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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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erwartet kam das Gehöft in Sicht, und Engelberts Annahme bestätigte sich: Das Tor stand offen, Knechte waren dabei, einen Holzstamm zu zersägen. Als sie das Banner des Königs sahen, traten sie zurück und verbeugten sich.
    Engelbert hetzte durch das Tor, der Innenhof war leer. Er sprang vom Pferd, warf seinen Umhang ab, zog sein Schwert und stieß die Tür zum Haupthaus auf. Eine Magd schrie auf und ließ vor Schreck eine Schale fallen.
    »Habt keine Angst«, rief Engelbert. »Wir sind Männer des Königs.« Er wandte sich ihr zu. »Ich suche eine Frau …«
    Die Magd nickte, zeigte auf den Kellereingang und dann auf einen Schlüsselbund.
    Bohumir und die anderen Ritter drangen ein, die Magd wurde blass.
    Engelbert riss den Bund vom Haken, der zweite Schlüssel passte. Er fiel beinahe die Stiege hinunter, als er plötzlich ein ersticktes Schluchzen hörte.
    Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel. Das Geräusch kam aus einem Holzverschlag, dessen Tür mit einem Riegel verschlossen war. Er holte mit dem Schwert aus, doch bevor er zuschlagen konnte, polterten Schritte die Treppe hinunter, und es wurde heller.
    Bohumir tauchte auf, in einer Hand ein Schwert, in der anderen ein Talglicht. »Ist sie hier?«
    Engelbert deutete auf den Verschlag und zerstörte mit einem Schwerthieb den Riegel. Ungeduldig riss er die Tür auf.
    Vor ihm saß eine junge Frau, aber es war nicht Rebekka. Schützend hielt die Frau zwei Mädchen von vielleicht elf oder zwölf Jahren und einen Jungen von drei oder vier Jahren im Arm. Alle vier waren verdreckt und stanken nach Exkrementen. Er beugte sich hinunter, die Frau schloss die Augen, begann zu zittern, die Mädchen und der Junge starrten ihn regungslos an. Jetzt erkannte Engelbert, dass das, was er für Dreck gehalten hatte, verkrustetes Blut war.
    »Ihr braucht keine Angst mehr zu haben«, sagte Engelbert. »Wir sind Männer des Königs.«
    Doch die Frau hörte nicht auf, vor Angst zu schlottern und zu schluchzen.
    Engelbert streckte eine Hand aus, alle vier zuckten zusammen.
    Die Frau und die Kinder waren vergewaltigt und verprügelt worden. Engelbert hatte schon oft diesen leeren Blick gesehen. Es hatte keinen Sinn, länger bei ihnen zu bleiben. Er würde keine zusammenhängenden Worte aus ihnen herauskriegen.
    »Kommt!«, sagte er zu Bohumir, der mit seinem Talglicht alle Ecken des Kellers absuchte. »Hier ist sie nicht.«
    Sie kehrten in die Küche zurück. Bohumir verschwand nach draußen, Engelbert baute sich vor der Magd auf. »Was weißt du?«
    »Ich, Herr, gar nichts …« Schweiß stand auf ihrer Stirn.
    Ansatzlos schlug er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. »Noch eine Lüge und du nimmst den Platz dieser Frau da unten ein, und ich befehle meinen Männern, dich so lange ranzunehmen, bis du tot bist. Rede!« Engelberts Stimme zitterte vor Wut.
    »Mein Herr, Kylion Langenmann, hat sie dort unten eingesperrt. Ich sollte dafür sorgen, dass sie nicht verhungern. Und das habe ich auch getan.« Die Magd schluchzte.
    Vom Eingang her erschollen Flüche. Bohumir kam herein, gefolgt von drei Männern, deren Hände auf den Rücken gefesselt waren.
    Bohumir zeigte auf sie. »Unsere Ritter haben sie auf der Rückseite eingefangen. Sie sind gelaufen wie die Hasen, es war ein rechter Spaß.«
    Engelbert musste sich beherrschen, um den dreien nicht auf der Stelle das Gemächt abzuschneiden und es ihnen in den Rachen zu stopfen. Bevor er sich mit ihnen beschäftigte, mussten die armen Menschen im Keller versorgt werden. Er wandte sich der Magd zu. »Du kannst deine Strafe mildern, indem du die Frau und die Kinder versorgst und ihnen klarmachst, dass sie gerettet sind. Einer meiner Männer begleitet dich.«
    Die Magd nahm Brot, Käse und Wasser und stieg hinab in den Keller, der für vier unschuldige Menschen zur Hölle geworden war.
    Engelbert wandte sich den Gefangenen zu. Was sollte er mit den drei Widerlingen anfangen? Sie foltern? Nein. Das wäre unklug. Die Gefahr war zu groß, dass sie alles erzählten, was er hören wollte, auch wenn es nicht stimmte. Er konnte nicht jedes Wort überprüfen. Die Zeit drängte, er musste einen anderen Weg einschlagen. Er deutete auf den ersten der Männer. »Mitkommen!«
    Bohumir stieß den Mann vor sich her, Engelbert wählte einen Stall, überzeugte sich, dass niemand darin war. Er drehte sich zu dem Mann um. »Ich bin Engelbert von der Hardenburg, Ritter des Deutschen Ordens, Vertrauter und Freund deines Königs, Karl IV. Wer bist

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