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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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müßig sein! Brecht das Lager ab! Wir kehren zurück nach Prag. Und dann werden wir uns um Abt Fulbach kümmern. Ich will, dass er bald Gast ist in den Kellergewölben der Prager Burg!«
***
    Johann musste unwillkürlich gähnen. Seit dem frühen Morgen saß er auf einer unbequemen Bank in einem mäßig geheizten Raum in einem Haus am Altstädter Ring, dem zentralen Marktplatz der Stadt. Eine Universität hatte er sich anders vorgestellt: ein Palast der Gelehrsamkeit mit weiten Hallen, halbrunden Foren und Lehrern in weißen Gewändern. Aber vor ihm stand ein bunt gekleideter Mann, der ein wenig aussah wie ein Hofnarr: der Genueser Magister Fabrizio di Falcone. Seine langen Haare trug er offen, sein eckiges Kinn war glatt rasiert, seine Haltung aufrecht. Um ihn herum saßen zwei Dutzend Studenten, deren Aufmerksamkeit unermüdlich schien, obwohl di Falcone griechisch redete. Johann verstand kein einziges Wort. Er langweilte sich, aber er hatte sich vorgenommen durchzuhalten. Eigentlich hatte er etwas über das neue System der Rechnungslegung und Buchführung erfahren wollen, aber das wurde an der Universität gar nicht gelehrt. Di Falcone sprach offenbar über die griechischen Philosophen Platon und Sokrates, die Namen zumindest glaubte er verstanden zu haben.
    Endlich hielt der Mann inne, hob den Kopf, zeigte auf Johann und sagte auf Lateinisch, das Johann in Schrift und Sprache fließend beherrschte: »Zumindest einer Tugend scheint Ihr Euch rühmen zu können, werter Johann von Wallhausen aus Rothenburg ob der Tauber.«
    Johann wusste nicht, ob di Falcone den Satz als Frage oder Feststellung meinte. »Und welche ist das, Meister di Falcone?«
    »Die Geduld. Und die Fähigkeit, nicht dem unerbittlichen Drang des Schlafes zu erliegen, von dem jeder überfallen wird, der zuhören muss, obwohl er kein Wort versteht.«
    Die anderen Studenten klatschten Beifall, Johann wusste nicht, ob er verhöhnt oder gelobt wurde. Er entschied sich für das Lob und neigte kurz den Kopf. »Und Euch muss ich zugestehen, dass Ihr mir diese Prüfung besonders schwer gemacht habt.«
    Jetzt lachten die Studenten, Johann war gespannt, wie di Falcone auf die Stichelei reagieren würde.
    Der Magister hob eine Hand, sofort kehrte Ruhe ein. »Ich bin angenehm überrascht! Ihr seid anscheinend auch in den schönen Künsten bewandert, zumindest in der Rhetorik.« Er lächelte milde und blickte in die Runde. »Die Lektion ist beendet. Ich will mich nun meinem wortgewandten Freund hier widmen.« Er zeigte auf Johann und sagte in fast akzentfreiem Deutsch: »Wenn Ihr mir folgen wollt?«
    Johann sprang auf, kam ins Straucheln, viele Hände stützten ihn, einige klopften ihm auf die Schulter. Johann spürte einen Stich in der Magengegend. Die Menschen hier waren so viel gastfreundlicher als in seiner Heimat. Er wurde offenherzig aufgenommen, niemand begegnete ihm mit Misstrauen, selbst ein Magister der Universität nahm sich persönlich seiner an.
    Di Falcone winkte, nahm einen Hut, an dem drei Pfauenfedern steckten, und trat nach draußen auf den Platz. Johann folgte, ohne ein weiteres Mal zu stolpern. Der Schnee war schon längst von hunderten Füßen und Hufen zertreten, die Sonne schielte noch über die Dächer, aber sie wärmte nicht mehr. Johann zog sich die Gugel tief ins Gesicht, bevor er zaghaft seine erste Frage formulierte.
    Di Falcone lächelte, schlenderte los, begann zu reden, und jedes Wort war für Johann eine Offenbarung.
***
    Missmutig stocherte Engelbert in seinem Haferbrei. Sie hatten Vojtech von Pilsen gefunden, ja, neben dem Wegkreuz bei Pruhonice, genau wie sein Handlanger ausgesagt hatte. Aber der Feigling hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten.
    Keine Spur von Rebekka. Vielleicht war sie längst in der Hand der Feinde. Denn Kylion Langenmann war ebenfalls verschwunden. Am schlimmsten aber war das Gerücht, das seit Tagen durchs Land ging: Der König sei tot. Verbrannt in den lodernden Mauern der Burg Pasovary. Ausgerechnet. Pasovary war der ehemalige Stammsitz der Belcredis. War Karl wirklich dort gewesen? Aus welchem Grund? Und warum unternahm der König nichts gegen die Verbreitung des Gerüchts? Warum zeigte er sich nicht?
    Engelbert ließ den hölzernen Löffel sorgenvoll auf den Tisch fallen. Ihm gegenüber saßen seine Ordensbrüder und schauten nicht minder schlecht gelaunt drein. Wenn Karl dem Gerücht nicht bald widersprach, könnte es zu Unruhen kommen, vielleicht sogar zum Krieg.
    Und wenn es gar kein Gerücht

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