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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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Geheimnisse über die Gepflogenheiten der Genueser Handelsart für Euch.« Sein Blick wurde streng. »Nutzt sie, aber schweigt darüber. Schwört Ihr mir das bei der Heiligen Jungfrau?«
    Johann konnte sein Glück nicht fassen. Er hob die rechte Hand und schaute di Falcone in die Augen. »Bei Gott, dem Allmächtigen, ich schwöre es.«
    »Ich glaube Euch. Fragt mich nicht, wieso, aber Ihr erweckt in mir den Eindruck, dass Ihr ein rechtschaffener Mann seid.«
    »Ich werde Euch nicht enttäuschen, Fabrizio di Falcone, der Ihr nun mein Lehrer seid.« Johann verbeugte sich tief. Das Wissen des Genuesers würde ihm die Türen zu einem großen Markt weit aufstoßen. Wenn er erfolgreich war, konnte er Rothenburg den Rücken kehren, der Stadt, in der er sich seit dem großen Feuer nicht mehr zu Hause fühlte, ja, die ihm inzwischen regelrecht verhasst war. Er würde eine neue Heimat für sich und seine Familie finden. Agnes würde ihm bestimmt willig folgen.
    Eine unvermittelte innere Wärme erfüllte Johann. Jetzt musste er nur noch Rebekka finden, dann konnte er wieder ruhig schlafen.
***
    Engelbert schreckte aus dem Schlaf hoch. Er hatte ein Geräusch gehört, aber jetzt war wieder alles ruhig. Es war wohl ein Traum gewesen, doch wie zumeist konnte sich Engelbert nicht daran erinnern. Er wusste nicht, warum Gott ihm die Prophezeiungen verweigerte, die alle Träume in sich trugen.
    Schlaftrunken erhob er sich von seinem Lager, zündete einen Kienspan an und trat auf den Hof. Es war noch dunkel. Die eiskalten Steinplatten malträtierten seine nackten Füße wie die Zähne eines Raubtieres. Nichts rührte sich in der Kommende. Wo war die Wache? Engelbert beschlich ein ungutes Gefühl. Noch standen keine Truppen vor den Toren Prags, aber der Feind konnte überall sein, und ein einzelner Mann war oft wirkungsvoller als eine ganze Armee.
    Er kehrte zurück in seine Kammer, zog Schuhe an, nahm einen Dolch und schlich die Treppe zum Wehrturm hoch. In jeder Nische konnte ein Meuchelmörder verborgen sein, hinter jedem Mauervorsprung konnte der Tod lauern, wenn die Wache nicht auf dem Posten war oder bereits überwältigt. Engelbert hörte einen Mann husten und entspannte sich. Die Wache lebte nicht nur, sie war auch aufmerksam. Leise ging er zurück zu seiner Zelle, schob die Tür auf und legte sein Messer auf die Truhe.
    Eine Hand legte sich unvermittelt von hinten auf seinen Mund, und im selben Moment spürte Engelbert eine Klinge an seiner Kehle.
    »Ein Laut, und Ihr seid tot.«
    Engelbert kannte die Stimme nicht. Sein Herz fing an zu rasen, sein Magen wurde zu Stein. Zwei Atemzüge lang passierte nichts. Hätte der Angreifer ihn töten wollen, wäre es schon vorbei gewesen.
    »So ist es gut«, sagte die fremde Stimme. »Ganz ruhig bleiben. Ich bin Matyas Romerskirch, ein Vertrauter des Königs.«
    Er nahm die Hand von Engelberts Mund, hielt etwas vor sein Gesicht. Selbst im schwachen Licht des Kienspans konnte Engelbert den kleinen Siegelring des Königs erkennen. Er nickte, das Messer verschwand von seiner Kehle. Engelbert wandte sich langsam um. Vor ihm stand ein schmächtiger Mann mit strohigem blonden Haar, dessen Arme allerdings bärenstark waren. Engelbert hatte sich in seinem Griff gefühlt wie ein Kaninchen im Maul eines Jagdhundes.
    »Engelbert von der Hardenburg! Ich habe eine Botschaft für Euch.« Matyas Romerskirch zog ein Dokument unter seinem nachtschwarzen Umhang hervor.
    Engelbert zögerte einen Moment. War das Karls Testament? Sein Letzter Wille? Er holte tief Luft, griff zu und entrollte das Pergament. Es war eindeutig Karls Handschrift. Engelbert war einer der wenigen, die das beurteilen konnten. Denn es gab nicht viele Dokumente, die der König selbst anfertigte. Schreiber erledigten die Arbeit, Karl unterschrieb nur, selbst das Siegel setzten meistens seine Sekretäre unter die Pergamente.
    Engelbert hielt den Text ins Licht, er begann ohne die formellen Einführungen, die besagten, dass Karl König sei und aus welchem Hause er stamme und so weiter und so fort. Selbst ein Datum fehlte.
    Mein lieber Freund und treuer Diener. Wenn Ihr dies lest, bin ich tot.
    Engelbert ließ das Pergament sinken. Also doch! Er ballte die Faust, unbändige Wut machte sich in ihm breit.
    »Lest weiter!«, befahl Matyas Romerskirch.
    Engelbert musste mehrmals zwinkern, um wieder einen klaren Blick zu bekommen, seine Augen brannten.
    Und wenn Ihr das glaubt, dann hat ein Teil meines Planes schon funktioniert. Dann haben die

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