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Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)

Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)

Titel: Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Riccarelli
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Küche versammelten, an dem sie sich für die sonderbare Familie halten konnten, die sie wirklich waren.
    In diesem Aufschub schienen die Irren einen eigenartigen Frieden zu finden. Getröstet vielleicht von der Musik der homerischen Verse, die noch immer in der Luft schwebten, blieben sie still sitzen und warteten darauf, dass der Morgen dämmerte und das Licht der Sonne einen neuen Tag anbrechen ließ, an dem sie Schutz in Marcellas Armen und Beniaminos Freundlichkeit finden konnten, an dem sie den beißenden Rauch von Marzis Zigarren einatmen, Brunis finsterem Blick ausweichen und darauf warten konnten, dass Mara die von Elemira zubereiteten Speisen auf den Tisch bringen würde. Denn alles, was sie im Pianoro gefunden hatten, musste wieder zusammengebracht und gehütet werden, damit sie dank dieser Gewohnheiten wieder die Verrückten spielen, ihre eigene Stimme sprechen und singen hören konnten, damit sie dem Faden sinnloser Geschichten folgen konnten und das sein durften, was ihnen gerade einfiel.
    Nur Fosco schien keinen Frieden zu finden. Nicht einmal die Umarmung seines Doktors hatte es vermocht, die Erregung zu bändigen, die ihn beherrschte, seit ein Gewehrlauf ihn gegen die Hauswand gestoßen hatte. Während die anderen um den Küchentisch saßen, um die Totenwache für Cavani zu halten und sich von der langsam verstreichenden Zeit einlullen zu lassen, sprang Fosco von seinem Stuhl auf, setzte sich wieder, lief hinaus auf den Hof und kehrte in die Küche zurück, verkroch sich ein paar Minuten lang in sich selbst, die Hände an den Kopf gelegt, um sich an den Haaren zu reißen und seinen Schädel zu drücken, als wollte er etwas herauspressen, was er doch nicht sagen konnte. Abgerissene Sätze kamen aus seinem Mund, angefressen von der Angst und einem Schmerz, der sie zu blockieren, zu schütteln und zu zerbrechen schien, der sie hinderte, sich zu einem fortlaufenden Gedanken aufzurollen, mit dem Fosco vollständig hätte ausdrücken können, was ihn quälte.
    Beniamino ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Foscos Leiden opferte er seinen Wunsch, sich in Marcellas Armen zu erholen, sich selbst und sie durch die körperliche Nähe für das Leben zu stärken, das beide in diesem Moment als beschädigt und zerbrechlich empfanden. Statt dessen begnügte er sich mit einer hastigen Liebkosung, ein paar Sätzen und Blicken, da Foscos Toben nichts Gutes versprach und Beniaminos ganze Sorge in Anspruch nahm. Der Junge kämpfte offenbar wieder mit den Abgründen, die die im Pianoro geatmete freie Luft in weite Ferne gerückt zu haben schien. Wieder verzog sich sein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse wie hinter den Mauern der Irrenanstalt, als würde etwas sein Inneres zerreißen, er schien niemanden zu sehen, so sehr beherrschten ihn die quälenden Gedanken, die er gleichzeitig floh und verfolgte.
    Während die Bewohner des Pianoro für Cavani Totenwache hielten, verließ Fosco mitten in der Nacht endgültig das Haus und überquerte den Hof mit großen Schritten, so wie er in einer Zeit, die schon endlos weit zurückzuliegen schien, über den Hof des Irrenhauses gegangen war. Beniamino folgte ihm besorgt. Er suchte nach Möglichkeiten, sich einen Weg in Foscos Inneres zu bahnen, um ihn in die Wirklichkeit zurückzuholen, ihn vor seiner Verzweiflung zu retten. Stundenlang folgte er Fosco, stundenlang versuchte er, ihn zu sich zu rufen, auf Schritt und Tritt folgte er den ziellosen Wanderungen des Jungen, in der Hoffnung, er würde merken, dass jemand in seiner Nähe war. Er sang die Lieder, die Fosco mochte, und murmelte mit ihm die verstümmelten Sätze, die der Junge beim Gehen vor sich hin stammelte.
    Schließlich setzte er sich erschöpft und entmutigt auf die Bank neben der Veranda, um über seine Unfähigkeit nachzudenken. Wieder einmal war sein Wunschtraum zerplatzt, ein Arzt zu sein. Mit dem Rücken an die Hauswand gelehnt, die Augen geschlossen, spürte er Foscos ganze Qual auf sich lasten, und das Geräusch des Kieses unter jedem einzelnen seiner Schritte, jedes gemurmelten Wortes, das an seine Ohren drang, war eine Ohrfeige, die ihn verletzte, ein Messer, das in einer Wunde wühlte, die er, wie ihm schien, niemals hatte schließen können. Auf dieser Bank an einem vermeintlichen Zufluchtsort sitzend, den der wirkliche Wahnsinn, begleitet vom Tod, trotz allem erreicht hatte, sehnte Beniamino sich nach Rattazzis Stimme, seinem vertrauten Gesicht, den gewohnten Gesten, die er nun vermisste.
    Er

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