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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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komme schon damit zurecht.« Er grinste schwach. »Wulfhard ist seit Monaten in Buchhorn, und ich bin ihm noch nicht an die Kehle gegangen. Du kannst stolz sein!«
    Eckhard klopfte seinem Freund leicht auf die Schulter, und sie setzten sich in Bewegung. Rodericus folgte ihnen mit gesenktem Kopf.
    Je weiter sie zum Hafen kamen, desto schäbiger wurden die Häuser. Auch die Kleidung der Menschen wirkte zerlumpter, die Gesichter erzählten Geschichten von Armut und der Notwendigkeit, sich durchs Leben zu schlagen.
    Vor einem der größeren Häuser blieben sie stehen. Das an rostigen Haken aufgehängte Schild ächzte im Wind. Die natürliche Farbe des grünen Fischs auf blauem Grund blätterte ab, doch die Stimmen, die von drinnen kamen, zeigten, dass Leuthards Schenke auch so bestens bekannt war.
    Rodericus fuhr zusammen, als Eckhard ihn am Ärmel packte und leicht schüttelte. »Da drin überlässt du das Reden mir, verstanden! Du übrigens auch, Gerald.«
    »Wie immer«, sagte der Schmied und grinste. »Und wie immer werde ich meinen Mund nicht halten.«
    Eckhard lachte kurz auf und öffnete die Tür zum Schankraum, in dem trotz der frühen Stunde bereits zahlreiche Gäste auf Bänken oder Hockern saßen. Eine üppige Schankmagd versorgte die Trinker mit Bier.
    »Hat Leuthard also Ersatz für deine Fridrun gefunden«, raunte Eckhard Gerald zu. »Komm bloß nicht auf dumme Gedanken.«
    Gerald lachte. »Eine Frau reicht. Aber schau mal, Leuthard!«
    Gleichzeitig setzten sie sich in Bewegung und gingen auf den Mann zu, der leicht gebeugt hinter dem Ausschank stand und mit Adleraugen Gäste und Schankmagd überwachte. Die tiefen Narben in seinem Gesicht gaben ihm ein wüstes Aussehen, aber Eckhard erkannte sogleich, wie grau das Haar des Wirtes geworden war. Er stellte sich so dicht vor ihn, dass der Wirt zurückwich.
    »Du erkennst uns also.«
    Leuthards wachsamer Blick wanderte zur Tür und wieder zurück. »Gäste aus dem schönen Buchhorn«, brummte er. »Ich dachte, zwischen uns ist alles geklärt, Schmied.« Er sah Eckhard an. »Und zwischen uns auch! Also verschwindet und nehmt den Hänfling da mit!« Verächtlich zeigte er auf Rodericus.
    Eckhard verschränkte die Arme. »Denkst du manchmal noch an Berta?«
    Leuthards Miene verdüsterte sich. »Meine Tochter ist tot!«
    »Und wir haben den Mörder gefunden. Heute hast du Gelegenheit, eine alte Schuld abzuzahlen.«
    Der Wirt schloss die Faust um die Kante der Tischplatte. »Wieder einer ermordet worden?«
    »Der Imker«, entfuhr es Gerald.
    »Aber deshalb sind wir nicht hier«, unterbrach Eckhard ruhig. »Können wir irgendwo ungestört reden?«
    »Meinetwegen!« Leuthard bahnte sich einen Weg durch die Gaststube und scheuchte zwei Männer vom hinteren Ende eines Tisches fort. »Sauft vorn weiter, da kann Gertrude euch besser auf die Finger sehen!«
    Während die Männer grummelnd den Tisch räumten, nahmen die vier Platz. Ungeniert starrte Leuthard Rodericus an. Er entblößte seine unregelmäßigen Zähne. »Ist das der Knabe, der einen Mönch verloren hat?«
    Rodericus’ Gesicht überzog fleckige Röte, aber ehe er antworten konnte, fragte Eckhard: »Hast du von ihm gehört?«
    »Sollte ich?«
    »War er hier?«
    Leuthard grinste. »Ihr macht wohl Witze. Was sollte hier ein Mönch? Aber Ihr wollt wissen, wo er ist, und ich soll mich für euch umtun. Das kostet!«
    »Red einfach!«, knurrte Gerald.
    Leuthard lachte laut auf. »Freundlich wie eh und je. Hast du meine Schankmagd eigentlich geheiratet?«
    »Ja, das hat er«, warf Eckhard ein. »Und er möchte möglichst bald wieder bei ihr sein.«
    »Verstehe. Ich höre mich um. Dafür erwarte ich zwei Gegenleistungen.«
    »Zwei?« Eckhard hob die Brauen.
    »Ja, zwei. Erstens Geld: Ich will zehn Silberlinge, aus der Münze Eures verstorbenen Bischofs Salomo.«
    »Und zweitens?«
    »Das Versprechen, dass Ihr kein Wort von dem weitergebt, was Ihr über mich hört.« Sein Ernst verflog schlagartig, als er ihnen zuzwinkerte. »Das sind eh alles nur bösartige Gerüchte. Ihr kennt mich ja. Also?« Er hielt Eckhard die Hand hin.
    Der Mönch schlug ein. »Einverstanden!«
    »Das muss dir ja richtig wichtig sein«, sagte Leuthard nachdenklich. »Vielleicht hätte ich mehr Geld fordern sollen. Keine Sorge, Mönch, der Handel steht. Und mein erster Rat lautet, mach nicht so ein Geschrei wie dein junger Bruder. Das lockt nur die Aasfliegen an. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr hier Zimmer haben.« Wieder blinzelte er. »Das berechne

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