Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
Vom Netzwerk:
Männer sich einer schwangeren Frau gegenüber anständig benehmen.« Sie blinzelte zu Udalrich auf. »Männer sind ja so plump.«
    Der Graf schlang den Arm um Wendelgards schweren Leib und sah ihr tief in die Augen.
    Fridrun nutzte die Gelegenheit, um mit einer letzten Verbeugung aus dem Zimmer zu schlüpfen.
     
    Auf dem Hof sah Fridrun sich nach Wulfhard um. Er stand mit finsterem Gesicht in einer Gruppe, die sich um einen jungen, schlammbespritzten Mann geschart hatte. Als ob er ihren Blick gespürt hätte, drehte er sich um. Die junge Frau erschrak ein wenig, als sie seinen angespannten, aggressiven Gesichtsausdruck sah. Er löste sich aus der Menschentraube und kam zu ihr.
    »Fridrun, Gott zum Gruß. Hält Euer Mann Euch einmal nicht an der kurzen Leine!«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Lasst die Scherze, ich finde sie nicht komisch. Wer ist das?«
    Wulfhard sah über die Schulter. »Das hässliche Fuchsgesicht? Das ist der Bote aus Bregenz. Der, der die Botschaft von diesem verdammten Mönch gebracht hat.«
    »Wulfhard!« Fridrun bekreuzigte sich.
    Er bleckte die Zähne. »Ist doch wahr! Er soll sich um den Mord kümmern, und jetzt treibt er sich bei den Welfen herum.« Wütend trat er gegen einen Stein.
    Fridrun betrachtete ihn von der Seite. Auf den zweiten Blick wirkte der Stallmeister eher hilflos als wütend. »Was ist denn jetzt mit Isentrud?«, fragte sie, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Eberhard holt sie.« Er blieb stehen und sah an ihr vorbei. Ein hässliches Lächeln verzerrte seinen Mund. »Dann bin ich dem Teufel vorerst von der Schippe gesprungen. War es doch einfacher, eine wehrlose Frau anzugreifen. Gott, wie ich Buchhorn hasse!«
    »Wulfhard, das meint Ihr doch nicht so!«
    »Und wie ich das meine! Ein feiger Haufen, alle miteinander! Und ich liege hier an der Kette!« Er ballte die Faust.
    Rasch legte Fridrun ihm die Hand auf den Arm. Ihre Fingerspitzen streiften die Narben an seinem Gelenk, während sie mit einem schelmischen Augenaufschlag zu ihm aufsah. »Ach Wulfhard, wirst du jemals aufhören, in Schwierigkeiten zu geraten?«
    Er grinste verlegen. »Wer weiß! Aber jetzt solltet Ihr Euch verabschieden. Wir wissen beide, dass ich kein Umgang für eine anständige Frau bin. Gisbert zerreißt sich schon das Maul! Geh an deine Arbeit, du verdammter Kerl!«, brüllte er quer über den Hof. »Schirr Frau Fridruns Wagen an! Beeil dich!« Finster sah er zu, wie der junge Knecht in den Stall schlenderte. »Noch einer, der mich lieber heute als morgen tot sähe«, knurrte er. »Und der wird Gudruns Schwiegersohn. Besser könnte es für mich gar nicht laufen!«
    »Nicht alle sind so«, flüsterte Fridrun. »Ich sage noch Gudrun Leb wohl, und dann muss ich wirklich aufbrechen. Ich werde für dich beten, Wulfhard.«
    Er stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Tu das. Auf dich hört Gott vielleicht.«
    Wulfhard sah Fridrun nach, wie sie leichtfüßig in die Küche lief. Plötzlich bereute er, sie fortgeschickt zu haben. Er biss die Zähne zusammen, bis er nicht mehr das Bedürfnis hatte, ihr nachzulaufen und sie zurückzuholen.
    »Es wird Zeit, dass du hier wegkommst«, flüsterte er. »Du wirst weich, Wulfhard. Jetzt sehnst du dich schon nach dem Lächeln einer Frau, die du nie haben wirst. Und das nur, weil sie dich nicht anschaut wie ein Ungeheuer.« Ziellos wanderte er über den Hof, aber nicht einmal Hilberts farbenfrohe Schilderung von seiner Reise vermochte ihn zu fesseln. Er hatte in seinem Leben selbst genug aufgeschnitten, um einen Lügner zu erkennen. Er ging in den Stall, striegelte die Pferde, doch auch diese Tätigkeit hatte nicht die beruhigende Wirkung auf ihn, die sie sonst hatte. Schließlich schleuderte er die Bürste in eine Ecke und trat ins Freie. Er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Eberhard in den Hof ritt. Vor ihm auf dem Sattel saß Isentrud. Sie hatte ihr Kopftuch tief ins Gesicht gezogen, und auf den Knien hielt sie ein zusammengeschnürtes Bündel. Ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst. Wulfhard blieb wie angewurzelt stehen. Gleichzeitig hob Isentrud den Kopf. Sekundenlang sahen die beiden sich an.
    »Isentrud!«
    Ihre Lippen bildeten nur noch einen blutleeren Strich. Sie wandte den Kopf ab.
    Eberhard hatte von dem kurzen Austausch nichts mitbekommen. Er glitt vom Pferd und streckte die Arme aus, um der Frau beim Absteigen zu helfen. Erst dann nickte er Wulfhard zu. »Kümmerst du dich um das Pferd?«
    »Das kann Gisbert machen.« Wulfhard hatte

Weitere Kostenlose Bücher