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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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ist es nicht so?«
    »In der Tat, von der Hardenburg. Ihr müsst ihm lieb und teuer sein.« Der Alchimist ließ das Stückchen Pergament in eine Schale fallen. »Dann wollen wir doch mal sehen, welche netten Zeilen wir nicht lesen sollten.«
    Er griff in ein Regal, nahm ein Glasfläschchen heraus, zog den Korken ab und schüttete zwei erbsengroße braune Kristalle in eine zweite Schale. »Schwefelleber. Nicht einfach herzustellen«, sagte Hartat voller Stolz.
    Aus einem Krug goss er Wasser über die Kristalle, die sich schnell auflösten. Mit einem Silberstab rührte er die Flüssigkeit einige Male um. »Nehmt bei Schwefelleber niemals Eisen oder Holz zum Umrühren. Ihr verderbt sie sofort und erhaltet unerwartete Reaktionen mit anderen Stoffen. Und nehmt nie zu viel davon, sonst löst Ihr das Pergament auf, denn eine wässrige Lösung von Schwefelleber greift Haut an, vor allem gegerbte.«
    Engelbert nickte bedächtig. Das erklärte, warum Bleizucker als Geheimtinte so beliebt war.
    »Schaut her, von der Hardenburg. Wenn unser Geschmack uns nicht getäuscht hat, wird uns gleich ein Wunder zuteil.« Er grinste und goss die gelöste Schwefelleber langsam über das Pergament.
    Augenblicklich wurde Schrift sichtbar, der Alchimist zog rasch die Schale weg.
    Engelbert las und fühlte das erste Mal seit zwei Tagen so etwas wie leise Zuversicht.
    Hartat drehte das Pergament mit einer feinen Pinzette um, aber die Rückseite war leer.
    »Vernichtet es«, befahl Engelbert.
    Hartat zögerte nicht, nahm das Pergament und warf es ins Feuer. Kurz loderte es gelblich auf, als käme es aus der Hölle. Aber Engelbert wusste, dass es nur der Schwefel war, der verbrannte.
    »Viel Glück bei der Jagd«, wünschte der Alchimist.
    Engelbert dankte ihm, rannte in den Hof, wo Bohumir ungeduldig wartete. »Sammelt zwanzig absolut zuverlässige Männer! Wir brechen morgen in aller Frühe auf.«
    »Wohin?«, fragte Bohumir. »Amalie aus den Klauen eines Wahnsinnigen befreien.«
***
    Die Flammen schlugen so schnell hoch, dass Rupert Fulbach unwillkürlich einen Schritt zurücktrat, obwohl sie ihn nicht erreichen konnten. Von der Anhöhe nördlich der Burg betrachtete er das Schauspiel, das er eigenhändig ersonnen hatte. Der Tag in dem Erdloch war eine Qual gewesen, aber er hatte sich durch diesen Anblick vielfach ausgezahlt.
    Der Donner des Brandes übertönte die Schmerzensschreie der Männer, die ihren sicheren Tod im alles verzehrenden Feuer fanden. Fulbach lächelte. War der Tod nicht in jedem Fall sicher? Wer dem Feuer entrinnen wollte, wurde von den Schützen niedergemäht. Eine perfekte Falle. Endlich hatte er diesen Emporkömmling, diesen lächerlichen Böhmerkönig vernichtet, endlich war der Weg frei, ein wahres Reich Gottes auf Erden zu errichten, in dem es keinen Platz gab für Juden, Ketzer und Muslime und in dem ein König regierte, der dieses Amtes würdig war.
    Das Tosen der Flammen würde sich allmählich legen und zu einem roten Glimmen werden. Kein Laut würde dann noch zu hören sein, kein Stöhnen, kein Schreien, keine Anklage. Keiner der Eingeschlossenen würde diesen Tag überleben, auch Karl nicht, der in diesem Augenblick ein Opfer der Flammen wurde.
    Fulbach konnte es kaum abwarten, die Asche des Königs durch seine Finger rieseln zu lassen und sie in alle Winde zu verstreuen. Noch war es zu früh, noch brannte das Feuer zu hell, noch waren die Mauern zu heiß. Aber in der kalten Winternacht würden sie rasch abkühlen.
    Fulbach ließ ein Lager aufschlagen und befahl, dass man ihn sofort benachrichtigen sollte, wenn die Flammen verloschen waren. Dann zog er sich in sein Zelt zurück.
    Noch vor dem Morgengrauen war er wieder auf den Beinen. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, als Erster den Ort seines Triumphes zu betreten. Rasch ließ er die Zelte abschlagen. Dann ließ er aufsitzen und führte den Zug in die ausgebrannte Ruine.
    Am Tor saß er ab. Die Burg war solide gebaut worden. Der Bergfried stand noch, die Steintreppe war nicht geborsten, aber das Dach war verschwunden. Die Schmiede war nicht mehr vorhanden bis auf den Rest einer Mauer. Der Palas war teilweise eingestürzt, schwelende Balken lagen zwischen den Mauern. Wahrscheinlich hatte das Gewicht der Balken die Wände des oberen Stockwerks mit sich gerissen.
    Fulbach öffnete seinen Umhang. Die Trümmer und einige qualmende Glutherde strahlten nach wie vor große Hitze aus. Er gab seinen Männern ein Zeichen. Sie schwärmten aus und suchten nach

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