auf der rechten Seite führte eine Tür in den Hof, in dem Gerald den Brunnen vermutete. Ein pausbäckiges Mädchen goss heißes Wasser in einen Bottich. Die kräftigen Muskeln an ihren Armen wölbten sich, als sie den schweren Holzeimer in die Höhe stemmte. Ihr dunkles Haar war unverhüllt und klebte in feuchten Strähnen um ihr gerötetes Gesicht. Große Wasserflecken auf ihrem Leinenkleid ließen die bloße Haut darunter erahnen. Gerald fühlte, wie sich die Röte auf seinen Wangen vertiefte. Ihm war klar, dass dies kein anständiges Mädchen war.
    »Kann ich Euch helfen?«
    Er zuckte zusammen, als er ihre jugendliche Stimme hörte. »Äh … ich … äh …«
    In diesem Moment tauchte der kahle Kopf eines älteren Mannes über dem Rand des Bottichs auf. »Was ist, Righild? Ich hab für heißes Wasser bezahlt und …« Er stockte, als er den hünenhaften jungen Mann bemerkte, der verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. Er blinzelte ihm belustigt zu. »Neu hier? Legt Eure Kleider ab und kommt ins Wasser. Righild hat genug für zwei. Ist es nicht so, Mädchen?«
    Righild lächelte mechanisch und nickte Gerald zu. »Gebt mir Eure Kleider, Herr. Ich passe darauf auf.« Sie streckte die Hand aus.
    Gerald zögerte. »Und wer passt auf, wenn Ihr Wasser holt?«
    Sie fuhr sich mit nassen Fingern durchs Haar. »Hiltrud oder Hinrich.«
    »Und wo sind die jetzt?«
    »Mensch, Junge, jetzt kommt endlich ins Wasser!«, rief der alte Mann und winkte mit einem vom Dampf geröteten Arm. »Die Kleine klaut schon nicht. Die kann ihr Geld anders verdienen!« Er patschte Righild auf die ohnehin nassen Brüste.
    Gerald wandte hastig den Blick ab. »Wo kann ich mich ausziehen?«, brachte er heraus.
    »Na da!« Der Kahlkopf deutete auf die Ecke, in der Gerald stand. »Nehmt Euch Tuch und Öl und steigt ins Wasser! Wie kann ein Mann mit Eurem Aussehen nur so schüchtern sein!«
    Mit rotem Kopf griff Gerald nach einem der Tücher und streifte den langen Leibrock ab. Eine Weile nestelte er an der Kordel seiner Hose herum, ehe er sich zu seinen Schuhen bückte.
    Der Mann lachte und reckte die Arme über den Kopf. Sofort trat Righild näher und rieb ihm Brust und Rücken mit Öl ein. Der Duft durchdrang die heiße Luft mit erstickender Süße. »Übrigens, mein junger Freund, wir hier gehen mit den Schuhen ins Bad.«
    »Ehrlich?« Gerald richtete sich auf. Als er sah, dass nicht nur der Kahlkopf, sondern auch die junge Magd unterdrückt kicherte, biss er sich auf die Lippe. Mit einer heftigen Geste streifte er die Schuhe ab und trat an den Zuber heran.
    In diesem Augenblick wurde die Hintertür aufgerissen und ein halbwüchsiger Junge kam hereingestürmt. Ohne von Gerald Notiz zu nehmen, sagte er: »Righild, der Brunnenmeister will neues Holz.«
    »Darum soll sich deine Mutter kümmern, Hinrich«, erwiderte das Mädchen unfreundlich. »Und jetzt raus hier!«
    »Brunnenmeister?« Gerald ließ seine Hose zögernd fallen und trat hastig hinter den Zuber.
    »Für heißes Wasser«, erläuterte der Gast, nachdem er Gerald abschätzend gemustert hatte. »Und

Weitere Kostenlose Bücher