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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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wenn Ihr mich weiter so zerdrückt.«
    Sofort ließ Tassilo los und trat einen halben Schritt zurück. »Verzeih einem dummen alten Mann. Aber meine Freude ist so riesig, dass …«
    Er zog ein großes Leintuch hervor und schnäuzte sich.
    Rebekka legte eine Hand auf seinen freien Arm. »Wie schön, dass ich willkommen bin.«
    »Mehr als willkommen. Wenn du möchtest, kannst du für immer hierbleiben. Du weißt doch, dass du wie eine dritte Tochter für mich bist.«
    Rebekka schwieg verlegen. Sie war überwältigt von der Zuneigung dieses Mannes.
    Tassilo hob die Hände. »Verzeih meine Gedankenlosigkeit. Sicherlich bist du müde und hungrig. Soll ich dir etwas zu essen bereiten lassen?«
    Rebekka nickte. »Oh ja, bitte.«
    »Alberta!« Tassilo wandte sich der Küche zu. »Meine Nichte ist zurückgekehrt. Bereite ihr ein Bad und etwas zu essen. Und zwar rasch! Und sorge dafür, dass sich jemand um ihr Pferd kümmert!«
    Die Magd lugte neugierig um die Ecke. Sie schlug die Hand vor den Mund, als sie die verdreckte und erschöpfte Rebekka erblickte. »Sehr wohl, Herr«, stammelte sie und verschwand.
    Tassilo wurde ernst. »Wenn du dich gestärkt hast, musst du Engelbert von der Hardenburg aufsuchen. Ich schicke dir einen Knecht mit. Er lässt dich im ganzen Land suchen. Er erzählte mir, dass man dich entführt hat! Sag, wie bist du entkommen?«
    Rebekka fand die Sprache wieder. »Ich hatte Glück«, antwortete sie vorsichtig. Und einen guten Lehrer, ergänzte sie in Gedanken.
***
    Di Falcone schwieg einen Moment und blickte Johann in die Augen. »Habt ihr das verstanden?«
    »Bestens. Ihr habt eine Art zu erklären, da fliegt mir das Wissen zu, so, als ob Ihr einfach alles in meinen Kopf gösset.«
    »Dann wiederholt das, was ich Euch in den Kopf gegossen habe.« Er lachte leise. »Ein gutes Bild. Ich will es in Zukunft verwenden.«
    Johann fühlte sich geschmeichelt. »Zuerst muss ich hingehen und alles aufschreiben, was ich besitze, zudem alles, was mir andere schulden und was ich anderen schulde, und allem einen Wert geben. Am besten in der gebräuchlichsten Währung. Ich errechne die Differenz meiner Schulden, meiner Forderungen und meines Besitzes und erhalte dann den Wert, den ich zur Verfügung habe. Das mache ich an einem ganz bestimmten Tag im Jahr, und dann mache ich das ein Jahr später wieder. Wenn ich dann die Ergebnisse der beiden Berechnungen vergleiche, dann kann ich die Zunahme oder, im schlechteren Fall, die Verringerung meines Vermögens ganz genau beziffern.«
    Di Falcone deutete eine Verbeugung an. »Vortrefflich! Ihr lernt schnell, es ist offenbar viel Platz in Eurem Kopf, um etwas hineinzugießen. Und wie nennt man diese Art der Berechnung?«
    »Das ist die Bilancia, die Waage meines Vermögens.« Johann kratzte sich am Kopf. »Aber wie mache ich es mit dem Ungeld? Und den Zöllen? Diese Zahlungen vermindern ja mein Vermögen, aber das schert den Rothenburger Kämmerer bei seinen Berechnungen nicht. Der zählt nur, was ich habe an Geld und Waren, ohne meine Kosten zu beachten. Allein danach muss ich Steuern zahlen. Viele Händler wollen ihre Geschäfte schon allein deshalb weiterhin mündlich abschließen, weil sie auf diese Weise wenigstens den Kämmerer noch ein bisschen betrügen können.« Johann holte tief Luft und spürte die eisige Kälte in den Lungen.
    »Das ist in der Tat ein großes Problem, Johann von Wallhausen. In Genua, in Mailand, ja in fast ganz Italien könnt Ihr keine Geschäfte machen ohne ordentliche Buchführung. Im Reich hingegen«, er zeigte mit dem Daumen nach Westen, »interessiert sich niemand für unser Zahlenwerk.«
    »Ich weiß«, erwiderte Johann ein wenig bedrückt. Er kannte ja die Einstellung der Rothenburger: Neues war von vornherein verdächtig. Nur keine Veränderung. »Aber ich will es dennoch lernen. Dann kann ich nach Genua kommen und dort Handel treiben!«
    Di Falcone legte die Stirn in Falten. »So einfach ist es nun auch wieder nicht. Unsere Familien achten sehr darauf, mit wem sie sich einlassen. Und sie möchten natürlich das Geschäft keinem Fremden überlassen.«
    Johann nickte eifrig. »Keine Frage. Das ist bei uns nicht anders. Aber einen Versuch ist es doch wert, oder?«
    Der Italiener blieb stehen und blickte ihn aufmerksam an. »Mein lieber Johann! Ihr seid aus dem rechten Holz geschnitzt. Ich stimme Euch zu, einen Versuch ist es wert! Ich werde Euch alles beibringen, was ich kann. Ihr müsst mir nur eines versprechen: Behaltet meine kleinen

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