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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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gehorsam seine Börse aus dem Gürtel und ließ sie klimpern. Eckhard schmunzelte befriedigt, als er sah, wie sich das Gesicht der Frau entspannte. »Also, war er hier? Und jetzt sag nicht, dass du dich nicht erinnerst. Wie viele Mönche kommen in dieses Haus?«
    »Manche häufiger als andere«, antwortete die Frau und grinste anzüglich.
    Eckhard unterdrückte ein Lächeln. »So, so! Aber mir geht es nur um den einen. War er hier?«
    Die Frau biss sich auf die Lippen. »Hm. Ja.«
    »Weiter! Was hat er gemacht?«
    »Was macht man hier schon?« Sie deutete mit großer Geste in das Dunkel, das sich hinter ihr erstreckte. »Ein Bad hat er genommen.«
    Eckhard machte einen Schritt vorwärts. »Allein?«
    »Nee.« Sie stocherte eine Weile mit einem schwarzen Fingernagel zwischen ihren noch schwärzeren Zähnen herum. »Mit der Righild.«
    »Eine Frau? Was behauptet das Weib da?«
    Eckhard brachte Rodericus mit einer brüsken Geste zum Schweigen. »Und was geschah dann?«
    »Dann ist er gegangen.«
    »Hast du ihn gehen sehen? Mit deinen eigenen Augen?«
    »Ja.«
    »Können wir Righild sprechen?«
    Die Frau schob eine fettige Haarsträhne hinters Ohr und schüttelte den Kopf. »Die hat zu arbeiten. Righild ist eine meiner besten Bademädge, die kann ich nicht auf der Gasse schwatzen lassen. Nichts für ungut. Kannst sie selber fragen. Geld hast du ja.« Sie bewegte den Zeigefinger der rechten Hand in der hohlen Linken auf und ab. »Wie wär’s, Mönch?«
    Rodericus schnappte nach Luft.
    »Kennst du einen Mann namens Hunfried?«, fragte Eckhard, ohne eine Miene zu verziehen.
    Die Erheiterung der Frau erstarb jäh. »Nein«, antwortete sie schnell.
    Eckhard nickte vor sich hin. »Dann danke ich dir für deine Auskünfte. Ich bin sicher, wir sehen uns wieder.«
    »Für zahlende Gäste steht mein Haus immer offen.« Sie grinste, aber die Fröhlichkeit wirkte aufgesetzt. Sekunden später krachte die Tür zu, und sie hörten, wie der Riegel von innen vorgeschoben wurde.
    Die drei Männer blieben im Schweigen der Gasse zurück. Rodericus wollte etwas sagen, aber Eckhard kam ihm zuvor. »Irgendetwas hat sie aufgescheucht. Sie hat nicht einmal auf die Bezahlung gewartet. Das will einiges heißen.« Er starrte auf die verschrammte Tür, als könne er sie mit den Augen durchdringen. »Eins ist klar. Einer von uns braucht dringend ein Bad.«
    Rodericus faltete die Hände. Seine Augen huschten unruhig hin und her. »Ich verstehe nicht«, bemerkt er unsicher. »Righild …«
    Eckhard drehte sich so heftig um, dass der jüngere Mönch zurückschrak. »Bruder Warmund war mit einer Frau zusammen, ist das so schwer zu verstehen? Und du willst mir erzählen, dass du nichts von seinem Lebenswandel gewusst hast? Woher hatte er das Geld, eine Hübschlerin zu bezahlen?«
    »Ich … ich weiß es nicht. Eine Hübschlerin … bist du sicher? Das ist Sünde!«
    Eckhard schnaubte nur.
    »Sünde!«, stöhnte Rodericus und bekreuzigte sich. »Wenn er tot ist, ist seine Seele verloren.«
    Eckhard packte ihn am Arm. »Bruder Warmund hat sich versündigt, mag sein, aber er hat nichts anderes getan als so mancher hohe Geistliche vor ihm.« Er seufzte leise. »Und manche von ihnen waren gute Männer. Gute Menschen.«
    Rodericus schüttelte heftig den Kopf. »Ich werde jedenfalls keinen Fuß in dieses verderbte Haus setzen. Und ich hoffe, auch du denkst an das Geheiß des Abtes.«
    Eckhard fuhr sich mit der flachen Hand über die Tonsur. Er sah aus, als ob er eine heftige Verwünschung ausstoßen wollte, aber er beherrschte sich. »Nein, natürlich nicht«, antwortete er mit erstickter Stimme. Sein Blick schweifte über die verlassene Gasse, bis er auf Gerald haften blieb.
    Der wich einen Schritt zurück. »Oh nein! Fridrun würde …«
    »Ja?«
    Gerald wurde blutrot. »Nichts, aber …« Er hob hilflos die Hände. »Eckhard, ich kann das nicht!«
    »Und er sollte es auch nicht«, warf Rodericus ein.
    Eckhard presste sekundenlang die Zähne aufeinander. Ohne auf die Einwände seiner Begleiter zu achten, erklärte er: »Bruder Rodericus und ich werden zu Leuthard gehen, während du dein Bad nimmst. Natürlich wird der alten Vettel klar sein, dass du Righild suchst, aber ich vertraue dir, dass du das Mädchen findest, sobald du einmal drin bist.«
    »Eckhard, hast du mich nicht verstanden? Ich gehe da nicht rein!«
    »Gerald, du stinkst! Du brauchst ein Bad.«
    Geralds Augen verengten sich zu blauen Schlitzen, doch Eckhards Gesichtsausdruck war

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