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Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)

Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)

Titel: Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Riccarelli
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nach Essen, das Quietschen eines Servierwagens auf dem Gang.
    Es war dieser dumpfe Lärm, die beharrlich stillstehende, schwüle Luft, die einem den Atem nahm und Beniamino dennoch zwang, hinzusehen, ihn endlich nötigte, von nahem an das zu rühren, was er jahrelang durch die Maschen seines Gartenzauns angestarrt hatte, die ihn zwang, neben und mitten in dieses Gemurmel zu treten, seinen Bewegungen zu folgen und den scharfen Geruch des Lebens zu atmen, das dort drinnen verfaulte.

A N DEM T AG, als Fosco in der Irrenanstalt ankam, lauschte Beniamino gerade versunken den Worten von Professor Cavani, hingerissen wie jedesmal von der Gelassenheit, mit der dieser Mann sprach und beim Gehen auf den Himmel zeigte, den er so sehr fürchtete und liebte, dass er daraus sein persönliches Gefängnis gemacht hatte.
    »Alles auf dieser Welt ist vorherbestimmt und ruht im Geiste des Zeus«, sagte der Alte. »Aber dieser Geist ist unergründlich. Was in ihm vorgeht, ist für unsere Ohren nicht wahrnehmbar. Seine Mäander bilden ein Labyrinth, dessen Bedeutung sich dem menschlichen Verstand entzieht.«
    Und während er das sagte, entwand er sich höflich dem Arm, den Beniamino ihm beim Spaziergang reichte, um die Hand hinter eine Ohrmuschel zu legen und die Augen zusammenzukneifen im Bemühen, etwas zu hören, was Beniamino offenbar entging.
    »Hör dir das an!« sagte er jedesmal, »hörst du dieses sinnlose Rauschen, das alle Wahrheiten abschürft und zerkratzt?«
    Unweigerlich zog er dann, als wollte er Beniamino ein großes Geheimnis offenbaren, nicht ohne sich zuvor vergewissert zu haben, dass keine Einmischung durch indiskrete Blicke drohte, immer dasselbe Stück Papier aus einer Tasche seines Hemdes hervor, einen schmierigen, zerknitterten Fetzen, bedeckt mit inzwischen verblassten Bleistiftlinien, die einstmals deutlicher eine Zeichnung, vielleicht eine Grafik dargestellt hatten.
    »Labyrinth mit zwölf Windungen«, flüsterte er, sich zu Beniamino vorbeugend, »kretisches Labyrinth, in den Fahrten des Odysseus von Ithaka versteckt, klar und deutlich wie der Kosmos selbst.«
    »Die Griechen wussten schon alles«, erklärte er schließlich, während er seine verschlissene Schatzkarte wieder sorgfältig zusammenfaltete. Dann ließ er sich fügsam zur Bank führen, den Blick zum Himmel gerichtet und immer dieselben Verse zitierend:

    Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod,
    ruhmvoller Odysseus. Lieber möchte ich fürwahr dem
    unbegüterten Meier, der nur kümmerlich lebt,
    als Tagelöhner das Feld baun,
    als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.
    Den Arm des alten Professors fest im Griff, führte Beniamino ihn über den Hof, obwohl es so aussah, als ließe er selbst sich gern von den Worten führen, mit denen dieser Mann seine Äußerungen über das unergründliche Wesen menschlicher Schicksale jedesmal abschloss. Beniamino war fasziniert von dieser Mischung aus Leiden und Sanftmut, ihn interessierte das Verhältnis zwischen dem Wahnsinn, der den Geist des Professors gefangenhielt, und dem Raum, der den Menschen gewährt war, denn diesen versuchte der Alte ihm als einen ebenso engen, verschlossenen Käfig darzustellen.
    Während sie im Rhythmus der Verse Homers auf die Bank zugingen, überlegte Beniamino, dass in dieser Besessenheit eine Wahrheit lag, eine Wahrheit, die für diesen Mann vielleicht gerade deswegen zum Gefängnis geworden war, weil er vor ihr kapituliert und die Gewissheit akzeptiert hatte, dass er sich in einem Labyrinth ohne Ausgang verirrt hatte.
    Solche Labyrinthe gab es, recht bedacht, im Leben eines jeden Menschen. Ein Labyrinth war Elemiras Leben, eingezwängt zwischen familiären Verpflichtungen und der Erinnerung an Ignazios reglosen Körper auf dem Küchenstuhl, oder das von Aida, die nun schon seit langer Zeit zwischen den Stapeln gewaschener Laken, der Plackerei und der Bürde all der Dinge umherirrte, an die sie nicht mehr denken wollte, um endlich einen Hauch von Freiheit zu genießen. Auch sein eigenes Leben war ein Labyrinth, dachte Beniamino, solange er schwankte zwischen etwas, dem er soeben entflohen war, und etwas anderem, das er noch nicht genau kannte. Gerade darum klammerte er sich an die Worte des Professors, wie an jedes Lebenszeichen, an jeden Lichtstrahl, den er zwischen all diesen umhertreibenden Booten noch entdecken konnte.
    An die Fetzen der Träume von Marzio Cadorna zum Beispiel, der tagsüber mürrisch und unhöflich wirkte, aber wenn man seine ersten Worte am

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