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Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Martin
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sich ebenfalls und lächelte warm. »Dann wünsche ich Euch, dass Ihr findet, was Ihr sucht. Und dass Ihr über Stände und Religion hinweg immer den guten Menschen sehen werdet.«
    Johann verbeugte sich tief, schaute di Falcone noch einmal in die Augen, dann beeilte er sich, das Haus zu verlassen, denn die Rührung drohte ihn zu übermannen.
    So vieles hatte er hier in Prag erlebt und gelernt: Juden und Christen konnten in Frieden miteinander leben, und wenn dies nicht gelang, waren es in der Regel die Christen, die Zwietracht säten und Lügen verbreiteten. Er hatte gelernt, dass Rothenburg nicht die Welt war. Er hatte gelernt, dass er der Enge seiner Heimatstadt entfliehen musste, dass er hier in Prag ein neues Zuhause finden wollte, wo das Leben pulsierte. Aber er hatte nicht gefunden, was er am dringendsten suchte: Rebekka.
***
    Die Taube flatterte mit den Flügeln, bevor sie sich erhob.
    Engelbert dankte Gott für dieses Geschenk, für diesen Wimpernschlag Aufschub. Noch bevor das Tier richtig in der Luft war, zog er sein Schwert.
    Romerskirch erkannte seine Absicht und zog ebenfalls blank.
    Engelbert hieb in die Luft, in zwei Teile zerschnitten fiel der Vogel zu Boden. Im gleichen Augenblick spürte er einen heißen Schmerz am Arm. Bevor Matyas ein zweites Mal zustoßen konnte, ließ er sich fallen. Keinen Moment zu früh. Matyas Romerskirchs Klinge fuhr neben seinem Kopf in den Waldboden.
    Engelbert zögerte nicht, nutzte den Augenblick, in dem Matyas über ihm war, und stieß seine Klingen nach vorn, mitten ins Herz seines Feindes.
    Romerskirch sackte in sich zusammen, sein Kopf kippte auf die Brust. Er war tot.
    Keuchend blieb Engelbert liegen. Auch das noch! Einer der engsten Vertrauten des Königs war durch seine Hand gestorben! Er rappelte sich auf und lauschte in die Dunkelheit.
    Ein Ast knackte, er fuhr herum, ließ erleichtert sein Schwert fallen.
    Bohumir eilte herbei, stützte ihn. »Ich habe alles gesehen. Matyas hat Euch angegriffen.« Er tastete Engelberts Arm ab. »Nur eine Fleischwunde. Davon ist in einer Woche nichts mehr zu sehen.«
    »Er hatte Rebekka durchschaut. Und er wusste, dass wir Karl verschwiegen haben, dass sie Jüdin ist. Er glaubte an eine Verschwörung.«
    »Die gibt es zweifellos, aber nicht wir sind die Verschwörer.« Bohumir trat zu Matyas’ Leiche und blickte auf ihn hinab. »Ihr seid nicht mehr der Jüngste, Engelbert, aber Ihr seid ein trickreicher Kämpfer. Die Taube in der Luft erlegt und den Mann mit einem Streich mitten ins Herz getötet. Alle Achtung!« Er wandte sich zu Engelbert um. »Wir können den Verlust verschmerzen. Er hat uns allen das Leben schwer gemacht mit seinem Misstrauen. Seinen Lebenszweck hat er längst erfüllt, als er damals den König rettete. Doch in der letzten Zeit hat er jeden verdächtigt.« Er rieb sich das Kinn. »Was machen wir jetzt? Keiner wird uns glauben, dass es Notwehr war, vor allem nicht, wenn herauskommt, dass Rebekka tatsächlich eine Jüdin ist.«
    Engelbert nickte. »Niemand darf erfahren, wie Matyas Romerskirch gestorben ist.« Er trat gegen einen Baumstumpf. Anstatt das Lügen zu beenden, verstrickte er sich immer tiefer. »Wir sind überfallen worden und müssen sofort das Lager abbrechen und fliehen.« Er schaute nach oben. »Gott weist uns den Weg. Die Wolken haben sich verzogen, der Mond ist hell.«
    »Dann lasst uns vor einer Übermacht Straßenräuber davonlaufen.« Bohumir schmierte sich Dreck und Blut ins Gesicht und auf das Wams.
    Engelbert vernichtete die Botschaft, die die Taube nach Prag hätte bringen sollen, und bedeckte Matyas’ Leichnam notdürftig mit Laub und Reisig.
    Dann rannten sie los. Sobald sie in die Nähe des Lagers kamen, begannen sie zu schreien, ein übermächtiger Feind sei ihnen auf den Fersen.
    In Windeseile war das Lager abgebrochen. Die Vorräte wurden auf die Reitpferde verteilt, den Wagen würden sie zurücklassen. Rebekka beteiligte sich schweigend an den Arbeiten, doch der Blick, den sie Engelbert zuwarf, verriet ihm, dass sie ahnte, was wirklich geschehen war.
    Schwer atmend hetzten sie durch den lichter werdenden Wald, die Pferde am Zügel, bis sie endlich auf einen Pfad trafen, der breit genug war, sodass sie aufsitzen konnten. Stumm galoppierten sie durch die Nacht. Ein fahler Mond ließ ihre Gesichter so blass erscheinen, als wären sie bereits alle tot.
***
    Der Wagenzug stand bereit. Es sollte zunächst nach Nürnberg und von dort heim nach Rothenburg gehen. Johann hatte seine

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