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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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»Sie wusste sofort, von wem ich spreche. Und dass er da war, wissen wir von …«
    »Ja, wir wissen es, Gerald, und er weiß es auch!« Eckhards Stimme wurde lauter. »Und ich weiß, dass du in der Nacht, als Warmund verschwunden ist, nicht geschlafen hast. Ihr habt gestritten. Warum, Rodericus?«
    Der junge Benediktiner schrak zurück. »Woher willst du das wissen?«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache. Ist es wahr?«
    Stille senkte sich über die zugige Kammer in Leuthards Gasthaus. Von der Straße her klang der übliche Gassenlärm zu ihnen herein. Gerald stand auf und befestigte das grobe Tuch vor dem Fenster. Es schützte nicht vor der Kälte, aber es gab ihm etwas zu tun. Verstohlen musterte er Eckhard. Mit der blauroten Verfärbung an der Schläfe und den funkelnden Augen sah er weniger denn je wie ein Mönch aus. »Eckhard«, begann er vorsichtig. »Du hast dem alten Weib gegenüber einen Hunfried erwähnt.«
    »Nicht jetzt!«, zischte Eckhard, ohne den Blick von Rodericus zu nehmen. »Erst will ich wissen, was unser ach so frommer junger Bruder von den Geschäften seines Kumpans gewusst hat! Also?« Er packte Rodericus an der Kutte und schüttelte ihn. Der machte eine Bewegung, als wolle er sich losreißen, doch Eckhards Griff war eisern. »Willst du deswegen, dass er nicht gefunden wird? Weil du genauso schuldig bist wie er?«
    »Nein!« Rodericus befreite sich mit einer heftigen Drehung und wich an die Wand zurück. »Ich will, dass er gefunden wird. Und ich habe nichts von seinem Handel gewusst. Jedenfalls nicht, als wir losgezogen sind. Später schon.« Er senkte kleinlaut den Kopf. »Ja, wir haben uns gestritten. In Bregenz habe ich ihn gefragt, ob unsere Reisekasse ausreicht. Er war sehr freigebig. Da hat er mir diese Reisekasse gezeigt.« Seine Augen folgten einer vorbeihuschenden Küchenschabe auf dem Boden. »Es war ein Beutel mit Reliquien.«
    Eckhard ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken. »Wie sollte er an einen Beutel mit Reliquien gekommen sein?«, fragte er ungläubig.
    »Um Sankt Michael gibt es viele Gräber«, erwiderte Rodericus mit tonloser Stimme. »Ihr wisst, dass wir keinen Heiligen haben. Deswegen hat man uns auf diese Reise geschickt, damit St. Michael seine eigene Reliquie bekommt. So wie dein früherer Abt, der Fürstbischof Salomo, der den Heiligen Pelagius nach Konstanz brachte. Unser Probst hat gedacht, dass er Unabhängigkeit von Lorsch bekommt, wenn auch zu uns Pilger kommen.«
    »Ja, aber dieser Beutel!«
    Rodericus nickte unglücklich. »Bruder Warmund muss … die Gräber geplündert haben.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Was hätte ich denn machen sollen? Bruder Warmund kannte sich in der Welt aus, ich nicht. Ich wäre verloren gewesen ohne ihn.«
    Er wirkte so jung und verschreckt, dass er Gerald fast leid tat. Wieder herrschte Schweigen, das nur die lauten Atemzüge des jungen Mönches durchbrachen.
    »Hast du uns noch etwas verheimlicht?«, fragte Eckhard kalt.
    Rodericus schüttelte den Kopf. Er lehnte an der Wand, als ob er sich sonst nicht auf den Füßen halten könne.
    »Und du hast nichts von den Reliquien gewusst, bis ihr nach Bregenz gekommen seid?«
    »Nein.«
    »Der Abt wird natürlich davon erfahren«, sagte Eckhard und stand auf. »Bete jetzt. Ich habe mit Gerald zu sprechen.«
    Ohne dem jungen Mann ein weiteres Wort zu gönnen, verließ er die Kammer.
    Gerald folgte ihm unbehaglich. »Eckhard …«
    Der Mönch hob seine schmale Hand. »Gib mir einen Moment, ich brauche Luft!«, stieß er hervor. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter, durchquerten die beinahe leere Gaststube und traten ins Freie. Dort ließ Eckhard sich gegen die Wand sinken und strich sich mit beiden Händen über seine Wangen.
    Gerald musterte ihn kopfschüttelnd. »Was ist zwischen dir und diesem jungen Mann? Du bist mein Freund, aber da drinnen hast du mir Angst gemacht.«
    Eckhard ließ die Hand sinken und lächelte matt. »Nicht doch!«
    »Doch! Rodericus ist ein Junge, nicht mehr.«
    »Aber es sind solche Jungen, mit denen ich den Rest meines Lebens verbringen werde, wenn ich ins Kloster zurückkehren muss. Gerald, ich …« Wieder legte er die Hand über die Augen. Sein Mund war eine dünne gepeinigte Linie.
    »Eckhard!«
    »Lass uns nicht darüber reden.« Der Mönch holte zitternd Atem. »Du wolltest drinnen etwas sagen. Was war es?«
    Gerald deutete mit der Hand auf die Schwellung, die in Eckhards blassem Gesicht wie ein Pestmal hervorstach. »Wer

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